Das „Sonnenvitamin“ D sorgt für starke Knochen, ist an zahlreichen Stoffwechselprozessen beteiligt und soll sogar vor Krebs schützen. Dabei ist das Vitamin eigentlich gar keines, da der Körper es mithilfe von Sonnenlicht auch selbst bilden kann. Die körpereigene Vitamin-D-Produktion macht sogar einen Großteil des benötigten Bedarfs aus. Nur etwa 10 bis 20 Prozent der Versorgung fallen auf die Ernährung. Trotzdem sind Nahrungsergänzungsmittel und Vitamin-D-Präparate in aller Munde und viele Menschen bessern ihre Zufuhr damit auf – unnötigerweise, wie Experten meinen.
Überdosierung führt zu Hyperkalzämie
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sieht laut aktueller Stellungnahme keine Notwendigkeit in der Einnahme von Vitamin-D-Präparaten. Allerdings wird vor einer Überdosierung gewarnt. Diese sei durch die körpereigene Produktion nicht möglich, sehr wohl aber durch die Einnahme von hochdosierten Präparaten. Ein Zuviel an Vitamin D führt zu erhöhten Kalziumwerten im Blutserum (Hyperkalzämie). Die damit einhergehenden Symptome reichen von Müdigkeit und Muskelschwäche über Erbrechen und Verstopfungen bis hin zu Herzrhythmusstörungen und Gefäßverkalkungen, im schlechtesten Fall Nierenschäden. Sollte man daher vollständig auf zusätzliche Vitamin-D-Zufuhr verzichten? Jein.
Gefährdung erst bei langfristiger Einnahme
Eine gelegentliche Einnahme von Vitamin-D-Präparaten ist laut ernährungswissenschaftlicher Sicht unbedenklich. Nimmt man aber langfristig und täglich hochdosierte Nahrungsergänzungsmittel zu sich, ist dies mit einem erhöhten gesundheitlichen Risiko verbunden. Das BfR bezieht sich in seiner Stellungnahme auf Studien aus den vergangenen Jahren, die den Zusammenhang von überdosierter Vitamin-D-Zufuhr mit Hyperkalzämie, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Mortalitätsrate untersuchten.
Wie viel ist zu viel?
Das BfR hat Produkte mit einer Dosierung von 50 und 100 Mikrogramm (µg) Cholecalciferol bewertet. Diese stehen stellvertretend für hochdosierte Präparate, welche von Verbrauchern in den letzten Jahren vermehrt eingenommen werden. Eine Menge von 100 µg nennt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) als täglichen obersten Grenzwert (UL – tolerable upper intake level) für Vitamin D. Bis zu diesem Wert sind gesundheitliche Probleme für Erwachsene und Kinder ab elf Jahren unwahrscheinlich. Allerdings bezieht er bereits alle Quellen mit ein, auch Sonnenlicht und Nahrungsmittel. Das heißt, wenn man ein Präparat mit 100 µg einnimmt, ist der UL-Wert möglicherweise schon überschritten.
Vitamin D kann im Körper gespeichert werden
Was bedeutet das nun genau? Anhand der vorliegenden Daten kommt das BfR zu dem Schluss, dass eine tägliche Aufnahmemenge von 20 µg für die meisten Menschen ausreicht, um den Bedarf zu decken. Die Zufuhr über die Nahrung hat ohnehin eine eher untergeordnete Bedeutung für die Gesamtversorgung – zwischen 80 und 90 Prozent produziert der Körper mithilfe der Sonneneinstrahlung selbst. Denn der Körper kann Vitamin D im Fett- und Muskelgewebe speichern, sodass für weniger sonnige Zeiten Reserven angelegt sind.
Für manche Menschen lässt sich der Vitamin-D-Bedarf allerdings nicht auf natürlichem Weg decken. Dann kann eine zusätzliche Zufuhr mittels Nahrungsergänzungsmittel tatsächlich sinnvoll sein. Diese Risikogruppen sollten eine Einnahme jedoch vorher ärztlich abklären lassen.
Welche Menschen häufiger unter einem Vitamin-D-Mangel leiden und warum, erfahren Sie hier:
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