Schon länger ist bekannt, dass Feinstaub schädliche Auswirkungen auf unsere Gesundheit hat. Sieht man sich die Zahlen der Europäischen Umweltagentur (EEA) an, finden sich an die 400.000 Todesfälle, die in Folge von Feinstaubbelastung verursacht wurden. Neuigkeiten gibt es jedoch, was die Gefährlichkeit der kleinen Partikel angeht: Ein schweizerisches Forschungsteam fand darin weitere Stoffe, die unter anderem das Krebsrisiko erhöhen.
Sauerstoffradikale schädigen die Lunge zusätzlich
Bisherige Forschungsarbeiten konnten nur einen schädlichen Effekt der enthaltenen Partikel nachweisen, die mit einem maximalen Durchmesser von zehn Mikrometern ins Lungengewebe eindringen können. Dort setzen diese sich fest und können dort Folgeerkrankungen wie beispielsweise Asthma oder Lungenkrebs auslösen. Neu hinzu kommt durch die Erkenntnisse der Studie, dass auch reaktive Sauerstoffverbindungen, sogenannte Sauerstoffradikale (ROS), in Feinstaub enthalten sind. Diese zeigen sich unter anderem für oxidativen Stress verantwortlich, der sich ebenfalls belastend auf die Lunge auswirkt. Das verdopple insgesamt die schädliche Wirkung verglichen mit bisherigen Studienergebnissen.
Quelle und Dosis entscheidend
Es gibt jedoch zwei entscheidende Faktoren, wenn es um das Ausmaß der Gesundheitsschädigung geht. Denn „je mehr Partikel in der Luft schweben, desto höher das Risiko“, meinen die Forschenden in einer Pressemitteilung dazu. Aber nicht nur die Dosis sei ausschlaggebend, die Quellen spielen ebenfalls eine Rolle, wenn es um die negativen Auswirkungen auf die Gesundheit der Betroffenen geht. Besonders reaktionsfreudige Verbindungen stammen etwa aus Emissionen von Industrie und Verkehr, aber auch aus natürlichen Quellen wie Wüstenstaub oder Vulkanasche. Diese weisen einen erhöhten Anteil an Metallen auf, die mit anderen in der Luft vorkommenden Sauerstoffatomen die gefährlichen Stoffe bilden.
Neueste Technik gewährt neue Einblicke
Dabei wurden für die Gewinnung von detaillierten Ergebnissen mehrere Analysegeräte miteinander kombiniert. Besonders mit dem Einsatz von Röntgenlicht wurde so der Einblick in bis zu einer Auflösung von einem Mikrometer möglich. So waren sogar die genauen Abläufe der Reaktionen von den Stoffen untereinander für die Forschenden nachvollziehbar. Im Detail konnte so geklärt werden, welche genauen Umwelteinflüsse zu der Entstehung beitragen oder ROS wieder abbauen können. Beispielsweise kann die Wärme des Sonnenlichts die Verbindungen wieder auflösen und so die Konzentration immer weiter verringern. Umgekehrt aber breiten sich ROS deshalb besonders gut bei mittlerer Luftfeuchtigkeit und um die 20 Grad aus, was für ein erhöhtes Aufkommen in Innenräumen ohne natürliche Sonneneinstrahlung spricht.
Forscherteam über Ergebnis besorgt
„Wir gehen davon aus, dass die gleichen fotochemischen Reaktionen auch in anderen Feinstaubpartikeln ablaufen“, gibt Forschungsgruppenleiter Markus Ammann anhand der gewonnen Erkenntnisse zu bedenken. „Wir vermuten sogar, dass nahezu alle Schwebeteilchen in der Luft auf diese Weise zusätzliche Radikale ausbilden“, ergänzt Aaron Alpert, Erstautor der Studie. Die Tatsache, dass diese schon unter alltäglichen Bedingungen auftreten können, macht Feinstaub umso gefährlicher. Das würde weiters erklären, warum so viele Menschen scheinbar ohne konkreten Anlass an Atemwegserkrankungen oder von Krebs betroffen sind. Wenn sich dies durch weitere Studien bestätigt, müssten in Folge die Grenzwerte für Luftqualität erneut angepasst werden, so die Forscher.
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