Bienengift wird in der traditionellen Medizin schon seit hunderten von Jahren verwendet, um Entzündungen zu hemmen. Allerdings können dessen Wirkstoffe auch schädlich sein. Wissenschaftler aus Gießen und Frankfurt am Main entdeckten nun aber neue Varianten des Gifts, die in Zukunft zur Entwicklung von Medikamenten eingesetzt werden könnten. Sie könnten sogar für die Behandlung von Krebs nützlich sein.
Melittin: Heilsamer Bestandteil des Bienengifts
Die Forschung zu Bienengift dreht sich vor allem um dessen Hauptbestandteil Melittin. Dabei handelt es sich um ein Peptid, das aus 26 sogenannten Aminosäuren besteht. Über das Gift der Honigbiene weiß man aus vorherigen Studien, dass es Entzündungen lindern kann. Tatsächlich ist seine entzündungshemmende Wirkung hundertmal stärker als die von Cortison. Möglicherweise könnte es auch gegen Mikroben und zur Bekämpfung von Krebs eingesetzt werden. Das große Problem bei dem Ganzen: Das Gift wirkt so aggressiv, dass auch gesunde Zellen Schäden davontragen.
Gift der Wildbienen als milde Alternative?
Die meisten Menschen haben bisher nur von der Honigbiene gehört. Dabei existieren noch viele andere Arten – nämlich die Wildbienen, die für die Bestäubung einer Vielzahl von Pflanzen zuständig sind. Forscher des LOEWE-Zentrums für Translationale Biodiversitätsgenomik hatten nun folgenden Gedanken: Womöglich entwickelten erst evolutionär jüngere Bienenarten aggressive Varianten des Melittins. Bei Wildbienen, die in einem früheren Stadium der Evolution entstanden, könnte das Gift hingegen milder sein. Um diese Hypothese zu überprüfen, verglichen die Wissenschaftler in ihrer Studie verschiedene Melittin-Varianten. Im Fokus der Untersuchungen stand zum einen das bereits bekannte Melittin der Honigbiene. Doch auch die Bestandteile des Gifts verschiedener Wildbienenarten wurden analysiert. Dadurch stieß man auf bisher unbekannte Varianten des Melittins.
Melittin könnte Krebs heilen
Die Forscher interessierten sich vor allem dafür, wie das Gift der unterschiedlichen Bienenarten bei Entzündungen und Krebszellen wirkt. „Dafür haben wir die Auswirkungen von Melittin-Peptiden auf die Zellschädigung sowie die Freisetzung von Botenstoffen und Entzündungsmarkern geprüft – und zwar sowohl in krebsartigen als auch in nicht-krebsartigen menschlichen Zellen“, erklärt eine der beteiligten Forscherinnen in einer Pressemitteilung.
Dabei entdeckten die Wissenschaftler, dass unter anderem das Gift der Violetten Holzbiene zur Bekämpfung von Brustkrebszellen wirksam ist. Deren Melittin verhindert nämlich, dass sich Tumorzellen ausbreiten und schädigt dabei die gesunden Zellen weniger stark als die Krebszellen. Generell zeigte sich, dass die Melittin-Varianten der Wildbienenarten milder wirken und somit gesunde Zellen nicht so sehr angreifen wie das beim Melittin der Honigbiene der Fall ist. Somit könnte das Gift der Wildbienen zukünftig vielleicht als Heilmittel eingesetzt werden. Das Ziel der Forscher ist es nun weiter an den neu entdeckten Melittin-Varianten zu forschen.
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