Ausstrahlung und Charakter sind in vielen Lebensbereichen relevant. Dennoch kann nicht abgestritten werden, dass Aussehen ebenfalls eine Rolle spielt – insbesondere unsere Körpergröße. Einer aktuellen Studie zufolge beeinflusst diese unsere Gesundheit in vielerlei Hinsicht.
Erhöhtes Erkrankungsrisiko durch Körpergröße?
Dass Körpergröße das Risiko für bestimmte Krankheiten erhöht, wird in medizinischen Forschungskreisen schon länger vermutet. So zeigte 2019 eine deutsche Studie, dass kleine Menschen tendenziell häufiger an Typ-2-Diabetes erkranken. Ergebnisse eines schwedischen Forschungsprojektes aus dem Jahr 2017 deuten ebenfalls auf einen Zusammenhang hin – große Personen leiden aufgrund ihrer langen Extremitäten vermehrt an Durchblutungsstörungen und weisen folglich ein erhöhtes Thromboserisiko auf. Obwohl diese Resultate eine Korrelation nahelegen, konnte bisher nicht nachgewiesen werden, ob die Körpergröße selbst oder andere Faktoren das Erkrankungsrisiko beeinflussen.
Umfangreiche Datenbank analysiert
Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, untersuchten Mediziner der University of Colorado einen potenziellen Zusammenhang zwischen dem Auftreten bestimmter Erkrankungen und der tatsächlichen bzw. genetisch prognostizierten Körpergröße. Im Zuge der Untersuchungen analysierten die Experten eine umfangreiche Datenbank, welche genetische und gesundheitliche Angaben von mehr als 250.000 Erwachsenen und 1000 Krankheitsbildern enthält.
Körpergröße beeinflusst klinische Merkmale
Die Ergebnisse veranschaulichen, dass große Menschen ein erhöhtes Risiko für Krampfadern sowie Vorhofflimmern aufweisen, jedoch seltener von Bluthochdruck, Herzkrankheiten sowie hohen Cholesterinwerten betroffen sind. Darüber hinaus leidet diese Personengruppe häufiger an peripherer Neuropathie, welche oftmals durch beschädigte Nerven an den Extremitäten hervorgerufen wird. Auch das Risiko für Fuß- und Beingeschwüre sowie für Knocheninfektionen erhöht sich. Laut Forschungsleiter Sridharan Raghavan würden die Ergebnisse darauf hinweisen, dass die Körpergröße von Erwachsenen mehr als hundert klinische Charakteristika beeinflusst. Diese gehen zumeist mit einer verringerten Lebenserwartung und eingeschränkter Lebensqualität einher.
Sozioökonomische und genetische Faktoren ausschlaggebend
Laut Norbert Stefan, Professor für klinisch-experimentelle Diabetologie am Universitätsklinikum Tübingen, sei es allgemein bekannt, dass bestimmte Gene festlegen, wie klein oder groß ein Mensch wird. Jedoch werde hierbei häufig nicht in Betracht gezogen, dass jene Gene, welche maßgeblich unsere Körpergröße determinieren, darüber hinaus Einfluss auf gewisse Erkrankungsrisiken nehmen. Allerdings seien auch sozioökonomische Aspekte keinesfalls zu unterschätzen. Studien zufolge profitieren großgewachsene Personen häufiger von einem hohen sozialen Status, welcher das Risiko für bestimmte Volkskrankheiten signifikant verringert.
Umstrittenes Wachstumshormon
Des Weiteren spielt Ernährung eine entscheidende Rolle – wer von klein auf Milch- und Molkeprodukte zu sich nimmt, treibt sein Körperwachstum gezielt voran. Dies ist in erster Linie auf die Gene IGF-1 und IGF-2 zurückzuführen, welche durch den Konsum von Milchprodukten aktiviert werden. Neben gesteigertem Wachstum stimulieren diese Hormone auch die Fettverbrennung in den Organen, sodass größere Menschen tendenziell seltener eine Fettleber entwickeln. Trotz der gesundheitlichen Vorteile steigert eine erhöhte IGF-1 Aktivierung auch das Risiko für bestimmte Krebsarten.
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