Je nach Virenart bauen sich nach überstandenen Infektionen bestimmte Immunitäten auf. Diese können lebenslang oder nur für einige Monate bestehen, je nachdem wie stark das Virus mutiert. Ein weiterer Faktor dürfte sich aber aus dem Alter der Betroffenen ergeben, sieht man sich eine aktuelle Studie über Corona-Infektionen in Dänemark an. Den Ergebnissen nach sind vor allem ältere Personen über 65 Jahren einem erhöhten Risiko für Neuinfektionen bei SARS-CoV-2 ausgesetzt.
Teststrategie aus Dänemark zeigt erste Erfolge
Ermöglicht wurde die Studie durch die vorliegenden Daten von vier Millionen Menschen, die mittels kostenlosem PCR-Test auf eine mögliche Infektion mit dem Coronavirus geprüft wurden. Verantwortlich dafür zeigt sich die nationale Teststrategie Dänemarks, die mit dieser und weiteren Maßnahmen auf die Eindämmung der Pandemie abzielt. Dabei wurden die Ergebnisse in einer Datenbank erfasst, die in Folge von Wissenschaftlern verwendet werden konnte. So fanden sich erste Hinweise darauf, dass vor allem ältere Personen vermehrt von Neuinfektionen betroffen sind. Diese neuen Erkenntnisse könnten etwa für zielgerechtere Maßnahmen genutzt werden, um weitere Infektionen zu verhindern.
Mutationen als Ursache
Beim Vergleich der Daten zeigte sich, dass sich 0,65 Prozent der Patienten sogar in beiden Wellen der Corona-Pandemie ansteckten. Auch konnte festgestellt werden, dass 3,27 Prozent aller Untersuchten bei der ersten Welle noch ein negatives Testresultat aufwiesen, bei der zweiten Welle jedoch positiv waren. Zurückzuführen sei das vermutlich auf die aggressivere britische Variante, die eine erhöhte Infektionsgefahr aufweist. Vor allem die fortlaufende Veränderung des Spike-Proteins, welches das Virus fürs Andocken am menschlichen Körper nutzt, zeigt sich hierfür verantwortlich. Der Schutz vor einer erneuten Infektion wird dadurch abgeschwächt, was aber nach neuesten Erkenntnissen ebenfalls vom Alter abhängig ist: Ungefähr 80 Prozent der jüngeren Personengruppe sind vor einer Reinfektion geschützt, bei den über 65-jährigen sind es nur 47 Prozent. Das lässt Rückschlüsse zu, dass das Immunsystem älterer Menschen anders funktioniere als das der jüngeren Generation.
Schutz nimmt erst nach sechs Monaten ab
Nach einer akuten Neuinfektion bilden sich jedoch eine Reihe von Antikörpern, die in der Regel erst nach sechs Monaten vom Körper abgebaut werden. Auch ein möglicher Zusammenhang, ob dies bei älteren Personen früher passiert, wurde in der neuen Studie untersucht. Autorin Daniela Michlmayr bestätigt jedoch gegenüber der Presse, dass keinerlei Anzeichen für diese These gefunden wurden. Daher ist eine Neuinfektion bei älteren Menschen ab 65 Jahren erst nach dieser Zeitperiode ein Problem. Diese Erkenntnisse könnten zukünftig in der Prävention von Neuinfektionen vor allem in dieser Altersgruppe genutzt werden.
Genauere Forschung notwendig
Bei den vorliegenden Daten wurden jedoch nicht die einzelnen Virusmutationen erfasst, daher kann über den Schutz vor Reinfektionen bei neu auftretenden Varianten nur gemutmaßt werden. Angesichts des engen Zeitrahmens war es den Forschern nicht möglich weitere Daten einzubinden. Mittlerweile treten jedoch mehr als 90 Prozent aller Neuinfektionen durch die britische Variante B.1.1.7 auf, was besonders besorgniserregend ist. Das weist vor allem daraufhin, dass der natürliche Schutz durch das Immunsystem allein das Virus nicht dauerhaft bekämpfen könne. Das führe ohne hochwirksame Impfstoffe möglicherweise zu weiteren Wellen in der Pandemie. Deshalb sei es nun umso wichtiger, die Impfstoffverteilung in den Griff zu bekommen, um eine breite Immunität in der Bevölkerung zu schaffen.
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