Elektronische Medien sind längst Teil des Alltags geworden – auch für Kinder. Dies zeigte sich besonders während der Corona-Pandemie: die Bildschirmzeit von Kindern stieg in diesem Zeitraum durchschnittlich um satte 52 Prozent an. Auch nach Lockerung der Maßnahmen sank die Zahl nicht auf ihr prä-pandemisches Niveau.
Doch wie wirkt sich eine hohe Bildschirmzeit auf Kinder aus? Ein japanisches Forscherteam arbeitete mit Müttern aus 50 verschiedenen Krankenhäusern zusammen, die zwischen Juli 2013 und März 2017 ihr Kind auf die Welt brachten. Insgesamt nahmen 7.097 Mütter aus den Präfekturen Miyagi und Iwate sowie deren Neugeborene an der Studie teil. Die Untersuchung ist Teil des Tohoku Medical Megabank Project Birth and Three-Generation Cohort Study.
Auf welche Lebensbereiche wirkt sich die Bildschirmzeit aus?
Im Zuge der Studie wurde untersucht, inwiefern sich verschiedene Bildschirmzeitmengen auf die Entwicklung von Kleinkindern auswirken. Als Bildschirmzeit wird die Zeit verstanden, die vor elektronischen Geräten verbracht wird. Dies inkludiert sowohl das Fernsehen als auch das Spielen von Videospielen sowie das Nutzen von Handys und Tablets. Die Entwicklung der Kinder wurde in diesem Zuge auf fünf verschiedenen Ebenen gemessen: Kommunikation, grobmotorische Fähigkeiten, feinmotorische Fähigkeiten, Problemlösungsfähigkeiten sowie persönliche und soziale Kompetenz.
Vier Stunden oder mehr am Tag haben teils negative Folgen
Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass eine Bildschirmzeit von vier Stunden täglich oder mehr bei einjährigen Kindern mit einer verzögerten Entwicklung in den Bereichen Kommunikation korreliert. Bei zwei- bis vierjährigen Kindern wird hingegen die Fähigkeit zur Problemlösung beeinträchtigt. Die Studie konnte jedoch zeigen, dass sich eine hohe Bildschirmzeit nicht negativ auf alle fünf der untersuchten Ebenen auswirkt.
Die beteiligten Wissenschaftler schließen nicht aus, dass es sich bei den Studienergebnissen auch um eine umgekehrte Kausalität handeln könnte und betroffene Kinder nur deshalb mehr an Bildschirmen hingen, da sie auf feinmotorischer oder persönlicher sowie sozialer Ebene in ihrer Entwicklung verzögert sind.
Eine erhöhte Bildschirmzeit kann bedeuten, dass Kinder sich nicht ausreichend bewegen, zu wenig Zeit im Freien verbringen oder nicht genug schlafen. Die World Health Organisation (WHO) empfiehlt für Kinder im Alter von zwei bis fünf Jahren daher eine maximale Bildschirmzeit von einer Stunde pro Tag. Das deutsche Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) sieht das Ganze noch etwas kritischer und empfiehlt für Kinder im Alter zwischen zwei und vier Jahren nicht mehr als eine halbe Stunde vor dem Bildschirm. Für Kinder zwischen sechs und neun Jahren dürfen es 45 Minuten und für Kinder ab zehn Jahren dann eine Stunde pro Tag sein. An beiden Richtwerten können sich Eltern orientieren. Einigkeit von WHO und BMFSFJ besteht darüber, dass Bewegung und Spielen im Freien besonders wichtig für Kinder sind. Die Zeit vor dem Bildschirm sollte im Leben des Kindes keine allzu wichtige Rolle einnehmen.
Eine gute Möglichkeit, um die negativen Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes zu verringern, ist auf die Form des Inhalts zu achten, der konsumiert wird. Ist die Beschäftigung mit dem Medium auf spielerisches Lernen oder die Förderung kognitiver Fähigkeiten ausgelegt, ist das eine gute Alternative zum einfachen Ansehen von Videos. Dennoch sollte darauf geachtet werden, dass Kinder mit dem Vokabular, dass sie möglicherweise durch Videos erlernen, auch umgehen können. Auf die Länge der konsumierten Videos sollte ebenfalls geachtet werden: Sind die Videos ausschließlich kurz, wird langfristig eine kurze Aufmerksamkeitsspanne gefördert und fokussiertes Arbeiten erschwert.
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