Sport gilt schon seit Langem als wohl eines der bewährtesten Mittel gegen überschüssige Kilos. Doch nicht bei allen Menschen wird durch die körperliche Anstrengung der erwünschte Effekt erzielt. Chinesische Forscher des Shenzhen Institute of Advanced Technology (SIAT) beschlossen diesem Widerspruch auf den Grund zu gehen und stießen auf überraschende Erkenntnisse.
Adipositas hemmt die Energieverbrennung
Die Mediziner waren sich bereits vor dem Forschungsprojekt darüber bewusst, dass körperliche Betätigung den Kalorienverbrauch im Ruhezustand bei gewissen Personengruppen beeinträchtigt. Trotz dieses weitverbreiteten Effekts wurden bisher kaum Studien zu dieser Thematik durchgeführt. Im Rahmen des aktuellen Projekts untersuchten die Spezialisten Angaben zur Kalorienverbrennung von 1.750 Erwachsenen. Dabei stellte sich heraus, dass bei adipösen Personen lediglich etwa 50 Prozent der sportlich verbrauchten Kalorien dem täglichen Gesamtverbrauch angerechnet werden können. Bei normalgewichtigen Probanden schien sich die physische Aktivität eher zu lohnen – rund 70 Prozent der verbrannten Kalorien spiegelten sich im Tageskalorienverbrauch wider. Die restlichen Kalorien werden vom Körper in den Ruhephasen eingelagert.
Kompensierter Energieverbrauch
„Die meisten Menschen, die an Bewegungsprogrammen zur Gewichtsabnahme teilnehmen, verlieren ein wenig Gewicht – einige Personen nehmen viel ab, aber einige wenige Unglückliche nehmen sogar zu“, erläutert Professor John Speakman vom SIAT. Diese unterschiedlichen Reaktionen seien höchstwahrscheinlich in den sogenannten Kompensationsmechanismen begründet. Dazu zählt unter anderem das Phänomen, dass der menschliche Körper versucht einem gesteigerten Energieverbrauch durch einen reduzierten Ruhestoffwechsel entgegenzuwirken. Doch auch der gesteigerte Appetit nach körperlicher Betätigung dient dem physischen Ausgleich.
Alter und Geschlecht als entscheidende Faktoren
Im Verlauf der Studie wollten die Fachleute herausfinden, warum diese Kompensationsmechanismen bei gewissen Individuen besonders häufig auftreten und bei anderen ausbleiben. Die erfassten Daten deuten darauf hin, dass insbesondere zwei Faktoren bei diesen Prozessen eine zentrale Rolle spielen: das Gewicht und das Alter eines Menschen. Stark Übergewichtige wiesen einen deutlich verringerten Ruhestoffwechsel auf, nachdem sie körperlichen Aktivitäten nachgegangen waren. Für jede beim Sport verbrannte Kalorie wurde in etwa eine halbe Kalorie in den Energiespeichern angesammelt. Ein ähnlicher Effekt konnte auch bei älteren Personen festgestellt werden.
Individuelle Abnehmkonzepte gefragt
Die Fachleute gehen davon aus, dass dies ein ausschlaggebender Grund dafür sei, warum es Betroffenen von Adipositas schwerer fällt ihr Gewicht durch Bewegung zu reduzieren. Basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen appellieren die Experten an die Diätologen: Der individuelle Energieverbrauch soll bei Beratungen die Grundlage für ein erfolgreiches Abnehmkonzept bilden. Obwohl Mediziner in den gängigen Richtlinien zur Gewichtsreduktion ein Kaloriendefizit von 500 bis 600 Kalorien durch Sport und Diäten nahelegen, wird persönlichen Aspekten auch heute noch viel zu wenig Bedeutung zugeschrieben.
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