Krankheiten, die die Sehkraft und damit einen unserer wichtigsten Sinne beeinträchtigen, können zu einer massiven Verminderung der Lebensqualität beitragen. Eine solche Augenerkrankung ist das Glaukom, im Volksmund als Grüner Star bezeichnet, die in Deutschland zwischen ein und zwei Prozent der Bevölkerung betrifft: Etwa fünf Millionen Deutsche leben mit einem Glaukomrisiko; rund 800.000 Menschen sind bereits manifest erkrankt. Jährlich erblinden ca. 2.000 Menschen in Folge eines Glaukoms, weswegen es als eine der häufigsten Erblindungsursachen kategorisiert werden kann. Diese Zahlen verdeutlichen die Signifikanz regelmäßiger Vorsorgeuntersuchungen, um den Grünen Star so früh wie möglich detektieren und behandeln zu können, wie die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) ebenfalls plädiert.
Grüner Star, Grauer Star – Wo liegt der Unterschied?
Glaukom ist ein Überbegriff für mehrere Augenkrankheiten, die allesamt durch Schäden am Sehnerv gekennzeichnet sind. Grüner Star ist im Vergleich zum harmloseren und durch eine Operation kurablen Grauen Star nicht heilbar, und hat ohne entsprechende Therapie die vollständige Erblindung zur Folge. Da das zentrale Sehen im Normalfall vorerst nicht beeinträchtigt wird, machen sich Einschränkungen des Gesichtsfelds oft erst relativ spät bemerkbar – wenn die Schäden bereits irreversibel sind. „Das Glaukom ist heimtückisch. Die zentrale Sehschärfe nimmt erst im Endstadium der Erkrankung ab, wenn der Großteil des Sehnervs bereits abgestorben ist. Dieser unbemerkte Verlauf führt dazu, dass circa 50 Prozent der Menschen, die am Glaukom leiden, gar nicht wissen, dass sie an diesem erkrankt sind. Dadurch sind viele Patientinnen und Patienten bereits bei der Erstdiagnose sehbehindert, weil die Diagnose meist nur als Zufallsbefund gestellt wird“, betont auch Dr. Anton Hommer, Augenarzt und Vorsitzender der Glaukom-Kommission der Österreichischen Ophthalmologischen Gesellschaft (ÖOG).
Als wichtiger Auslöser für die Entstehung eines Glaukoms gilt ein erhöhter Augeninnendruck (in ca. 50 Prozent aller Fälle) in den Augenkammern zwischen Hornhaut und Linse, gefolgt von einer schlechten Durchblutung des Sehnervs, obgleich in diesem Bereich nach wie vor Forschungsbedarf besteht. Bei einem sogenannten Engwinkelglaukom – einer selteneren Variante der Erkrankung – kann sogar ein Glaukomanfall erfolgen, bei dem der Augendruck derart rapide zunimmt, dass ein unverzügliches ärztliches Eingreifen notwendig ist.
Anzeichen eines Glaukoms
In ihrem frühen Stadium zeichnet sich die Erkrankung durch die Bildung kleinster Lücken im Sichtfeld vieler Betroffener aus, die graduell und schleichend immer größer werden. So entstehen sukzessive, insbesondere an den äußeren Rändern des Sehbereichs, „blinde Flecken“, die das periphere Sehen einschränken. Weiters kommt es zu einer erschwerten Hell-Dunkel-Adaptation, sodass Betroffene länger benötigen, um sich an unterschiedliche Lichtverhältnisse zu gewöhnen.
Kopfschmerzen können als weiteres potentielles Symptom für den Grünen Star identifiziert werden: Ist der Abfluss des Kammerwassers über den Schlemmerschen Kanal behindert, staut sich das Kammerwasser auf, wodurch es zum rapiden Anstieg des Innendrucks im Auge kommt. Auch auf den Sehnerv wird dann Druck ausgeübt, Nervenzellen können absterben. Insbesondere im fortgeschrittenen Stadium des Glaukoms fängt auch die Sehschärfe an abzunehmen. Konturen werden zusehends schwerer wahrgenommen und das Sichtfeld wirkt verschwommen, was in einem erhöhten Sturzrisiko der Erkrankten resultiert.
Behandlungsmöglichkeiten
Obgleich keine Chance auf Heilung eines Grünen Stars besteht, gibt es diverse Möglichkeiten, um erhöhten Augendruck frühzeitig und effektiv zu behandeln. Zu den Therapien zählen Augentropfen, Laser sowie unterschiedliche Operationstechniken, wobei alle Ansätze darauf abzielen den Augendruck zu senken. Vorrangig kommen Medikamente, Laserbehandlungen oder eine Kombination aus beidem zum Einsatz. Sollten diese Methoden nicht greifen bzw. zielführend sein, stehen noch unterschiedliche operative Behandlungsmöglichkeiten wie z.B. die Trabekulektomie oder eine Reihe relativ neuer und vor allem sehr schonender OP-Methoden, sogenannte MIGS (micro invasive glaucoma-surgery), zur Verfügung.
Ein Restrisiko bleibt jedoch bei allen Glaukom-Operationsmethoden bestehen, da der operativ geschaffene Abflussweg nach einiger Zeit wieder vernarben und ein erneuter Anstieg des Augendrucks erfolgen kann. Das Fazit lautet also wie folgt: Verhindern kann man ein Glaukom nicht, aber je früher es entdeckt wird, desto leichter ist die Behandlung und die dadurch entstehenden Beeinträchtigungen können auf ein Minimum beschränkt werden.
Kyra
30.12.2022 10:23Warum habe ich diesen Artikel nicht früher gefunden? Ich suchte nach mehr Informationen über Glaukom. Zum Glück bin ich hier gelandet.