Laut dem Bundesgesundheitsministerium sind in Deutschland zum aktuellen Zeitpunkt rund 64,7 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. Verstärkt sind in letzter Zeit die Stimmen laut geworden, dass eine Corona-Auffrischungsimpfung möglich und nötig ist, um einen erhöhten Immunschutz zu gewährleisten. Aber wem wird die dritte Impfung nun empfohlen und wer profitiert auch wirklich davon?
Wozu dienen Auffrischungsimpfungen?
Bereits über 674.000 Menschen in Deutschland haben laut dem Robert-Koch-Institut eine Auffrischungsimpfung, auch bekannt als Booster-Impfung, erhalten. Seit September 2021 wurden bestimmten Personengruppen die sogenannten Auffrischungsimpfungen angeboten. Darunter fallen vor allem Bewohner in Pflegeeinrichtungen, Menschen ab 80 Jahren und Pflegebedürftige. Ziel ist den Immunschutz bei Menschen, bei denen es zu einer reduzierten oder nachlassenden Immunantwort nach der Impfung gekommen ist, zu vergrößern.
Booster-Impfung für Immungeschwächte
Schon viele Studien konnten belegen, dass Menschen mit einer Immundefizienz oftmals schlechter auf die Corona-Impfung ansprechen. Kürzlich ist die europäische Arzneimittelbehörde EMA zu dem Entschluss gekommen, dass stark immunschwachen Personen zusätzlich eine dritte Dosis der Corona-Impfstoffe BioNTech/Pfizer verabreicht werden kann. Die Empfehlung wurde deswegen ausgesprochen, weil Studien dazu gezeigt haben, dass eine zusätzliche Dosis bei Organtransplantationspatienten mit geschwächtem Immunsystem die Fähigkeit erhöht, Antikörper gegen das Virus zu bilden. Allerdings liegen noch keine Beweise dafür vor, dass die Antikörper, die gegen das Virus erfolgreich gebildet werden, auch vor Covid-19 schützen – es wird aber davon ausgegangen, dass zumindest bei einigen Patienten ein erhöhter Schutz vorliegt. Die Datenlage dazu wird ständig weiter beobachtet, heißt es in der Veröffentlichung der EMA. Wichtig ist, dass zwischen der zweiten und der dritten Impfdosis mindestens 28 Tage liegen. Für den Impfstoff von Moderna wird derzeit noch keine Empfehlung ausgesprochen, Daten diesbezüglich werden erst noch bewertet – die EMA wird das Ergebnis mitteilen, sobald die Bewertung abgeschlossen ist.
Auffrischung für alle?
Die Ständige Impfkommission (STIKO) arbeitet derzeit die Evidenz für eine Booster-Impfung anderer Bevölkerungsgruppen auf. Ob also auch anderen Personengruppen und Menschen mit normalem Immunsystem eine Auffrischungsimpfung empfohlen wird, wird erst in den kommenden Wochen entschieden. Für das Angebot an Auffrischungsimpfungen für die Allgemeinheit sprechen sich aber viele Wissenschaftler zum aktuellen Zeitpunkt nicht aus. Das kommt vor allem daher, dass besonders ärmere Staaten in der jetzigen Phase der Pandemie noch immer sehr geringe Impfquoten haben und daher momentan Drittimpfungen für die Allgemeinbevölkerung nicht angebracht wären – so Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der US-Arzneimittelbehörde FDA.
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