Guter Schlaf ist enorm wichtig für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. Leider gibt es viele Menschen, die damit Probleme haben: In Deutschland leiden etwa 10 Prozent der Bevölkerung an einer behandlungsbedürftigen Ein- oder Durchschlafstörung, berichtet die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin. Besonders im Alter wird es schwieriger, die Nachtruhe einzuhalten. Eine Schlüsselrolle spielt dabei das Hormon Melatonin, welches dem Körper auch von außen als Nahrungsergänzungsmittel zugeführt werden kann, um erholsameren Schlaf zu finden. Doch wie wirksam sind Melatonin-Tabletten? Das Brigham and Women’s Hospital in den USA ging dieser Frage auf den Grund.
Ältere Menschen schlafen schlechter
Melatonin trägt dazu bei, den Schlaf-Wach-Rhythmus des Menschen mit Tag und Nacht zu regulieren. Wenn es dunkel wird, steigt der Melatoninspiegel und erreicht in der Nacht gegen drei Uhr morgens seinen Höhepunkt. Bei älteren Menschen ist das Hormonlevel jedoch oft niedriger, was zu Ein- und vor allem Durchschlafproblemen führt. In den USA ist Melatonin eines der am häufigsten verwendeten Nahrungsergänzungsmittel. Bei älteren Erwachsenen hat sich die Einnahme in den letzten zwei Jahrzehnten verdreifacht. Allerdings gibt es keinen Konsens über die richtige Dosierung von Melatonin, und Studien über seine Auswirkungen auf die Schlafqualität bei älteren Erwachsenen haben gemischte Ergebnisse erbracht. WissenschaftlerInnen des Brigham and Women’s Hospital führten daher eine Studie mit 24 gesunden, älteren Erwachsenen durch, um zu untersuchen, welche Melatonindosis den Schlaf verbessern könnte. Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift „The Journal of Pineal Research“ veröffentlicht.
Lieber Melatonin als andere Medikamente
„Schlafmangel tritt mit zunehmendem Alter häufiger auf, und angesichts der Nachteile verschreibungspflichtiger Schlafmittel geben viele ältere Erwachsene an, Melatonin einzunehmen“, erklärt der Hauptautor der Studie, Dr. Charles Czeisler, Leiter der Abteilung für Schlaf- und zirkadiane Störungen am Brigham. „Bisher gab es jedoch nur wenige Erkenntnisse über die Auswirkungen von Melatonin auf die Schlafgesundheit älterer Erwachsener. Unsere Studie liefert neue Beweise und Erkenntnisse und weist darauf hin, wie wichtig es ist, die Dosierung und den Zeitpunkt zu berücksichtigen, wenn es um die Wirkung von Nahrungsergänzungsmitteln wie Melatonin geht, insbesondere bei älteren Menschen.“ Um die Wirkung von Melatonin-Präparaten genauestens zu beurteilen, konzentrierten sich die Autoren der Studie auf gesunde, ältere Erwachsene (zwischen 55 und 78 Jahren), die keine größeren Schlafprobleme hatten. Sie bekamen jeweils zwei Wochen lang eine Placebo-Pille und zwei Wochen entweder eine niedrige (0,3 mg) oder eine hohe Dosis Melatonin (5 mg).
Hohe Dosis zeigt Wirkung
Das Forschungsteam stellte fest, dass die niedrige Dosis Melatonin nicht zu einer statistisch signifikanten Veränderung der Gesamtschlafzeit führte und dass Veränderungen zudem nur dann auftraten, wenn der Schlaf während des biologischen Tages eingeplant war. Teilnehmende, die die 5-mg-Dosis einnahmen, hatten einen signifikanten Anstieg der Gesamtschlafzeit und der Schlafeffizienz, unabhängig davon, ob der Schlaf während des Tages oder der Nacht eingeplant war. Die AutorInnen bemerken, dass weitere, größere Studien benötigt werden, um die Ergebnisse zu bestätigen und auch, um mögliche wirksame Dosen zwischen 0,3 und 5 mg zu finden. Auch die Effekte auf Menschen mit Schlafproblemen müssten untersucht werden.
Trotzdem sind die Ergebnisse vielversprechend, erklärt Autorin Dr. Jeanne Duffy von der Abteilung für Schlaf- und zirkadiane Störungen: „Es ist spannend zu sehen, dass Melatonin einen Einfluss auf den nächtlichen Schlaf älterer Erwachsener haben kann, denn wir wissen, dass so viele ältere Menschen Schlafprobleme haben.“ Bevor man aber Nahrungsergänzungsmittel einnimmt, sollte man aber mit seinem Hausarzt oder -ärztin sprechen und gegebenenfalls von SchlafspezialistInnen eine nicht diagnostizierte Schlafstörung ausschließen.
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