Sie zählt als häufigste Krebsart bei Frauen und fordert jährlich mehr als 17.000 Todesopfer – die Rede ist von Brustkrebs. Trotz der hohen Prävalenz dieser Erkrankung ermöglichen bemerkenswerte medizinische Fortschritte Betroffenen mittlerweile einen geregelten Alltag. Aktuelle Studienergebnisse bereichern die Behandlungsmöglichkeiten nun noch weiter: Forscher entwickelten spezielle Antikörper, die sich effektiv gegen Brustkarzinome wenden.
Errungenschaft der Immuntherapie
Schon seit Jahren profitiert die Krebstherapie von bispezifischen Antikörpern. Hierbei handelt es sich um Immunglobuline, die über zwei unterschiedliche Antigenbindestellen verfügen. Während ein Verbindungspunkt der Anknüpfung an ein tumorspezifisches Molekül dient, fokussiert sich der andere auf die Verknüpfung mit einem bestimmten Antigen, das sich auf der Oberfläche von Immunzellen befindet. Angesichts dieser Brückenfunktion der Antikörper geraten Krebs- und Abwehrzellen miteinander in Berührung, sodass das Immunsystem die entarteten Zellen gezielt attackiert und im Optimalfall abtötet. Die Wirksamkeit dieser Abwehrstoffe konnte bereits im Rahmen der Blutkrebstherapie unter Beweis gestellt werden. Bedauerlicherweise waren Experimente zur Elimination solider Tumore wie schwarzer Hautkrebs, Knochenkrebs oder Brustkrebs bislang nicht von Erfolg gekrönt.
Bispezifische Antikörper stimulieren Immunabwehr
Mediziner des Deutschen Krebsforschungszentrums kreierten in Kooperation mit dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen bipolare Immunkörper, die in einer Zellkulturschale effektiv die Immunabwehr anregen. Selbst bei millimetergroßen kugeligen Brustkrebszellen gelang es den Wissenschaftlern, diese Reaktion hervorzurufen. Im Zuge dessen entwickelten die Forscher mehrere Antikörpermodelle, die jeweils einem brustkrebstypischen Antigen entgegenwirken. Zudem bekämpfen die konstruierten Abwehrstoffe das Molekül CD3, das für die Expression der immunabwehrenden T-Zellen verantwortlich ist. Die Vernetzung der Antitoxine mobilisierte die T-Lymphozyten zur Freisetzung von Botenstoffen, die zellabtötende Prozesse in Gang setzen.
Potenzielle Herausforderungen bewältigt
„Die Kunst dabei ist es, bispezifische Antikörper gegen Tumorantigene und CD3 herzustellen, die so selektiv sind, dass sie ausschließlich am Tumorgewebe wirken, nicht aber das umliegende gesunde Gewebe angreifen“, erklärt der Studienautor Frank Momburg. „Das ist nicht trivial, da viele Tumorantigene in geringem Maße auch in gesundem Gewebe vorkommen“, ergänzt der Experte. Ein weiteres Problem liegt in der schweren Zugänglichkeit der soliden Tumorzellen. Darüber hinaus verfügt das Umfeld der Tumore meist über immunsuppressive Mechanismen, die das natürliche Abwehrsystem einschränken. Um diese Herausforderungen zu bewältigen und die Wirksamkeit der T-Zellen zu stärken, setzten die Forscher auf zusätzliche bispezifische Antikörper, die den Kontakt zwischen weiteren Molekülverbindungen auf der Tumor- und T-Zelle sicherstellen.
Diese verstärkenden Immunglobuline sorgen nicht direkt für die Aktivierung der Lymphozyten. Stattdessen intensivieren sie das Signal der aktivierenden bispezifischen Immunkörper, wodurch die Dosierung der T-Zell-aktivierenden bispezifischen Antitoxine verringert wird. Auf diese Art und Weise können gefährliche Begleiterscheinungen durch Antikörper im therapeutischen Kontext durch eine übermäßige Emission von Botenstoffen verhindert werden.
Eingehendere Untersuchungen erforderlich
Experimente an sogenannten Brustkrebsorganoiden verdeutlichten, dass das Wechselspiel aus Brücken- und Verstärkerantikörpern die T-Zellen gezielt stimulieren konnte. Dies war allerdings nur der Fall, wenn die Proben Krebszellen beinhalteten, die das Tumorantigen aufwiesen. „Die T-Zellaktivierung fand also nur dann statt, wenn beide Zelltypen – Tumorzellen und T-Zellen – in engem zeitlichem und räumlichem Abstand aufeinandertrafen. Das ist mit Blick auf eine spätere Anwendung am Menschen ein ganz entscheidender Sicherheitsaspekt“, berichtet Momburg. Bevor sich die neu entwickelte Methode in der Krebsbehandlung beweisen kann, stehen zunächst noch umfangreichere Untersuchungen sowie klinische Studien bevor.
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