Gerinnungshemmende Medikamente, im Volksmund auch Blutverdünner genannt, sind ein wichtiger Bestandteil der Therapie von zahlreichen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bei Vorhofflimmern oder fortgeschrittener arterieller Verkalkung. Sie sollen die Entstehung von Blutgerinnseln verhindern und gefährlichen Thrombosen, Embolien oder Schlaganfällen vorbeugen. Jedoch wirken nicht alle Blutverdünner gleich; manche schützen das Herz nach einem Herzinfarkt, andere schädigen den Herzmuskel eher, so eine aktuelle Untersuchung.
Bisher nur gerinnungshemmende Wirkung untersucht
Thrombosen als Folge von Herzinfarkten sind weltweit eine häufige Todesursache. Als Schutz davor spielen gerinnungshemmende Medikamente eine wichtige Rolle. Bisher wurde bei häufig eingesetzten Blutverdünnern meist nur die gerinnungshemmende Wirkung untersucht. Ein Wissenschaftsteam der Universitätsmedizin Leipzig um Prof. Dr. Berend Isermann hat nun erstmals die Wirkung auf andere Effekte untersucht und ist zum Ergebnis gekommen, dass sich unterschiedliche Gerinnungshemmer sehr unterschiedlich auf die Schwere der Schädigung des Herzens und auf dessen Funktionstüchtigkeit nach einem Infarkt auswirken. Die Ergebnisse wurden in der renommierten Fachzeitschrift Circulation Research veröffentlicht.
Unterschiedlicher zellulärer Schutz
Orale Medikamente zur Hemmung der Blutgerinnung, sogenannte Antikoagulanzien (DOACs), werden immer häufiger zur Behandlung eingesetzt. Sie haben den Vorteil, dass sie in Form von Tabletten ohne ärztliche Überwachung eingenommen werden können. Diese Medikamentengruppe funktioniert nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip, wobei die Wirkung einzelner Gerinnungsfaktoren aufgehoben wird. Allerdings scheint es im Falle eines Herzinfarktes einen Unterschied zu machen, welche dieser Faktoren gehemmt wird.
Eine besondere Rolle spielt nimmt dabei zumindest teilweise das Protein C, ein zellschützender Faktor. Denn dieser wird von den verschiedenen Gerinnungshemmern unterschiedlich stark aktiviert und bietet demnach mehr oder weniger Zellschutz. Diese beobachteten zellulären Effekte zeigten sich dabei unabhängig von der antikoagulativen Wirkung. Die Studie am Mausmodell zeigte somit, dass DOACs den Herzmuskel schädigen oder schützen können, je nachdem, welches Medikament verwendet wurde. Der Schutz gegen Thrombose war bei allen DOACs gleich gegeben. „Die Ergebnisse werden, falls sich die Befunde in klinischen Studien bestätigen, Auswirkung auf die Wahl der Medikamente zur Blutgerinnung bei Patienten haben“, so Studienleiter Isermann.
Vorsicht mit Vitamin K
Blutgerinnung ist ein wichtiger Prozess im menschlichen Körper. Grundsätzlich herrscht ein komplexes Zusammenspiel zwischen Bildung und Auflösung von Blutgerinnseln. Bei Verletzungen etwa ist ein schneller Verschluss von Vorteil, um das Eindringen von Keimen zu vermeiden und den Blutverlust gering zu halten. An der Blutgerinnung sind zahlreiche Faktoren und auch Co-Faktoren beteiligt, welche die Gerinnungsfähigkeit beeinflussen. Zu den Co-Faktoren gehört auch Vitamin K, das ein Gegenspieler der DOACs ist; es kann die Wirkung blutverdünnender Medikamente einschränken. Patienten, die DOACs einnehmen, wird daher von einer Ernährung mit stark schwankenden Vitamin-K-haltigen Nahrungsmitteln abgeraten. Im Speiseplan sollte Vitamin K dann besser in gleichbleibenden Mengen eingebaut werden. Viel Vitamin K enthalten Spinat, Brokkoli, Kartoffeln, Kohlgemüse, Nüsse oder grünes Gemüse.
Was meinen Sie?