Mehrere hundert Millionen Menschen auf der ganzen Welt leiden an Diabetes. Die „Zuckerkrankheit“ stellt dabei jedoch an sich nicht das Hauptproblem dar. Die vielen Folgeerkrankungen wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle sind ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko. Wissenschaftler haben nun jedoch herausfinden können, dass Diabetikerinnen durch gewisse Ernährungsformen die Wahrscheinlichkeit einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden signifikant reduzieren können. Den Studienautoren zufolge können die Erkenntnisse auch auf andere Bevölkerungsgruppen übertragen werden.
Vier Diätarten im direkten Vergleich
Laut Fachleuten haben Frauen mit Diabetes ein besonders hohes Risiko für Folgeerkrankungen, darunter unter anderem Herzinfarkte. Dieser Bedrohung kann jedoch vorgebeugt werden: Eine Untersuchung deckte kürzlich auf, dass Ernährungsformen ähnlich der mediterranen Diät und der blutdrucksenkenden DASH-Ernährung, das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle bei älteren Frauen mit Diabetes Typ 2 mindern kann.
Der American Heart Association (AHA) zufolge lag der Fokus der neuen Forschungsarbeit auf Daten der Women’s Health Initiative. Dabei handelte es sich um ein umfangreiches Langzeitprojekt zur Prävention von Krankheiten bei Frauen nach den Wechseljahren. Daran waren über 5.800 Frauen beteiligt, die im Erwachsenenalter an Diabetes erkrankt waren, aber zu Studienstart keine Herz-Kreislauf-Erkrankung hatten. Die Wissenschaftler beurteilten detaillierte Fragebögen bezüglich der Ernährungsweise der Patientinnen. Auf diese Weise konnten sie ermitteln, inwiefern ihre Antworten einer der vier Ernährungsformen zugeordnet werden konnten. Drei Ernährungsmuster: Eine westliche Version der Mittelmeerdiät, die blutdrucksenkende DASH-Diät („Dietary Approach to Stop Hypertension“) und Richtlinien der American Diabetes Association (ADA) empfehlen alle mehr Obst, Gemüse, Nüsse, Samen, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte und einige Milchprodukte zu verzehren, sowie Zucker und rotes, verarbeitetes Fleisch zu meiden. Die vierte Ernährungsform war die paläolithische Ernährung (Paleo-Diät). Diese rät hingegen zu viel Fleisch, Obst, Gemüse und Nüssen, und zum Verzicht von Getreide, Milchprodukten, Zucker und Alkohol.
Das Forschungsteam konnte feststellen, dass etwa elf Prozent der Probandinnen in einer Zeitspanne von durchschnittlich 12,4 Jahren eine Herzerkrankung bekam, über sechs Prozent erlitten einen Schlaganfall. Frauen, die sich am ehesten entsprechend der DASH-Diät ernährten, wiesen der Untersuchung zufolge um 31 Prozent weniger kardiovaskuläre Probleme auf als andere. Diejenigen, die sich am ehesten nach den Empfehlungen der ADA richteten, wiesen ein um 29 Prozent geringeres Risiko auf. Bei den Frauen, die sich weitgehend mediterran ernährten, war die Gefahr um 23 Prozent verringert. Die Paleo-Diät zeigte als einzige Ernährungsform der vier betrachteten keine Verbindung zum kardiovaskulären Risiko von Diabetikerinnen. Die Ergebnisse wurden im „Journal of the American Heart Association“ publiziert.
Nicht nur Diabetiker sollten auf ihre Ernährung achten
Studien zu den Zusammenhängen von Ernährung und Herzgesundheit bei Diabetikern sind rar, da die Empfehlungen für diese Personengruppe hauptsächlich auf Daten aus Untersuchungen mit Menschen ohne Diabetes stammen. Die neuen Resultate bestätigen die aktuellen Empfehlungen für die ernährungsbedingte klinische Praxis bei Patienten mit Diabetes Typ 2 jedoch. Den Wissenschaftlern zufolge gibt es keinerlei Gründe das Ergebnis nicht auch auf andere Populationen mit Diabetes Typ 2 zu übertragen. Den Empfehlungen des American College of Cardiology und der American Heart Association zufolge sollte der Ernährungsplan aller Menschen vor allem aus Obst, Gemüse, Nüsse, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, mageres Eiweiß und Fisch, sowie wenig gesättigten Fettsäuren, Natrium und Cholesterin bestehen. Darüber hinaus wird dazu geraten Transfette, raffinierte Kohlenhydrate, verarbeitetes Fleisch und süße Getränke möglichst zu vermeiden.
Krankenschwester Cindy Lamendola, die nicht an der Studie mitgewirkt hat, ist der Meinung, dass die neue Untersuchung hilfreich ist, um die Forschungslage bezüglich Ernährung und Diabetes Typ 2 weiter auszubauen. Es existiert eine Vielzahl von Ernährungsformen, sodass die neuen Erkenntnisse die Öffentlichkeit aufklären und beruhigen. Zudem sind sie Lamendola zufolge eine wichtige Stellungnahme für alle Diabetikerinnen nach der Menopause. Idealerweise werden zukünftige Forschungen in diesem Bereich auf mehrere Jahre und verschiedene Personengruppen ausgeweitet, beispielsweise auch Menschen mit Prädiabetes und anderen Erkrankungen.
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