Schokolade, Gummibärchen, Eis und Co. – manchen Menschen fällt es schwerer als anderen, diesen süßen Sünden zu widerstehen. Aber warum ist das so? Den Schlüssel für unser Verlangen nach Zucker fanden Forschende der University of Iowa Health Care nun bei einem genauen Blick auf die dafür verantwortlichen Mechanismen im menschlichen Gehirn. Den aktuellen Studienergebnissen zufolge regulieren spezifische Gehirnzellen in Verbindung mit einem Hormon unsere Zuckergelüste. Von Mensch zu Mensch ist dieser Mechanismus unterschiedlich ausgeprägt. Diese Erkenntnisse eröffnen möglicherweise neue Wege im Kampf gegen Fettleibigkeit und Diabetes Typ 2. Nachlesen kann man sie im englischsprachigen Fachmagazin „Cell Metabolism“.
Adipositas und Diabetes – ein zunehmendes Problem
Die Zahl der Adipositas- und Diabeteserkrankungen lässt aufhorchen: Sie ist hoch. Tendenz steigend. Schuld daran ist häufig ungesundes Essen gepaart mit Bewegungsmangel. Auf vielen Tellern landet wenig frisches Obst und Gemüse. Stattdessen wird zu Fertiggerichten mit hohem Zucker- und Fettgehalt gegriffen. Es ist also dringend Präventionsarbeit gefragt, um die Bevölkerung vor diesen Krankheiten und ihren Folgen, wie beispielsweise Herzerkrankungen, zu schützen. Neuste Untersuchungen könnten dabei eine entscheidende Rolle spielen: Ein Forschungsteam entschlüsselte jüngst die genauen biologischen Mechanismen, die für unser Verlangen nach Süßem verantwortlich sind.
Was tun bei Fettleibigkeit?
Hormon FGF21 steuert den Zuckerkonsum
Der Ausgangspunkt der vorliegenden Studie ist ein Hormon namens Fibroblasten-Wachstumsfaktor 21 (FGF21). Es ist für die Kontrolle unseres Körpergewichts zuständig. Denn FGF21 ist an der Überwachung der Energiebilanz beteiligt und reguliert die Insulinsensitivität. Das Forschungsteam um Studienleiter Matthew Potthoff hatte beobachtet, dass die Leber FGF21 als Reaktion auf einen zu hohen Zuckerspiegel produziert. Anschließend kommt das Hormon im Gehirn zum Einsatz. Dort hemmt es das Verlangen nach Zucker. Bislang war noch nicht bekannt, an welcher Stelle im Gehirn FGF21 genau ansetzt. Eine Frage, die nun geklärt werden konnte: „Dies ist die erste Studie, die wirklich herausgefunden hat, wo dieses Hormon im Gehirn wirkt, und wie es die Zuckeraufnahme reguliert“, so der Leiter der Studie.
Wie funktioniert das Hormon?
Den neuen Erkenntnissen zufolge bindet FGF21 an die sogenannten glutamatergen Neuronen. Bisher hatte man diese noch nicht als Andockstelle identifizieren können, da sich die Rezeptoren des besagten Hormons nur in kleinen Mengen ausbilden. Besagte Interaktion von FGF21 und glutamatergen Neuronen reguliert letztendlich unsere Präferenz für süßen Geschmack und damit die Zuckeraufnahme.
Neue Wege abzunehmen in Aussicht
Diese Beobachtungen könnten schon bald Verwendung finden. Denn die Entschlüsselung des Mechanismus, der unseren Appetit auf Zucker steuert, kann der Medikamentenforschung zugutekommen. So lässt sich basierend auf den Ergebnissen der Studie möglicherweise ein Medikament entwickeln, mithilfe dessen das Verlangen nach Zucker eingedämmt werden kann. Aktuell wird bereits eine Reihe an Arzneimitteln getestet, die eine modifizierte Form von FGF21 enthalten und zur Therapie von Adipositas und Diabetes dienen sollen.
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