Einem internationalen Forschungsteam aus Brasilien und Tübingen scheint ein Meilenstein gelungen zu sein, was Schnelltests zum Nachweis für Antikörpern gegen Coronaviren betrifft. Ihnen gelang es, die Antikörper in nur wenigen Minuten zu bestimmen. Ein weiterer Vorteil des Verfahrens: Es werden nur wenige Tropfen Blut für die Probe benötigt, um ein zuverlässiges Ergebnis zu erhalten.
Kosten- und zeitsparend
Laut der Pressemitteilung der Eberhard-Karls-Universität Tübingen sei mithilfe der internationalen Zusammenarbeit ein Durchbruch gelungen. Schon innerhalb von 12 Minuten kann nun festgestellt werden, ob eine Infektion mit SARS-CoV-2 vorlag. Bisherige Methoden, die das ELISA-Verfahren verwenden, benötigen dafür bis zu 3 Stunden. Auch sei für die neue Vorgehensweise kein teures Equipment erforderlich. Das macht den Test besonders für Labore in wirtschaftlich weniger entwickelten Regionen interessant.
„Nur eine kleine Probenmenge wird für den Test benötigt: gerade mal ein Tropfen reicht aus, der zwei Mikroliter Serum enthält“, meint dazu der Erstautor der Studie, Professor Luciano F. Huergo von der Universität Paraná. Sogar Pflege- und Teststationen lassen sich für die Testung nutzen: „Zudem ist es möglich, Vollblut einzusetzen, das heißt die normalerweise notwendige Abtrennung der löslichen Blutbestandteile kann für die Diagnose entfallen“, so der Experte weiter.
Bei akut Erkrankten und Genesenen anwendbar
Immunologische Tests können besonders bei Patienten in akuten Phasen verlässliche und rechtzeitige Ergebnisse liefern. Denn nicht immer dauert es 11 bis 16 Tage, bis die ersten Antikörper nach einer Infektion gebildet werden. In manchen Fällen geschieht dies bereits nach zwei bis vier Tagen. Daher können die Tests als zusätzliche Instrumente bei der Identifizierung von Akutpatienten beitragen, da sich auch die Anzahl der Antikörper bestimmen lassen. Auch Patienten, die mit einem PCR-Test falsch negativ getestet wurden, fallen mit diesem Verfahren nicht mehr durch das Raster.
Mit Farbe zum Ergebnis
Dabei ist der Test relativ simpel: Eine kleine Serumprobe wird mit einer Flüssigkeit vermischt, je nach Färbung kann dann die Anzahl der gebildeten Antikörper abgelesen werden: „Ein weiterer Vorteil gegenüber dem ELISA-Verfahren besteht darin, dass das Farbergebnis unseres neuen Verfahrens direkt proportional zur Antikörperkonzentration ist“, bestätigt auch Prof. Huergo. „Mit anderen Worten, die neue Methode liefert Daten über die Menge an Antikörpern und nicht nur über ihr Vorhandensein oder Nichtvorhandensein.“
Auch für andere Krankheiten einsetzbar
Dadurch, dass für die Probe Blut oder Blutserum verwendet wird, kann der Test auch für andere Krankheiten angepasst werden. Prof. Huergo meint über das entdeckte Verfahren: „Wir glauben, dass diese Technik einen Meilenstein in der Entwicklung der immunologischen Diagnostik darstellt.“ Derzeit gebe es in der Forschungsliteratur kein Testverfahren mit einem immunologischen Testprinzip, welches in dieser kurzen Zeit kostengünstig derart sichere Ergebnisse liefert.
Überzeugt ist auch Dr. Khaled Selim, Leiter des deutschen Teams an der Universität Tübingen, dass das Verfahren bald weltweit verwendet werden wird: „Wir glauben, dass unsere schnelle und quantitative Methode zum Nachweis von SARS-CoV-2-Antikörpern dabei helfen kann, Fälle von Covid-19 zu verfolgen, insbesondere in Entwicklungsländern wie Brasilien, die nicht den Luxus haben, regelmäßige PCR-basierte Tests im Rahmen der Krankenversorgung durchzuführen.“
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