Nach der Bundesministerkonferenz vom 3. März ist es nun beschlossene Sache: Die COVID-19-Schnelltests kommen. Wann? So schnell wie möglich sollen Drogeriemärkte und Discounter die Tests in ihr Sortiment aufnehmen. Trotz der Eile kann aktuell aber noch niemand voraussagen, wann genau dieser Zeitpunkt eintritt, da er von der Verfügbarkeit der Produkte abhängt. Diese kommen in den meisten Fällen aus China, wo gerade das chinesische Neujahr gefeiert wird und die Produktion deshalb pausiert wurde. Das Warten auf die Selbsttests könnte sich also doch noch etwas weiter in die Länge ziehen.
Wie funktionieren die Schnelltests?
Bisher gibt es noch keine ausführlichen Informationen darüber, wie der Prozess zur Selbsttestung aussehen wird. Ob man anhand eines Erklärungsvideos oder einer Anleitung über den Gebrauch aufgeklärt wird, ist aktuell noch unklar. Bei bisherigen nasalen Schnelltests wurde tief im Nasen- oder Rachenraum eine Probe entnommen und auf Eiweißfragmente des Virus hin untersucht – denn: Bei einer Covid-19-Infektion ist der Infizierte ab dem Zeitpunkt der Infektion hoch ansteckend, muss aber nicht unbedingt Symptome zeigen. Diese können erst später oder gar nicht auftreten, unabhängig von der Virenzahl. Auch bei einem niedrigen Virenanteil besteht nach wie vor Ansteckungsgefahr und der Betroffene sollte den Kontakt zu anderen Menschen mindestens 14 Tage lang vollständig einschränken. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) kann auch keine genaue Inkubationszeit festgestellt werden. Aus diesen Gründen sollte in jedem Fall höchste Vorsicht geboten sein. Nur ein Test kann Aufschluss geben. Die Schnelltests sind sehr wirksam, da sie das Virus in der für die Weiteransteckung bedeutendsten Phase nachweisen können. Dennoch garantiert ein negatives Ergebnis nicht, dass der Getestete nicht infiziert ist. Ein positives Ergebnis sollte wiederum vorsichtshalber anhand eines PCR-Tests überprüft werden. Einer der Vorteile der Schnelltests ist natürlich die Geschwindigkeit, wie es der Name verrät. Hinzu kommt, dass sie kostengünstiger sind und der Testungsprozess nicht mit dem Aufwand verbunden ist, die Proben in ein Labor schicken zu müssen. Dank ihnen kommen die aufwändigeren PCR-Tests nur bei echten Verdachtsfällen zum Einsatz.
Dieser Discounter macht den Anfang
Der Discounter Aldi kündigte an bereits ab Samstag, den 6. März, Corona-Schnelltests als Aktionsartikel ins Sortiment aufzunehmen. Eine Packung mit 5 Tests soll 24.99 Euro kosten, was knapp fünf Euro pro Stück entspricht. Aufgrund der erwarteten hohen Nachfrage will Aldi die Abgabemenge anfänglich auf ein Set pro Kunde beschränken. Drogeriemärkte wie dm und Müller wollen dem Beispiel von Aldi ab dem 9. März folgen und den Verkauf der Tests starten. Ob das klappt, hängt jedoch vor allem von den Lieferanten und der generellen Verfügbarkeit ab. Wenn die Lieferangaben eingehalten werden, sollte dem Verkauf ab dem 9. März jedoch nichts im Wege stehen, so Sebastian Bayer, zuständiger Geschäftsführer von dm. Rossmann beginnt mit dem Vertrieb der Testkits eine Woche später, voraussichtlich ab dem 17. März. Auch hier gilt eine vorläufige Beschränkung der Abgabemenge auf vier Tests pro Haushalt. Andere große Einzelhändler wie die Rewe-Gruppe machen noch keine Angaben bezüglich der Verfügbarkeit von Corona-Selbsttests in ihren Märkten. Es dürfte also noch eine Weile dauern, bis die Tests tatsächlich flächendeckend verfügbar sind.
Wie viel kostet ein Selbsttest?
Ungewissheit herrscht auch noch hinsichtlich der Preisangaben für die bald erhältlichen Apotheken-Versionen der Selbsttests. Die Ausnahme bilden hierbei Viromed und Technomed, deren Kits bereits online gekauft werden können. Viromed-Chef Perbandt stellte klar, dass der Verkauf der Selbsttests kein lukratives Geschäft sei: „Mit Schnelltests für Laien wird kein Geld verdient.“ Drogeriemärkte wie Müller und dm betonen, die Kits so günstig wie möglich anbieten zu wollen.
Lieferverzögerungen möglich
Noch ist ungewiss, ob die Ansagen der Super- und Drogeriemärkte planmäßig umgesetzt werden können. Rossmann und dm warnen vor Lieferverzögerungen aufgrund der chinesischen Herkunft. Verzögerungen wären keine große Überraschung, da China gerade das neue Jahr einläutet und die Produktion nun schon zwei Wochen stillsteht. Es sollte also einfacher sein, sich die Tests in Apotheken zu kaufen. Mehrere Hersteller wie Roche und Siemens Healthineers gaben gegenüber tagesschau.de an, die nasalen Schnelltests vorab nur an Apotheken zu verkaufen. Auch diese Tests sollen laut Hersteller Roche ab nächster Woche verfügbar sein. Für Produkte von Siemens Healthineers müsse man mehr Geduld aufbringen, sie sollen ab Mitte März vertrieben werden, so ein Sprecher des Unternehmens.
Österreich ist Vorreiter, Deutschland hinkt hinterher
Schon seit Januar werden in Österreich Corona-Selbsttest-Kits verkauft – für bis zu 15 Euro. Nicht nur das: Seit Anfang des Monats gibt es pro Person fünf kostenlose Antigentests zur Selbstanwendung. Bezahlt werden diese Kits vom Staat. Österreich hat sich eine Vorbild-Position erkämpft, während Deutschland diese Chance verpasst hat. Jetzt hilft nur hoffen, dass die Entwicklung auch hierzulande schnell voranschreitet und die angekündigten Selbsttests flächendeckend verkauft werden können. Dazu bräuchten alle 50 Anträge, die das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) erhalten hat, eine Schnellzulassung. Bisher wurden davon sechs Präparate zugelassen, die voraussichtlich ab nächster Woche, spätestens aber Mitte März, erhältlich sein werden.
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