Viele Frauen, die im Fitnessstudio regelmäßig hart an ihrer Traumfigur arbeiten, fokussieren sich dabei vor allem auf Bauch, Beine und Po. Die meisten von ihnen lassen während ihres Sportprogramms den Beckenboden völlig außer Acht – zu Unrecht. Denn der unterschätzte Beckenboden ist wichtiger, als die meisten vermuten.
Gegen die Schwerkraft
Der Beckenboden ist ein Geflecht, das sich aus übereinander verlaufenden Muskelsträngen, Faszien und Sehnen zusammensetzt. Er ist in unserer Körpermitte lokalisiert: er ist vorne am Schambeinknochen, hinten am Steißbeinknochen und seitlich an den Sitzbeinhöckern mit unserem Körper verbunden. So hält er die Organe am richtigen Platz und verhindert, dass sie nach unten herabsinken. Ebenso ist der Beckenboden an vielen Bewegungsvorgängen und deren richtigen Ablauf beteiligt. Seine Rolle für den Körper wird meist unterbewertet – oft rückt er erst in den Fokus, wenn Probleme auftreten.
Tabuthema Blasenschwäche
Obwohl kaum eine darüber spricht, sind dennoch zehn Millionen Frauen in Deutschland von Blasenschwäche betroffen – so das Robert-Koch-Institut. Die Gründe dafür sind vielfältig: nicht nur Kinderkriegen spielt hierbei eine Rolle. Einerseits verliert der Beckenboden im Laufe des Lebens allgemein an Kraft und Elastizität. Ein Vorgang, der durch die Östrogensenkung in den Wechseljahren verstärkt wird. Andererseits sorgen auch Übergewicht, schweres Heben und Rauchen für wahrscheinlichere Beckenbodenprobleme.
Als häufigste Folge eines geschwächten Beckenbodens äußert sich Inkontinenz, die in verschiedene Typen eingeteilt wird. Bei der Belastungsinkontinenz verliert man während verschiedenen Tätigkeiten unwillkürlich Harn, zum Beispiel beim Niesen, Husten oder beim Sport. Wer von einer Sekunde zur nächsten plötzlichen Harndrang verspürt, leidet wahrscheinlich an einer Dranginkontinenz. Auch eine Mischform der beiden ist möglich. Eine andere Auswirkung kann eine Absenkung der Gebärmutter, der Blase oder einem Teil des Darms sein. Kann die Blase dadurch nicht vollständig entleert werden, ist das Risiko für Blasenentzündungen erhöht.
Was dem Beckenboden guttut
Glücklicherweise muss man nicht tatenlos dabei zusehen, wie der Beckenboden immer schwächer und unelastischer wird. Mit einfachen Alltagstricks und Übungen können die Muskulatur gefördert und so Folgeprobleme verhindert werden:
- Vermeiden von schwerem Heben oder Belastung anpassen: Last körpernah tragen, weniger lange und weniger oft tragen
- Zur Seite drehen des Kopfes und Oberkörpers beim Niesen, um weniger Druck auf die Beckenbodenregion auszuüben
- Beim Wasserlassen nicht pressen, sondern ohne viel Druck fließen lassen
- Trainieren des Beckenbodens mit gezielten Übungen
Nach einer Geburt ist ein Rückbildungstraining mit Fokus auf den Beckenboden empfehlenswert, da der Muskel über die ganze Schwangerschaft hinweg stark beansprucht wurde. Allein bei der Entbindung werden Teile des Beckenbodens ums dreifache überdehnt. Sobald Tröpfchen beim Niesen oder Schmerzen im Genitalbereich auftreten, sollte Rat bei einem Arzt gesucht werden.
Männer aufgepasst
Nicht nur Frauen können von einem gestärkten Beckenboden profitieren: Männer sind zwar durch ihren deutlich robusteren Beckenboden weniger häufig von Inkontinenz betroffen, hat ein solches Training jedoch auch andere Vorteile – darunter eine bessere Steuerung der sexuellen Erregung, mehr Standfestigkeit und die Verhinderung eines vorzeitigen Samenergusses.
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