Allein in Deutschland müssen jährlich etwa 200.000 Menschen aufgrund eines Herzinfarkts in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Im Jahr 2020 starben von diesen Patienten etwa 45.000. Seit einiger Zeit gibt es nun eine „Spritze gegen den Herzinfarkt“. Sie soll die Wahrscheinlichkeit verringern, dass die Herzfunktion plötzlich ausfällt. Wie genau dieses neuartige Medikament namens Inclisiran wirkt, erfahren Sie im Folgenden.
Risikofaktor: Hoher Cholesterinspiegel
Das Risiko für Herzinfarkte (und für Herz-Kreislauf-Erkrankungen generell) wird unter anderem durch einen zu hohen Cholesterinwert negativ beeinflusst. Vor allem zu viel des sogenannten Low-Density-Lipoprotein (LDL)-Cholesterins ist sehr schädlich: Es bildet nämlich Ablagerungen an den Gefäßwänden und lässt somit die Blutgefäße verkalken. In so einem Fall spricht man von Arteriosklerose, welche wiederum die Wahrscheinlichkeit erhöht einen Herzinfarkt zu erleiden.
Alternative zu herkömmlichen Medikamenten
Zwar gibt es bereits Medikamente zur Senkung des Cholesterinspiegels, etwa die sogenannten Statine. Diese können das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkte auch nachweislich mindern. Allerdings führen sie bei manchen Betroffenen nicht zur gewünschten Wirkung. Solche Patienten könnten nun von der „Spritze gegen den Herzinfarkt“ profitieren. Diese beinhaltet den Wirkstoff Inclisiran, welcher ebenfalls die Cholesterinwerte senkt und zu den sogenannten PCSK9-Hemmern gehört. PCSK9-Hemmer schwächen – wie der Name schon sagt – die Wirkung des Enzyms PCSK9, welches Rezeptoren für das LDL-Cholesterin auf den Leberzellen abbaut.
Wird das Enzym PCSK9 gehemmt, bleiben also mehr LDL-Rezeptoren bestehen. Die Konsequenz: Die Leber ist in der Lage mehr Cholesterin abzubauen. Somit befindet sich nicht mehr so viel LDL-Cholesterin im Blut, das sich ansonsten an den Gefäßen ablagern und zu Arteriosklerose führen würde.
Vorteil: Seltene Verabreichung reicht aus
Doch was ist eigentlich das Besondere an Inclisiran? Andere PCSK9-Hemmer wie Evolocumab und Alirocumab müssen alle zwei bzw. vier Wochen verabreicht werden. Bei Inclisiran benötigt man hingegen nach der ersten Spritze erst drei Monate später eine erneute Dosis. Danach wird der Wirkstoff nur noch jedes halbe Jahr gespritzt.
Auch im Vergleich zu Statinen stellt das einen großen Vorteil dar: Diese müssen nämlich täglich eingenommen werden. Dadurch ist auch die Wahrscheinlichkeit höher, dass der Patient die Medikamente manchmal vergisst und somit die Wirkung abgeschwächt wird. Bei Inclisiran, das nur alle sechs Monate verabreicht wird, ist diese Gefahr viel geringer.
Dennoch kein Wundermittel?
Inclisiran scheint also eine gute Alternative für Patienten mit zu hohen Cholesterinwerten zu sein, um deren Herzinfarkt-Risiko zu senken. Allerdings ist noch nicht abschließend geklärt, ob der Wirkstoff nicht nur den Cholesterinspiegel senkt, sondern auch tatsächlich Herz-Kreislauf-Probleme wie Herzinfarkte verhindert. Deswegen darf Inclisiran bisher nur in Ausnahmefällen verabreicht werden, nämlich bei Patienten mit erhöhten Cholesterinwerten, bei denen eine Behandlung mit herkömmlichen Medikamenten sowie eine Änderung ungesunder Lebensstilfaktoren auch nach einem Jahr keine Wirkung zeigt. Bevor Inclisiran zur breiten Anwendung eingesetzt werden kann, muss dessen Wirkung also noch genauer erforscht werden.
Außerdem sollte man Folgendes nicht außer Acht lassen: Der erste Schritt zur Vorbeugung von Arteriosklerose und Herzinfarkten muss immer eine Anpassung des Lebensstils sein. So sollte man sich zur Risikominderung unbedingt gesünder ernähren und ausreichend Sport treiben. Nur wenn diese Maßnahmen den Cholesterinspiegel nicht senken können, ist die Verabreichung von Medikamenten wie Inclisiran sinnvoll.
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