Auf Grund von Abweichungen in der Wahrnehmung, Diagnose und Behandlung von Herzinfarkten sterben täglich zahlreiche Frauen in Großbritannien – obwohl dies verhindert werden könnte. Dies hat nun die Wohltätigkeitsorganisation „British Heart Foundation“ (BHF) berichtet. Deutsche Fachleute haben die geschlechtlichen Unterschiede bei Herzinfarkten ebenfalls betont.
Viele Frauen sterben unnötig
Einer Mitteilung der BHF zufolge kam es innerhalb von zehn Jahren zu schätzungsweise 8.200 Todesfällen in England und Wales, weil die Frauen nicht gleichwertig wie Männer behandelt worden waren. Untersuchungen haben gezeigt, dass Frauen länger zögern sich bei Anzeichen für einen Herzinfarkt Hilfe zu suchen. Herzinfarkte werden oftmals als eine „Männerkrankheit“ angesehen. Die Charity-Organisation möchte das nun ändern und bestärkt Frauen darin ihr Risiko und die Symptome der Erkrankung besser zu verstehen.
Herzinfarkte sind gut behandelbar
Laut Dr. Sonya Babu-Narayan von der BHF sind Herzinfarkte heutzutage so gut behandelbar wie nie zuvor. Trotzdem sterben viele Frauen daran, da Herzinfarkte einen Ruf als Männerproblem haben. Auf Grund dessen erhalten Frauen oftmals nicht den gleichen Behandlungsstandard wie Männer.
Zum einen ist Unkenntnis hierbei ein Problem, denn viele Frauen zögern zu lange bevor sie sich in medizinische Obhut begeben. Dies verringert ihre Überlebenschancen. Darüber hinaus ergab eine internationale systematische Überprüfung, dass die durchschnittliche Verzögerung zwischen dem Beginn der Symptome und dem Eintreffen im Krankenhaus bei Männern zwischen 1 Stunde 24 Minuten und 3 Stunden 30 Minuten beträgt. Bei Frauen hingegen liegt sie zwischen 1 Stunde 48 Minuten und 7 Stunden 12 Minuten.
Eine weitere Komplikation sind Fehldiagnosen. Studien haben aufgedeckt, dass Frauen bei einem Herzinfarkt mit einer 50 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit eine falsche Erstdiagnose erhalten. Bei beiden Geschlechtern steigt das Todesrisiko mit einer falschen Erstdiagnose um 70 Prozent. Auch fehlerhafte Behandlungen sind jedoch ein ernstzunehmendes Problem. Laut Schätzungen hätten über eine Periode von zehn Jahren über 8.200 weibliche Leben in England und Wales gerettet werden können, wenn diese Frauen den gleichen Pflegestandard wie Männer bekommen hätten. Eine Studie ergab, dass Standardbehandlungen wie Bypass-Operationen und Stents bei Frauen rarer sind.
Daneben haben Frauen ein erhöhtes Risiko an einem Herzinfarkt zu sterben, denn Rauchen erhöht ihr Risiko verglichen mit Männern um das Doppelte, Bluthochdruck sogar um 80 Prozent und Diabetes Typ 2 um 50 Prozent. Dazu fällt auch die Nachsorge bei Frauen oftmals schlechter aus. Eine BHF-finanzierte Untersuchung stellte fest, dass Frauen in England und Wales um 2,7 Prozent seltener Statine und um 7,4 Prozent seltener Betablocker verschrieben bekommen, wenn sie das Krankenhaus nach einem Herzinfarkt verlassen, obwohl diese das Risiko eines Schlaganfalls oder erneuten Infarkts nachweislich reduzieren.
Falsche Wahrnehmung ist ein weltweites Problem
Leider existiert diese Problematik nicht nur in Großbritannien, Untersuchungen haben auf globaler Ebene bereits geschlechtsspezifische Abweichungen bei den Behandlungen aufgedeckt. Zwar sind die Unterschiede zwischen den Geschlechtern gering, wenn es um die medizinische Betreuung geht, betrachtet man allerdings die gesamte Bevölkerung Großbritanniens wird klar, wie stark sich diese letztendlich auswirken. Die vermeidbaren Todesfälle sollen in Zukunft minimiert werden.
Angaben zufolge sterben doppelt so viele britische Frauen an einer koronaren Herzkrankheit, die zu Herzinfarkten führt, als an Brustkrebs. Laut Dr. Babu-Narayan ist dies Anlass genug, endlich eine Veränderung in der öffentlichen Wahrnehmung von Herzinfarkten bei Frauen vorzunehmen und die Geschlechterkluft hier zu schließen. Frauen sollen ermutigt werden, ihr Herzinfarktrisiko besser verstehen und die vielen Anzeichen dafür erkennen zu können. Kommt es dazu, zählt jede Sekunde, daher sollten Menschen generell die Symptome kennen und sofort den Rettungsdienst verständigen.
Diese Warnsignale gibt es
Die Deutsche Herzstiftung hat ebenfalls davor gewarnt, dass Herzinfarkte durchaus auch Frauen betreffen können und diese sich anders als bei Männern zeigen können: Abgesehen von den typischen Symptomen wie Schmerzen im Brustraum, die in andere Körperbereiche ausstrahlen können, können auch unspezifische Anzeichen auftreten. Dazu gehören zum Beispiel Kurzatmigkeit, Übelkeit oder Erbrechen. Wenn diese Symptome sehr stark sind, ist es wichtig einen Herzinfarkt in Betracht zu ziehen. Frauen sollten außerdem daran denken, dass bei ihnen häufig ein Druck- oder Engegefühl im Brustbereich auftritt, das aber in jedem Fall ernst genommen werden sollte. Jeder Herzinfarkt kann immer und ohne Vorzeichen einen plötzlichen Herzstillstand hervorrufen. Daher sollten Frauen auch bei kleinsten Signalen sofort den Notruf wählen.
Hanna
05.11.2020 12:39Ich würde mich sehr über Quellen freuen, da es sonst unseriös wirkt. Außerdem kann man dann auch vertiefenden Inhalt finden.