Hirse wurde schätzungsweise bereits vor 8.000 Jahren in China kultiviert. Als wertvoller Vitamin- und Mineralstofflieferant erlebt das uralte Getreide vor allem in den letzten Jahren wieder ein Comeback. Der Verzehr der Getreidesorte kann laut einer aktuellen Studie sogar das Risiko einer Erkrankung an Typ-2-Diabetes senken und den Blutzuckerspiegel bei Diabetes normalisieren. Damit könnten sich regelmäßige Mahlzeiten mit Hirse zur Behandlung und Prävention von Typ-2-Diabetes als neue vielversprechende Option erweisen.
Gute Studienlage als Basis
Insgesamt haben an den ausgewerteten Studien rund 1.000 Menschen teilgenommen, was die Forschung maßgeblich beschleunigte: „Niemand wusste, dass es so viele wissenschaftliche Studien über die Wirkung von Hirse auf Diabetes gab, und diese Vorteile waren oft umstritten“, betont Studienautorin Dr. Seetha Anitha, leitende Ernährungswissenschaftlerin am International Crops Research Institute for the Semi-Arid Tropics (ICRISAT). Hirse war in vielen Teilen der Welt ein traditionelles Grundnahrungsmittel, wurde allerdings in den letzten 50 Jahren zusehends von Kulturpflanzen wie Reis, Weizen und Mais verdrängt. Dabei würde es zahlreiche B-Vitamine, wie beispielweise Thiamin, Riboflavin, Biotin und Folsäure enthalten, sowie eine vorzeigbare Menge an Vitamin E, das sich als Antioxidant positiv auf die Gesundheit auswirkt.
Hirse besser als andere Getreidearten
In ihrer aktuellen Studie hat das Forscherteam die Wirkung verschiedener Hirsearten bei Diabetes mit anderen Getreidesorten wie raffiniertem Reis, Mais und Weizen verglichen. So zeigte sich, dass Hirse den niedrigsten glykämischen Index und einen niedrigeren Blutzuckerwert bewirkte, bestätigt Studienautor Professor Ian Givens. Dabei kann der tägliche Verzehr von Hirse bei Diabetes den Blutzuckerspiegel (nüchtern und nach dem Essen) um 12 bis 15 Prozent senken und den Patienten damit eine Rückkehr von diabetischen zu prädiabetischen Werten ermöglichen. Bei Menschen im Prä-Diabetes-Stadium habe sich der HbA1c-Wert im Durchschnitt um 17 Prozent gesenkt – kritische Werte gingen von einem Prä-Diabetes-Status in einen normalen Status über.
Neue Möglichkeiten der Behandlung und Prävention
„Diese Ergebnisse bestätigen, dass der Verzehr von Hirse zu einer besseren Blutzuckereinstellung führen kann“, so die Wissenschaftler. Die Meta-Analyse zeige somit, dass Hirse eine vielversprechende Rolle bei der Behandlung und Prävention von Typ-2-Diabetes spielen kann: „Diese systematische Übersicht über die in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlichten Studien hat bewiesen, dass Hirse den Blutzuckerspiegel in Schach halten und das Diabetesrisiko senken kann“, bestätigt auch Anitha. „Hirse wird auf allen bewohnten Kontinenten angebaut, gilt aber nach wie vor als vergessenes Lebensmittel. Wir hoffen, dass sich dies ab 2023 ändern wird, wenn die Welt das von den Vereinten Nationen ausgerufene Internationale Jahr der Hirse begeht”.
Vielfalt, von der alle profitieren
„Eine größere Vielfalt in den landwirtschaftlichen Betrieben und auf den Tellern ist der Schlüssel zur Umgestaltung der Lebensmittelsysteme. Die Vielfalt in den Betrieben ist eine Strategie zur Risikominderung für die Landwirte angesichts des Klimawandels, während die Vielfalt auf dem Teller dazu beiträgt, Zivilisationskrankheiten wie Diabetes zu bekämpfen”, gibt zudem Dr. Jacqueline Hughes, Generaldirektorin des ICRISAT, zu bedenken. Die Studie habe allerdings auch Informationslücken aufgezeigt und verdeutliche den Bedarf an weiteren Studien, die alle Arten von Hirse und alle wichtigen Verarbeitungsmethoden mit einheitlichen Testmethoden abdecken, meint hierzu das Forschungsteam. Dazu gehören etwa Studien zu den Auswirkungen von Hirse auf Diabetes, Anämie und Eisenbedarf, Kalziummangel, Cholesterin- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie eine Übersicht über den Zinkgehalt.
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