Seit einem Monat hat die Impfkampagne in Deutschland nach anfänglichen Start- und Lieferschwierigkeiten rasant an Fahrt gewonnen. Aktuelle Zahlen zeigen, dass ungefähr ein Drittel der deutschen Bevölkerung bereits geimpft ist. Eines der häufig verimpften Vakzine ist das des Herstellers BionTech. Nach jeder Impfung können Nebenwirkungen auftreten, die meist harmlos sind und normalerweise nach ein paar Tagen wieder abklingen. Nicht nur in Verbindung mit dem AstraZeneca-Impfstoff berichten Wissenschaftler von seltenen schwerwiegenden Nebenwirkungen. Jetzt gerät auch das Vakzin des Herstellers BionTech in die Kritik. Das Paul-Ehrlich-Institut hat dazu einen Bericht veröffentlicht.
Impfstoff als hochwirksam eingestuft
Seitdem der BionTech-Impfstoff gegen das Virus SARS-CoV-2 am 21. Dezember 2020 auf den Markt gekommen ist, stufen Experten diesen als hochwirksam ein. Es handelt sich hierbei um einen sogenannten mRNA-Impfstoff. Das bedeutet, dass bei der Impfung dem Organismus genetisches Coronavirus-Material injiziert wird. Dabei verändert das Mittel jedoch nicht die Genetik des Körpers. Bei der Immunreaktion werden dann Antikörper gegen das Virus gebildet. Untersuchungen haben auch bestätigt, dass das Vakzin eine hohe Wirksamkeit aufweist. Hierbei traten im Vergleich zu einer Placebo-Gruppe bei den BionTech-Geimpften 95 Prozent weniger Fälle von Covid-19 auf.
Häufig festgestellte Nebenwirkungen
Auch bei den mRNA-Impfstoffen von BionTech und Moderna können, wie bei jeder Impfung, Nebenwirkungen auftreten. Die Ständige Impfkommission (STIKO) bewertet jedoch beide Vakzine in den Punkten Sicherheit und Wirksamkeit als „gleichwertig“. Während einer Studie wurden Geimpfte mit einer Placebo-geimpften Kontrollgruppe verglichen. Hierbei traten laut der STIKO folgende Nebenwirkungen vermehrt auf:
- Schmerzen an der Einstichstelle (BionTech: 83%, Moderna: 88%)
- Abgeschlagenheit (Biontech: 47 %, Moderna: 65 %)
- Kopfschmerzen (Biontech: 42 %, Moderna: 59 %)
- Fieber nach der ersten Impfdosis (Biontech: 4 %, Moderna: 0,8 %)
- Fieber nach der zweiten Impfdosis (Biontech, Moderna: 15,5 %)
Schwerwiegende Nebenwirkungen sehr selten
In seltenen Fällen traten nach einer BionTech-Impfung schwerwiegende Nebenwirkungen auf. Hierzu zählten vorübergehende Gesichtslähmungen, deren Verbindung mit der Impfung nicht ausgeschlossen werden konnte. Dennoch traten bei der Placebo-Gruppe sehr schwere Impfereignisse sowie lebensbedrohliche Folgen etwa gleich häufig auf wie bei den BionTech-Geimpften. Deshalb konnten die Experten einen Zusammenhang hier nicht abschließend bewerten.
Herzmuskelentzündung nach BionTech-Impfung?
In Israel läuft die Impfkampagne schon etwas länger und schreitet zügiger voran als in Deutschland, dementsprechend wurden dort auch mehr Erfahrungen gesammelt. Mittlerweile haben über 60 Prozent der israelischen Bevölkerung eine Erstimpfung erhalten, rund 56 Prozent der 9,3 Millionen Menschen in dem Land sind bereits durchgeimpft. Laut dem israelischen Pandemie-Koordinator Nachman Ash kam es nach der Zweitimpfung vereinzelt zu Herzmuskelentzündungen (Myokarditis). Einer Untersuchung zufolge betraf diese seltene Nebenwirkung allerdings nur 62 Fälle unter den 5 Millionen Geimpften. Ash betonte, dass es noch nicht sicher sei, inwiefern dieser Anteil die Ergebnisse beeinflusst.
Verdachtsfälle bei BionTech-Impfstoff
Im Rahmen der Erkenntnisse aus Israel nimmt das deutsche Paul-Ehrlich-Institut nun die beschriebenen Nebenwirkungen genauer unter die Lupe. Hierbei berichtet das Institut, dass 12.409 Verdachtsfälle im Zusammenhang mit dem BionTech-Impfstoff gemeldet wurden. 1.139 Verdachtsfälle gab es in Verbindung mit dem Moderna-Vakzin, 17.170 Verdachtsfälle mit dem Mittel von AstraZeneca. Hinzu kommt, dass bei 431 Fällen der Impfstoff unbekannt blieb. Es ist schon länger bekannt, dass Vaxzevria vom Hersteller AstraZeneca in die Kritik geraten ist. Bei dem Impfstoff wurde ein erhöhtes Thromboserisiko festgestellt. Damit verbunden ist ein sehr seltenes Auftreten von gefährlichen Thrombosen, die bei einer sehr geringen Zahl der Betroffenen zum Tod führt. Geimpfte sollten unverzüglich einen Arzt aufsuchen, sobald sie nach der Impfung Symptome wie Kurzatmigkeit, Brustschmerzen, Beinschwellungen oder anhaltende Bauchschmerzen verspüren. Auch neurologische Beschwerden wie beispielswiese starke und anhaltende Kopfschmerzen oder verschwommenes Sehen sollten ernstgenommen und untersucht werden.
Allergische Reaktionen
Experten berichten, dass es bei einer Impfung mit BionTech sehr selten zu starken allergischen Reaktionen kommt. Es ist zwar möglich, dass eine sogenannte Anaphylaxie auftritt, jedoch ist das Risiko dafür sehr gering. Als Sicherheitsmaßnahme empfehlen Ärzte deshalb, dass frisch geimpfte Patienten nach der Impfung noch 15 bis 30 Minuten am Impfort verweilen, sodass Betroffene im Falle sofort medizinisch versorgt werden können. Generell sollten Impfwillige ihrem Arzt mitteilen, ob Allergien vorliegen, damit das Risiko einer allergischen Reaktion eingeordnet werden kann.
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