Manuka-Honig wird schon seit Langem für seine beeindruckende antibakterielle Wirkung geschätzt. Mit diesem Können soll das Naturheilmittel nun tatsächlich die moderne Chirurgie unterstützen. Wissenschaftler trugen eine Honigschicht auf chirurgische Netze auf, die bei bestimmten Operationen in den Körper eingesetzt werden. Dieser hat dabei einen natürlichen antibakteriellen Effekt, der Wundinfektionen entgegenwirken soll.
Naturheilkunde im OP-Saal
Schon seit mehreren tausend Jahren wird für die Behandlung infizierter Wunden auf Honig zurückgegriffen. Ein Forschungsteam der Newcastle University hat nun gezeigt, dass der Schutz vor bakteriellen Infektionen auch im Körperinneren gilt. Die Wissenschaftler konstruierten ein neues chirurgisches Netz, das mit Manuka-Honig ummantelt ist. Die Untersuchungsergebnisse wurden vor Kurzem im Fachblatt „Frontiers“ veröffentlicht.
Für die Honigschicht wurden nur sehr kleine Mengen des Manuka-Honigs verwendet. Auf diese Weise wird das Netz zu einem natürlichen Antibiotikum, das Infektionen nach einem operativen Eingriff vermeiden soll. Der Honig soll sogar gegen resistente Bakterien ankommen, gegen die Antibiotika immer weiter versagen.
Chirurgische Netze
Bei chirurgischen Netzen handelt es sich um eine synthetische medizinische Vorrichtung, welche der Stützung von Gewebe dient, das durch eine Operation geschwächt wurde. Sie werden in den Körper eingesetzt, um die Heilung von Weichgewebe nach der OP zu fördern. Meist kommen chirurgische Netze bei Leistenbrüchen, Beckenbodenschwächen, Belastungsinkontinenzen oder Hernien zum Einsatz.
Die Netze sind zwar sinnvoll, bergen jedoch ein erhöhtes Infektionsrisiko: Bakterien bilden oftmals einen Biofilm auf ihrer Oberfläche. Auf diese Weise kann schnell ein Infektionsherd entstehen. Laut den Wissenschaftlern zählen Haut- und Weichteilinfektionen zu den häufigsten bakteriellen Infektionen und sind für circa zehn Prozent aller Krankenhausaufenthalte verantwortlich. Viele dieser Infektionen entwickeln sich durch einen vorangegangenen operativen Eingriff.
Neue Antibiotika sind dringend erforderlich
Meist werden bakterielle Antibiotika mit herkömmlichen Antibiotika behandelt, mittlerweile gibt es aber gerade unter den Krankenhauskeimen einige antibiotikaresistente Stämme. Forscher aus der ganzen Welt sind daher aktuell fieberhaft dabei wirksame Alternativen zu finden.
Die Gruppe internationaler Wissenschaftler entwickelte aus diesem Grund eine elektrostatische Nanobeschichtung aus Manuka-Honig, die auch chirurgischen Netzen befestigt werden kann. Der Honig wirkt dann bis zu drei Wochen lang antibakteriell. Die Beschichtung wirkt der Bildung eines Biofilms entgegen und gibt so Infektionen keine Chance.
Bei dieser Studie wurde Honig erstmals zur Vorbeugung von Infektionen im Körperinneren genutzt. Auch wenn es viele antibiotikabasierte Beschichtungen für Implantate gibt, wurde erkannt, dass der antibakterielle Effekt mit der Zeit nachlassen kann, da die Bakterien Resistenzen entwickeln können.
Manuka-Honig als medizinische Geheimwaffe
Es wird zwar vermutet, dass die meisten Sorten Honig antibakterielle Eigenschaften haben, der Manuka-Honig sticht hier jedoch als wirksamste Sorte heraus. Eine neuseeländische Studie hat gezeigt, dass dem Manuka-Honig die hervorragende Wirkung gegen Bakterien durch die Pollen des Manuka-Baumes verliehen wird. Der Baum stattet den Honig mit dem Inhaltsstoff Methylglyoxal aus, der antimikrobiell wirkt.
Um das chirurgische Netz zu produzieren verwendeten die Forscher ein Schichtsystem: Auf jede Schicht negativ geladenen Honig folgte eine positiv geladene Schicht Polymere. Die einzelnen Schichten sind nur zwischen zehn und 20 Nanometer dick, sodass die ideale Menge Honig und das optimale Timing für die Abgabe angesteuert werden konnten. Die richtige Menge war entscheidend, denn zu wenig Manuka-Honig ist ungenügend, um Infektionen vorzubeugen, während zu viel davon auch gesunde Zellen bekämpfen kann. Anhand der 16 Schichten wurde garantiert, dass die Wirkung zwei bis drei Wochen lang andauert. Damit wird der Wunde genug Zeit gegeben, um zu heilen, ohne dass eine Infektion entstehen kann.
Darüber hinaus wurde im Labor ersichtlich, dass Manuka-Honig auch gegen andere, teils resistente Bakterien der Typen MRSA, Staphylokokken und E-Coli wirkt. Die neue Forschungsarbeit hat dargelegt, dass ein natürlich gewonnenes Antibiotikum durch einen nanotechnologischen Ansatz ergänzt werden kann und daraus eine besonders wertvolle Kombination entsteht.
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