EMS-Training wird immer beliebter in der Fitnesswelt. Ursprünglich diente EMS-Training als Hilfsmittel von Physiotherapeuten zur Rehabilitation muskulärer Verletzungen. Mittlerweile machen sich Freizeit- sowie Leistungssportler die Vorteile davon zunutze. Dabei werden elektrische Impulse in die Muskeln gesetzt, die den Trainingserfolg maximieren. Nur kurze Trainingseinheiten ein- bis zweimal die Woche sollen so schon positive Veränderungen versprechen. Doch kann dieser Trend wirklich, was er verspricht?
So funktioniert EMS
EMS ist die Abkürzung für „Elektro-Myo-Stimulation“. Da „Myo“ Muskel bedeutet, beschreibt es also die elektrische Stimulation der Muskeln. Bei jeder Bewegung werden zuvor von den Synapsen an den Enden der Nervenzellen im Gehirn elektrochemische Signale zu den entsprechenden Muskeln gesendet. EMS beruht auf dem Prinzip diese elektrischen Impulse um ein Vielfaches zu verstärken und dadurch die Muskeln stärker zu beanspruchen. Dies ermöglicht einem sogar die einzelnen Muskelfasern gezielt von außen anzusteuern und zu stimulieren. Durch die elektrischen Impulse zieht sich die Muskulatur bis zu 85-mal pro Sekunde zusammen. Das sorgt für intensivere Trainingsreize, welche zusätzlich die Tiefenmuskulatur beanspruchen, um möglichst zeiteffizient die Muskeln aufzubauen. Aus diesem Grund dauert eine Einheit mit dem Strom höchstens 20 Minuten. Man trägt während der Stimulation einen Anzug mit Elektroden an den großen Muskelgruppen. Der Anzug ist über ein Kabel mit der Stromquelle verbunden. Während man unter Strom steht, führt man statische oder dynamische Übungen mit dem eigenen Körpergewicht aus. Ein Beispiel wären Kniebeugen oder Liegestütze. Erfahrene Sportler können auch Hilfsmittel wie Gewichte in das Training miteinbeziehen.
Vorteile für die Muskeln
Durch den Strom soll jede Übung intensiver und effizienter sein. Deshalb kann solch ein Ganzkörpertraining in viel kürzerer Zeit absolviert werden, als eines ohne Strom. Besonders bei Gelenkbeschwerden ist es hilfreich, da ein gelenkschonendes Training dennoch effizient gestaltet werden kann. Zwei EMS-Trainingseinheiten pro Woche zu je 20 Minuten versprechen die besten Erfolge. Dabei ist es wichtig, sich dynamisch zu bewegen. Absolviert man ein intensives Krafttraining mit den Elektroden, so können pro Einheit bis zu 500 Kalorien verbrannt werden. Die Sportler können durch die Trainingsform eine bessere Muskelwahrnehmung entwickeln und effektiver an ihre Grenzen gehen. Unter anderem verbessert sich die Sauerstoffaufnahme und es wirkt sich positiv auf den Blutdruck aus. Wunderwaffe allein ist das EMS-Training jedoch nicht, denn Ernährung und zusätzliche körperliche Betätigung werden für einen sichtbaren Unterschied dennoch benötigt.
EMS in Kombination mit anderen Sportarten bringt nachweislich den größten Effekt, da der Körper von den verschiedenen Reizen profitiert. Es muss aber nicht immer EMS sein: Eine 20-minütige HIIT-Einheit (High Intensity Intervall Training) hat den gleichen Effekt. Dazu bringt es den Vorteil, dass die hohe Belastung und kurzen Pausen die Herzfrequenz im Maximalbreich halten. So kommt es zum sogenannten Nachbrenn-Effekt, bei dem der Stoffwechsel auch Stunden nach dem Workout noch Kalorien verbrennt. Man kann demnach sagen, dass sich beide Stimulationen, EMS-Training und HIIT, durch eine hohe Belastung vieler Muskelgruppen zur gleichen Zeit auszeichnen. Danach ist aber in beiden Fällen unbedingt die Regenerationszeit zu beachten – Muskeln wachsen nämlich am meisten während den Erholungsphase.
Mit Vorsicht zu genießen
Grundsätzlich ist das EMS-Training für jede gesunde Person geeignet – mit der Voraussetzung, dass die Anleitung durch einen ausgebildeten Trainer oder Physiotherapeuten erfolgt. Selbst für die Stärkung der Muskulatur bei Senioren ist das Training mit Strom unbedenklich. Von EMS abgeraten wird hingegen Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Epilepsie oder einem erhöhten Thromboserisiko. Schwangere sollten ebenfalls die Finger davon lassen. Übertreibt man es mit dem EMS-Training, kann dies gesundheitliche Folgen haben: Während der Trainingsform wird nämlich erhöht Creatin-Kinase ausgeschüttet. Das Enzym versorgt die Muskeln mit Energie und kann bei Muskelkater im Blut nachgewiesen werden. Die Creatin-Kinase beim EMS-Training ist bis zu 18-mal höher als bei herkömmlichem Training. Das Enzym wird dann über die Nieren abgebaut. Wenn die Regenerationszeit nicht eingehalten wird, kann dies zu Nierenschäden führen. Außerdem sollte man nach dem Training unbedingt genug trinken.
EMS-Training kann, richtig eingesetzt, das allgemeine Workout unterstützen. Durch den Strom wird in kurzer Zeit ein intensives Training gestaltet. Ersetzen kann EMS-Training kontinuierliche sportliche Betätigung allerdings nicht. Außerdem ist bei der Anwendung Vorsicht geboten, denn durch Fehler sind mehr Schäden möglich, als dass man davon profitiert.
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