US-amerikanischen Wissenschaftlern gelang ein Durchbruch in der medizinischen Forschung: Nach 60 Jahren der Suche konnten sie endlich den Ort des körpereigenen Blutdruckbarometers bestimmen. Die entdeckten Sensoren sind dafür zuständig Veränderungen des Blutdrucks zu erkennen, sodass gegebenenfalls der Hormonspiegel angepasst und Änderungen ausgeglichen werden können. Die Befunde geben wertvolle Einblicke in die Blutdruckregulierung und könnten dabei helfen einen zu hohen (Hypertonie) oder zu niedrigen Blutdruck (Hypotonie) effektiv zu behandeln.
Regulierter Blutdruck dank Renin
Schon lange vermuten Wissenschaftler, dass in einigen Zellen der Nieren, den sogenannten Renin-Zellen, bestimmte Rezeptoren sitzen, die für das Gleichgewicht des Blutdrucks zuständig sind. Sie setzen das Hormon Renin frei, das den Blutdruck reguliert. Doch die natürlichen Barometer wurden nie gefunden – bis jetzt. „Es war aufregend, herauszufinden, dass der schwer fassbare Drucksensor, der Barorezeptor, der Renin-Zelle innewohnt, die die Fähigkeit hat, in derselben Zelle sowohl zu fühlen als auch zu reagieren“, berichtet Forschungsleiterin Maria Luisa S. Sequeira-Lopez.
So funktionieren die Kontrollzellen
Dank innovativer Labortechniken konnten die Forschenden die Funktionsweisen der Renin-Zellen nun entschlüsseln. So entdeckten sie, dass der Barorezeptor mit sogenannter Mechanotransduktion arbeitet. Er misst Änderungen des Drucks außerhalb der Zelle und übermittelt diese mechanischen Signale zum Zellkern. Das sei vergleichbar mit der Cochlea, die Vibrationen im Ohr in Nervenimpulse umwandelt, schreibt die University of Virginia in einer Pressemitteilung. So zeigten Sequeira-Lopez und ihr Team, dass Druck auf Renin-Zellen in Petrischalen zu Änderungen innerhalb der Zellen führte, sowie zu einer verminderten Aktivität des Renin-Gens Ren1. Weiterhin verglichen die Forschenden die Genaktivität in Nieren, die niedrigem beziehungsweise hohem Druck ausgesetzt waren.
Vielversprechende Therapieaussichten
In ihren Experimenten konnten die Wissenschaftler zeigen, dass die Barorezeptoren in den Renin-Zellen dafür sorgen, dass die Renin-Produktion gehemmt wird, wenn der Blutdruck zu hoch ist – und dass sie umgekehrt gefördert wird, wenn der Blutdruck niedrig ist. Dieser Mechanismus, der nun nach 60 Jahren endlich vollends aufgedeckt ist, ist essenziell für den Erhalt des richtigen Blutdrucks und somit für die Körperfunktion. Forschungsleiterin Maria Luisa S. Sequeira-Lopez blickt mit dieser Erkenntnis positiv in die Zukunft: „Ich freue mich auch auf die kommenden Arbeiten, um die Signal- und Kontrollmechanismen dieses Mechanotransduktors zu entschlüsseln und herauszufinden, wie wir die Informationen nutzen können, um Therapien für Bluthochdruck zu entwickeln.“
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