Vor Kurzem ist der Konzern Facebook massiv unter Druck geraten, weil eine Whistleblowerin dem Unternehmen vorgeworfen hat, dass es eigene Profite über die Sicherheit von Menschen stellt. Facebook soll von den schädlichen Auswirkungen seines Fotodienstes Instagram auf das Wohlbefinden jugendlicher Nutzer gewusst, aber nichts dagegen unternommen haben. Schon seit Längerem ist bekannt, welch negative Auswirkungen soziale Netzwerke wie Facebook, Instagram und Co. auf die psychische Gesundheit haben kann – die Zahl der Menschen, die in ein suchtartiges oder problematisches Verhalten im Umgang mit den sozialen Medien abrutschen, wächst stetig.
Verstärkte Nutzung in der Pandemie
Die Corona-Lockdowns und der dadurch entstandene Rückzug ins private Leben haben sicherlich einen großen Beitrag dazu geleistet, dass immer mehr Menschen auf sozialen Netzwerken unterwegs waren, um sich zu unterhalten und mit Anderen in Kontakt zu bleiben. Die Bildschirmzeit in Zeiten der Pandemie betrug bei vielen Menschen über zehn Stunden pr Tag – Smartphone-Besitzer schauen dabei durchschnittlich rund 58 Mal auf ihr Handy. Nicht nur die Internetnutzung, sondern auch die Verwendung von sozialen Medien hat durch die Corona-Pandemie rasant zugenommen. Aber ab wann spricht man von einer Social-Media-Sucht und wie kann man aus dieser Spirale wieder herausfinden?
Rückzug in die virtuelle Welt
Dr. Dagmar Pauli, Chefärztin an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich, sieht die Entwicklung ähnlich: „Wir haben tatsächlich einen Anstieg während der Corona-Zeit bemerkt“, gibt sie bekannt. Weiters fügt sie hinzu: „Besonders Jugendliche, die in ihren Familien weniger Rückhalt erfahren oder das Gespräch nicht suchen können, sind vermehrt in diese Welt hinein gefallen.“ Aber vor allem für Jugendliche sei es schwierig, wieder hinaus aus der virtuellen Welt und zurück in die Realität zu finden. Ebenfalls Schuld an der problematischen Situation hat der Algorithmus der sozialen Medien, der Nutzern immer das vorschlägt, was ihnen vermutlich gefällt. Jugendliche begeben sich damit zunehmend in eine Blase, aus der sie selbst womöglich nicht mehr herausfinden.
Welche Anzeichen sprechen für eine Sucht?
Grundsätzlich gilt: Wer an einer Suchterkrankung leidet, zieht sich immer mehr zurück und vernachlässigt typischerweise das „normale“ Leben. „Viele Betroffene glauben, nur noch im Online-Raum Freunde zu haben und vergleichen sich auch nur noch mit anderen Menschen aus dem Internet. Darunter leidet dann das echte Leben und die psychische Gesundheit“, so Dagmar Pauli. Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl sind dabei besonders anfällig in die „heile Welt“ der sozialen Medien zu flüchten. Wenn es so weit kommt, dass man sich nach dem Gebrauch von sozialen Medien schlecht fühlt, dann sollte die Nutzung ernsthaft überdacht werden. Pauli rät außerdem: „Wenn man merkt, dass man die Kontrolle verloren hat und sich immer stärker isoliert, sollte man professionelle Hilfe aufsuchen.“ Ganz pauschal lässt sich die Frage, ab wann man süchtig ist und wie viel Zeit am Handy zu viel ist, leider nicht beantworten. Wichtig ist aber, dass man selbst darauf achtet, was einem gut tut – und dass man sich vielmehr auf die Kontakte im realen Leben fokussiert.
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