Während manche Menschen trotz ausgiebigen Appetites ohne Probleme Gewicht verlieren, mag das anderen trotz intensiven Trainings und strengen Diäten einfach nicht gelingen. Dieses Phänomen wird häufig als äußerst ungerecht empfunden – doch woran liegt es, dass manche Personen leichter abnehmen als andere? Forscher kamen kürzlich zu der Erkenntnis, dass insbesondere das Darmmikrobiom für die unterschiedliche Gewichtsverteilung in der Gesellschaft verantwortlich ist.
Darmflora steuert Körpergewicht
Im Rahmen einer aktuellen Studie untersuchten Fachleute des Georgetown University Medical Centers, inwieweit das menschliche Darmmikrobiom die Gewichtsabnahme beeinflusst. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Erfolg oder Misserfolg einer Gewichtsreduktion mit der genetischen Kapazität der Darmflora in Verbindung steht. Im Zuge des Forschungsprojektes beteiligten sich 105 Probanden an einem Wellness-Programm. Während die eine Hälfte von einem beständigen Gewichtsverlust sowie verbesserten Stoffwechselwerten profitierte, zeigte sich bei den anderen Probanden keine signifikante Veränderung – sie hielt folglich ihr Gewicht.
Geringes Bakterienwachstum verhindert Gewichtsreduktion
Die Experten nahmen diesen Effekt näher unter die Lupe: Es stellte sich heraus, dass die Darmorganismen der Personen, die erfolgreich ihr Gewicht reduzieren konnten, eine höhere Bakterienwachstumsrate aufwiesen. Zudem war das Mikrobiom mit Genen angereichert, die Nährstoffe aus Nahrungsmitteln in das bakterielle Zellwachstum umleiten. Bei der restlichen Hälfte machte sich ein gegenteiliger Effekt bemerkbar: Die Intestinalflora abnehmresistenter Menschen war von geringen Wachstumsraten gezeichnet. Des Weiteren erfassten die Experten, dass diese Art von Mikrobiom auch viel eher für entzündete Darmumgebungen empfänglich ist.
„Unsere Ergebnisse unterstreichen die Tatsache, dass unser Darmmikrobiom ein wichtiger Filter zwischen der Nahrung, die wir zu uns nehmen und unserem Blutkreislauf ist. Eine Gewichtsabnahme kann besonders schwierig sein, wenn unsere Darmbakterien ihr eigenes Wachstum verlangsamen und gleichzeitig Nahrungsfasern in energiereiche Zucker aufspalten, die in unseren Blutkreislauf gelangen, bevor sie von der Mikrobiota zu organischen Säuren fermentiert werden können”, erläutert Studienautor Dr. Christian Diener.
Erhöhter Augangs-BMI begünstigt Abnehmerfolg
Angesichts der erzielten Erkenntnisse untersuchte das Team, welche Faktoren eine erfolgreiche Gewichtsabnahme begünstigen könnten. Dabei stellte sich heraus, dass Personen mit einem höheren Ausgangs-BMI dazu tendieren, nach einer Intervention mehr Gewicht zu verlieren. Dies sei auf die sogenannte Regression zur Mitte zurückzuführen. Darunter wird ein statistisches Phänomen verstanden, laut dem extrem ausgefallene Messwerte bei der nächsten Erfassung näher am Durchschnitt liegen. Darüber hinaus entschlüsselten die Fachleute während ihrer Experimente auch gewisse Bakterien, die offenbar die Stoffwechselprodukte komplexer Fasern und Stärken für ihr Wachstum verwenden. Dadurch werden dem Organismus energiereiche Moleküle entzogen, wodurch die Kalorienaufnahme drastisch reduziert wird.
Veränderungen der Darmflora erforderlich
Für einen verbesserten Stoffwechsel seien dem Forschungsteam zufolge zwei Veränderungen notwendig: Zunächst soll sichergestellt werden, dass Darmbakterien den von den Ballaststoffen abgespaltenen Zucker effektiv in kurzkettige Fettsäuren transformieren. Außerdem sei es essenziell, jene Gene zu verringern, die bakterielle Ballaststoffe abbauen. Die gewonnenen Erkenntnisse liefern eine bedeutende Grundlage zur Entwicklung personalisierter Leitlinien, die Auskunft über geeignete Maßnahmen zur Gewichtsreduktion geben. Je nach Darmflora seien unterschiedliche Schritte empfehlenswert.
„Wenn wir verstehen, welche Mikroben und Stoffwechselprozesse im Darmmikrobiom die Gewichtsabnahme fördern, können wir damit beginnen, gezielte präbiotische und probiotische Interventionen zu entwickeln, die ein Mikrobiom, welches gegen eine Gewichtsabnahme resistent ist, in ein Mikrobiom verwandeln, welches eine Gewichtsabnahme zulässt“, fügt der Experte hinzu.
Was meinen Sie?