Laut dem Krebsinformationsdienst wurden im Jahr 2018 fast 500.000 Menschen in Deutschland mit Krebs diagnostiziert. Mit zunehmendem Alter erhöht sich das Risiko für Tumore. Eine neue Studie zeigte nun jedoch: In den letzten Jahrzehnten stieg die Anzahl an jungen Menschen, die von Krebs betroffen sind. Woher kommt der beunruhigende Trend?
Fast 80 Prozent mehr Diagnosen
Um die Entwicklung der Krebs-Fallzahlen in den letzten Jahrzehnten nachzuvollziehen, analysierte ein internationales Forscherteam Daten über weltweite Krebsinzidenzen in den Jahren 1990 bis 2019. Dabei konzentrierten sie sich ausschließlich auf Informationen über Menschen, die jünger als 50 Jahre alt waren.
Im Jahr 2019 erkrankten mehr als drei Millionen Menschen zwischen 14 und 49 Jahren neu an Tumoren. Besonders schockierend: Die Anzahl an Krebs-Neuerkrankungen stieg in den letzten drei Jahrzehnten bei Menschen unter 50 Jahren um fast 80 Prozent. Außerdem verloren im Jahr 2019 mehr als eine Millionen Menschen in dieser Altersgruppe ihr Leben an den Krebs – etwa 28 Prozent mehr als noch 1990. Die Inzidenz von Tumoren an der Prostata und im Nasenrachenraum stieg am stärksten. 40- bis 49-Jährige waren generell am häufigsten von Krebs betroffen; in Nordamerika, Australasien und Westeuropa wurde der größte Anstieg verzeichnet. Im Jahr 2019 machten Fälle von Brust-, Luftröhren-, Lungen-, Magen- und Darmkrebs die meisten Todesfälle aus.
In Deutschland seltener Krebs bei Jüngeren?
Interessanterweise scheinen die Zahlen in Deutschland ein anderes Bild als die neue Studie zu zeichnen. Volker Arndt, ein Experte am Deutschen Krebsforschungszentrum, stellte gegenüber dem ZDF fest: „Bei der Anzahl der Neuerkrankungen ist bei den unter 50-Jährigen insgesamt über alle Krebsentitäten keine Zunahme während der letzten 20 Jahre in Deutschland feststellbar.“ Ein direkter Vergleich zwischen der Studie und den Statistiken in Deutschland sei jedoch schwierig, weil die Krebsinzidenzen erst seit 1999 bundesweit registriert werden. Allerdings konnte laut Volker Arndt durchaus ein Anstieg von einzelnen Krebsarten bei Menschen unter 50 Jahren beobachtet werden – nämlich bei Haut-, Brust-, Prostata- und Schilddrüsenkrebs. Der Experte führt dies jedoch hauptsächlich auf häufigeres Krebs-Screening in den letzten Jahren zurück.
Diese Faktoren erhöhen das Risiko
Auch die Autoren der aktuellen Studie diskutieren die Möglichkeit, dass ihre Ergebnisse womöglich auf Screening-Programme in wohlhabenden Staaten zurückzuführen sind. Allerdings könne dies den Trend nicht komplett erklären: Gesundheitsgewohnheiten wie die Ernährung, Rauchen, Alkoholkonsum und Bewegungsmangel sowie Adipositas und ein hoher Blutzuckerspiegel wurden in der Studie als wichtige Risikofaktoren identifiziert.
Die Experten sagen vorher, dass die Krebsinzidenz bei jüngeren Menschen bis 2030 weiter zunehmen wird: Mit 31 Prozent mehr Diagnosen und 20 mehr Todesfällen rechnen die Forscher – vor allem Menschen über 40 Jahren haben laut den Prognosen ein hohes Risiko.
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