Diäten sind in – und zugleich ein lukratives Geschäft der Lebensmittel- und Fitnessindustrie in Milliardenhöhe. Egal ob Paleo-, Keto- oder Low-Carb-Diät: Die jeweilige ausgewählte Fastenkur wird stets als effektiv und besonders gesundheitsfördernd angepriesen. Es scheint daher sowohl wissenschaftlich als auch gesundheitlich sinnvoll, der Unmenge an Diäten auf den Zahn zu fühlen und ihre vermeintliche Effizienz zu überprüfen.
Schnell und leicht Abnehmen mit Low-Carb – oder doch nicht?
Eine der wohl populärsten Diätformen ist die der Low-Carb (engl. für: low carbohydrates = wenig Kohlenhydrate), bei der es, wie der Name schon sagt, darum geht, den Verzehr von kohlenhydratreichen Lebensmitteln weitestgehend einzustellen. Kohlenhydrate, vor allem Zuckerformen, sollen weder in flüssiger noch in fester Form zu sich genommen werden. Hülsenfrüchte, Getreide, Milch(-produkte) sowie verschiedene Obst- und Gemüsesorten werden vom täglichen Ernährungsplan gestrichen und durch fett- und eiweißreiche Produkte wie Fisch, Fleisch, Käse, Butter, Eier, Sahne und Öle ersetzt.
Der riesengroße Abnehmerfolg, der Personen, die auf Low-Carb-Diät setzen, versprochen wird, bleibt jedoch oftmals aus – die Fettpölsterchen wollen einfach nicht weichen und eine Gewichtszunahme erscheint aufgrund des Jojo-Effekts als gängiger Begleiter der Diät. Eine Metastudie des Wissenschaftsnetzwerks Cochrane der Stellenbosch Universität in Kapstadt ging diesem Low-Carb-Paradoxon nun auf den Grund, indem sie den Effekt von kohlenhydratreduzierter Kost mit kalorienreduzierten, jedoch ausgewogenen Diäten verglich. Ein besonderes Augenmerk wurde dabei sowohl auf die Gewichtsabnahme als auch auf diverse Gesundheitsfaktoren wie Blutfettwerte, Blutdruck oder Blutzuckerspiegel der Studienteilnehmenden gelegt.
Kaum Unterschiede zu Kohlenhydrat-balancierten Diäten
Die Ergebnisse der Studie waren eindeutig: Die ForscherInnen von Cochrane konnten weder in Sachen Gewichtsreduktion noch in gesundheitswissenschaftlicher Hinsicht einen markanten Vorteil der Low-Carb-Diät im Vergleich zu anderen Diätformen feststellen. Die Gewichtsabnahme der ProbandInnen, die sich einer Low-Carb-Diät unterzogen, unterschied sich kaum von jener der Testpersonen, die eine Diät mit ausgewogenen Kohlenhydraten einhielten. Bezogen auf kardiovaskuläre Risikofaktoren konnte die Low-Carb-Diät ebenfalls keine Vormachtstellung einnehmen: Weder bei dem als Anzeiger für den Blutzuckerspiegel geltenden glykosylierten Hämoglobin (HbA1c) noch bei den Cholesterinwerten konnten nennenswerte Unterschiede festgemacht werden. Laut einer kardiologischen Studie kann der weitgehende Verzicht von kohlenhydratreichen Lebensmitteln für die Gesundheit sogar schädlich sein. Werden bestimmte Gemüse- und Getreidesorten und damit einhergehend essentielle Vitamine, Kohlenhydrate, Fette und Proteine weggelassen, kann sich das Risiko für Entzündungen oder für Vorhofflimmern erhöhen.
Schluss mit Low-Carb
Jährlich sind Dutzende Abnehmwillige dazu bereit Millionenbeträge für Diäten und entsprechende Produkte, Bücher und Ernährungs- sowie Fitnessberatungen auszugeben, um mit deren Hilfe ihr Traumgewicht zu erzielen. Wie sich anhand des Beispiels der Low-Carb-Diät erkennen lässt, stecken dahinter oftmals irreführende Abnehmkonzepte, propagiert von Lobbyisten der Ernährungs- und Fitnessbranche, die weder zum gewünschten Erfolg führen noch gesundheitliche Vorteile mit sich bringen. Wer nachhaltig und gesund abnehmen will, sollte von solchen Schlankheitskuren daher absehen und Experten konsultieren, um herauszufinden, welches Abnehm-Regime tatsächlich von individuellem Vorteil sein könnte.
Was meinen Sie?