„Wahre Schönheit ist zeitlos“ gab einst die als eine der schönsten Frauen aller Zeiten titulierte Schauspielerin Marilyn Monroe von sich – ein Blick auf die gegenwärtige Schönheitsindustrie mit ihren unzähligen Anti-Aging Angeboten und Methoden lässt allerdings Zweifel an dieser Behauptung aufkommen. Um dem natürlichen Alterungsprozess im wahrsten Sinne des Wortes die Stirn zu bieten, greifen zahlreiche auf ihr Äußeres bedachte Männer und Frauen zur Unterspritzung mit Botox. Das Ergebnis wirkt jedoch oftmals starr, gekünstelt und affektiert. Und da nichts unästhetischer als ein sichtbarer ästhetischer Eingriff ist, gilt es Mittel und Wege zu finden, dieses Dilemma zu umgehen. Eine neue Alternative muss her – und sie lautet Baby Botox!
Botox für Babys?!
Beim Baby Botox geht es, wie der Name fälschlicherweise vielleicht vermuten lässt, nicht darum, Neugeborenen Botox zu injizieren, sondern um Botox als Prophylaxe: Im Gegensatz zur klassischen Botox-Behandlung wird beim Baby Botox nämlich eine signifikant niedrigere Dosis verabreicht. Frauen zwischen 30 und 40 Jahren sagen auf diesem Wege Fältchen, Unebenheiten, Krähenfüßen oder schlaffen Gesichtszügen den Kampf an, oftmals bevor diese überhaupt entstehen bzw. auftreten. Das Ergebnis soll durch die verminderte Dosierung natürlicher und weniger maskenhaft wirken. Warum die Baby Botox-KundInnen – 80 Prozent unter ihnen sind Frauen – in zunehmend jüngeren Jahren mit einer Behandlung beginnen, lässt sich anhand der Funktionsweise von Botox erklären.
Botox ist die geläufige Bezeichnung für Botulinumtoxin, ein Nervengift, welches von dem Bakterium Clostridium botulinum abgesondert wird und den sogenannten Botulismus verursacht. Kommt es zu einer Vergiftung mit dem Bakterium treten Lähmungserscheinungen auf, unter anderem der Herz- und Atemmuskulatur, die im schlimmsten Fall zum Tod führen können. Heutzutage können Botulismus-PatientInnen jedoch erfolgreich mit Antisera behandelt werden. In der ästhetischen Medizin wird der Giftstoff hingegen, wie bereits erwähnt, zur Glättung von Falten verwendet. Die Wirkung von Botox beruht auf einer irreversiblen Hemmung der Ausschüttung von Acetylcholin, ein Transmitterstoff, der bei Erregung eines Muskels vom dazugehörigen Nerv emittiert wird und eine Kontraktion des Muskels veranlasst. Wird Botulinumtoxin gespritzt, kann sich die Muskulatur nicht kontrahieren, woraus eine Lähmung bzw. Erschlaffung der Gesichtsmuskeln resultiert, sodass mimische Falten – zwischen den Augenbrauen, Lachfältchen, auf der Stirn, etc. – geglättet werden. „Bei jüngeren Patientinnen lässt sich bei elastischer Haut die Falte komplett zum Verschwinden bringen – beziehungsweise sie entsteht erst gar nicht“, so auch die stellvertretende Direktorin der Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie am Züricher Unispital, Nicole Lindenblatt.
Unnatürliche Natürlichkeit
Dennoch tut sich die Frage auf, wie es zum gegenwärtigen Zeitgeist passt, der in den Sozialen Medien, in Film und Fernsehen, etc. stets Natürlichkeit, Detox und Selbstliebe propagiert, dass sich derart viele Menschen freiwillig ein Nervengift unter die Haut spritzen lassen, das bei unsachgemäßer Anwendung nicht nur mit gesundheitlichen Risiken verbunden ist, sondern obendrein noch unecht wirkt. Vermutlich erliegt man an dieser Stelle einem Trugschluss, da Natürlichkeit insbesondere in der Schönheitsbranche großgeschrieben wird – zwar künstlich generiert und ausschließlich an der Oberfläche, doch Schein ist bekanntlich oftmals praktikabler und attraktiver als Sein.
Vor allem bei jüngeren Menschen reicht die Hälfte oder sogar nur ein Viertel der üblichen Dosis aus, um die Echtheit der Mimik zu wahren. Dr. Oliver Scheufler, Facharzt für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie an der AARE KLINIK Bern, konstatiert ebenso: „Meiner Erfahrung nach kann besonders bei jüngeren Patientinnen durch eine niedrig dosierte Botox-Behandlung eine gute Faltenbehandlung bzw. Prophylaxe erreicht werden, ohne dass das Gesicht unnatürlich oder starr wirkt.“ Wenn KundInnen bereits fortgeschrittenen Alters sind, ist eine höhere Dosierung erforderlich, um ein ähnlich makelloses Ergebnis zu erzielen und die in die Haut eingegrabenen Furchen zu ebnen. Dies birgt weitere eventuell gesundheitsschädigende Risiken, da oftmals noch zusätzliche Eingriffe, wie beispielsweise die Behandlung mit Fillern, vorgenommen werden müssen.
Faltenfreie Schönheit mit Verfallsdatum
Prophylaxe in Form von Baby Botox, damit sich die Tücken des Lebens erst gar nicht im Gesicht abzeichnen, klingt verführerisch nach ewiger Jugend. Diese ist allerdings mit einem Ablaufdatum versehen, da die Wirkung des Botox nur vier bis sechs Monate anhält, danach muss erneut Prävention betrieben werden – und das für die nächsten zehn bis 20 Jahre.
Neben dem finanziellen Aspekt spielt auch der gesundheitliche eine entscheidende Rolle, da selbst die Mini-Dosen von Botox potentiell gesundheitsbeeinträchtigende Folgen nach sich ziehen können. Typische Symptome sind etwa Schwellungen und/oder Blutergüsse an der Einstichstelle, Kopfschmerzen, Grippe-ähnliche Symptome, Mundtrockenheit, Schwindel, Hautausschlag und Juckreiz, sowie Muskelschwäche. Baby Botox ist eben auch kein Jungbrunnen in Spritzen und Injektionsnadeln, sondern lediglich ein Mittel zum Zweck der Hinauszögerung des Alterungsprozesses.
Richard van Omster
30.11.2022 14:53Ich kann mir vorstellen, dass sich Menschen mit Botox behandeln lassen, um in Zukunft größere Falten zu vermeiden. Ich glaube, es ist wichtig, einen Fachmann zu konsultieren. Ich persönlich finde ein natürliches Ergebnis am schönsten.