Menschen mit einer rheumatischen Vorerkrankung gehören ebenfalls zu Personen mit einem erhöhten Hospitalisierungsrisiko bei Covid-19. Da die Krankheit, aber auch die Rheumatherapie das Immunsystem belastet, ist die Infektneigung deutlich höher als bei Menschen ohne Vorerkrankung. Rheuma-Patienten werden somit als Risikogruppe eingestuft.
Rheuma als starker Risikofaktor
Forschende der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh) und der Universität Gießen untersuchen seit Anbeginn der Pandemie die Coronavirus-Verläufe von Rheuma-Betroffenen. Die Datenanalyse soll als Grundlage zur Risikoeinschätzung für den Zusammenhang zwischen rheumatischen Grunderkrankungen und schweren COVID-19-Verläufen dienen. Da entzündlich-rheumatische Erkrankungen eine permanente Belastung für das Immunsystem darstellen, ist mit einer erhöhten Infektneigung zu rechnen, so die Arbeitsgruppe. Insbesondere, wenn die Erkrankung aktiv ist und nicht behandelt wird, ist die rheumatische Grunderkrankung ein starker Risikofaktor.
Rheumamedikamente gefährden Abwehrkraft
Doch nicht nur die rheumatische Vorerkrankung ist ein Risikofaktor für Covid-19-Patienten. Auch die Medikamente, die zur Rheumatherapie eingesetzt werden, setzen die Abwehrkraft herab, so Professor Dr. med. Hendrik Schulze-Koops, Leiter der Rheumaeinheit am Universitätsklinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München. Vor allem Rheumapatienten, die täglich mehr als fünf Milligramm Glukokortikoide einnehmen, hätten ein erhöhtes Risiko für schwere COVID-19-Verläufe. Diese Arzneien wirken auf das Immunsystem und erhöhten das Risiko für schwere Verläufe in der Kohorte um den Faktor 3,67. Aufgrund der Auswertung der Registerdaten empfehlen die Forschenden, während der Pandemie auf eine möglichst gute medikamentöse Kontrolle der rheumatischen Grunderkrankung zu achten. Wo immer möglich, sollte auf die dauerhafte Einnahme höher dosierter Glukokortikoide verzichtet werden. Als Alternative zu Glukokortikoiden wird eine Behandlung mit Biologika empfohlen. Mit ihnen lasse sich die Krankheitsaktivität wirksam kontrollieren und zugleich die Glukokortikoiddosis senken.
Impfung trotz Rheuma-Erkrankung?
Viele Menschen mit rheumatischer Vorerkrankung fürchten starke Nebenwirkung durch eine Covid-Impfung. Dr. Thomas Grünewald, Infektiologe am Klinikum Chemnitz und Vorsitzender der Sächsischen Impfkommission, gibt jedoch grünes Licht. In den Teststudien der Impfung haben auch Menschen mit Rheumaerkrankung teilgenommen. Da die Testpersonen die Impfung gut vertragen haben, seien Sorgen demnach unnötig. Die typischen Nebenwirkungen wie Gelenk- und Gliederschmerzen, erhöhte Temperatur, allgemeine Mattigkeit und gegebenenfalls einer Lymphknotenschwellung seien mild und auch vollkommen normal. Eine Covid-19-Erkrankung sei bei weitem gefährlicher für Menschen mit Vorerkrankung als eine Impfung.
Weitere Infos über Corona-Risikogruppen von Dr. Weigl:
Was meinen Sie?