Laut Robert-Koch-Institut (RKI) ist fast ein Viertel aller Erwachsenen stark übergewichtig. Hauptsächlich schuld daran sind schlechte Ernährungsgewohnheiten. In Folge erkranken einige Betroffene an Typ-2-Diabetes. Mittlerweile sind es alleine in Deutschland schon 8 Millionen Menschen, die an Typ-2 der Zuckerkrankheit leiden. Mithilfe eines deutschen Forschernetzwerks könnten Wissenschaftler nun eine neue Therapie gefunden haben: Ein bestimmtes Hormon dient dabei als neuer Therapieansatz.
Regulierendes Hormon GIP
Die Forscher des Helmholtz Zentrums München, der ETH Zürich und des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) liefern in einer aktuellen Studie einen neuen Ansatzpunkt für die medikamentöse Behandlung von Adipositas und Typ-2-Diabetes. Sie fanden heraus, dass das Hormon GIP hinsichtlich Körpergewicht und Nahrungsaufnahme eine regulierende Rolle spielt. Das Hormon selbst wird im Verdauungstrakt gebildet und dockt mithilfe eines Rezeptors im zentralen Nervensystem an.
Erstmals an Mäusen getestet
Für die Studie wurden Wildtyp-Mäuse verwendet, bei denen anfangs durch falsche Ernährung Diabetes ausgelöst wurde. Danach wurde ihnen das Hormon GIP gegeben und laufend die Hirnaktivität beobachtet: „Dabei zeigte sich nach Gabe von GIP eine erhöhte neuronale Aktivität in Bereichen des Hypothalamus, die mit der Kontrolle des Appetits verbunden sind“, fügt Christian Wolfrum von der ETH Zürich an. Bei Wildtyp-Mäusen, die genetisch bedingt keinen GIP-Rezeptor in ihrem Organismus hatten, zeigte sich bei der Gabe des Hormons keine Änderung in der Gewichtszunahme. Auch die gemessene Nahrungsaufnahme veränderte sich nicht. Das unterstreicht die gewonnen Erkenntnisse um die neu entdeckten Eigenschaften des Hormons.
An Wirkstoffen wird geforscht
Die Ergebnisse der Studie sind für die Entwicklung einer medikamentösen Behandlung sehr hilfreich. Damit besteht die Möglichkeit über gezielte Hormontherapien Krankheiten wie Adipositas und Typ-2-Diabetes gut behandeln zu können. „Unsere Erkenntnisse können dazu beitragen, neuartige Wirkstofftargets zu entwickeln, die die Signalgebung und -wirkung des GIP-Rezeptors verbessern“, fasst Studienautor Timo Müller zusammen. Gemeinsam mit der Indiana University wird an einer GIP-Therapie geforscht, die schon bald Anwendung finden soll.
Derzeitige Therapiemaßnahmen im Überblick
- Um Typ-2-Diabetes gut in den Griff zu bekommen, ist eine Gewichtsreduktion unbedingt notwendig. Adipositas zählt zudem zu den größten Risikofaktoren, wenn es um die Entstehung der Zuckerkrankheit geht. Dabei beeinträchtigt das Bauchfett die Insulinwirkung maßgeblich. So kann unter Umständen eine Abnahme des Gewichts wirksamer sein als die Einnahme von Tabletten. Gewichtsziele sollten dennoch mit dem Arzt des Vertrauens abgesprochen werden, um hier richtig vorzugehen.
- Eine gesunde Ernährung spielt beim Abnehmen und Halten des Gewichts eine ausschlaggebende Rolle; vegetarisch oder vegan eignen sich hier besonders gut. Auch körperliche Bewegung sollte nicht fehlen, um die überschüssigen Pfunde schneller loszuwerden. Diese zwei Maßnahmen helfen, die Blutzucker- und Blutdruckwerte auf Dauer zu verbessern und Folgeerkrankungen, die mit Diabetes einhergehen, zu verhindern.
- Zucker sollte nach einer Erkrankung mit Diabetes strikt gemieden werden. Stark verarbeitete Kohlenhydrate, die etwa in Weißmehl und Fertiggerichten enthalten sind, sind ein weiteres No-Go. Vollkorn und Ballaststoffe sollten stattdessen Einzug in den täglichen Ernährungsplan halten. Dabei kann auch bei Brot, Nudeln oder Reis auch auf die Vollkornvariante zurückgegriffen werden. Diese enthalten komplexe Kohlenhydrate, die langsamer ins Blut übergehen und den Blutzuckerspiegel somit nicht zu stark ins Schwanken bringen.
- Medikamente gegen einen zu hohen Blutzuckerspiegel sind ebenfalls erhältlich. Diese heißen Antidiabetika und bestehen aus verschiedenen Wirkstoffklassen, die unterschiedlich am Körper ansetzen. Nach der Erstdiagnose durch einen Arzt wird in der Regel ein Medikament mit dem Wirkstoff Metformin verschrieben. Schlägt dieses nach drei Monaten nicht an, gibt es weitere Möglichkeiten, um den Blutzuckerwert wieder unter Kontrolle zu bekommen.
- Insulin ist unter den Behandlungsmöglichkeiten wohl die bekannteste, da auch Diabetes selbst damit zusammenhängt. Bei der Insulintherapie wird dem Körper mittels Spritzen zusätzliches Insulin zugeführt, da durch die körpereigene Insulinproduktion durch die Zuckerkrankheit stark eingeschränkt ist oder gar zum Erliegen kommt. Zur Behandlung gibt es schon sogenannte Pens, die vom Aussehen her einem Füllfederhalter ähneln. Bei künstlich hergestelltem Insulin gibt es kurz- und langwirkende Substanzen, die je nach Therapieschema zum Einsatz kommen. Auch hier ist der Gang zum Arzt notwendig, um die richtige Therapieform zu finden.
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