Etwa sechs Millionen Deutsche leiden an Gallensteinen, sodass diese zu den Top Ten der Gründe für einen Krankenhausaufenthalt zählen. Durch die unangenehme Erkrankung kommt es zu schmerzhaften Krämpfen. Doch nicht nur das: Sie steigern auch das Risiko für lebensgefährliche Infektionen im Bauch. Obwohl sie so verbreitet sind, war bisher jedoch unklar, wie genau die Entstehung von Gallensteinen überhaupt vonstattengeht. Deutsche Wissenschaftler sind nun aber endlich auf die Lösung des Rätsels gestoßen.
Entstehung von Gallen-, Harn- und Nierensteinen
Wissenschaftlern der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg ist es durch eine unkonventionelle Forschungsarbeit gelungen das Rätsel um die Entstehung von Gallensteinen zu lüften. Sie analysierten die Bestandteile von Gallensteinen aus Museen, Schlachthöfen und von Operationen mit neuesten Techniken. Dabei stießen sie auf einen ungewöhnlichen Bestandteil: Spuren von ganz bestimmten weißen Blutkörperchen. Durch diesen Hinweis konnte endlich auf den Entstehungsweg von Gallensteinen geschlossen werden. Die erstaunliche Untersuchung wurde vor Kurzem in der Fachzeitung „Immunity“ publiziert.
Entschlüsselung dank weißen Blutkörperchen
Bei den speziellen weißen Blutkörperchen handelt es sich um die Art neutrophile Granulozyten, die erste Form der Abwehr von Bakterien und Krankheitserregern. Die Zellen nehmen auch Kristalle im Körper als Gefahr wahr – darunter auch die Calcium- und Cholesterinkristalle, aus denen Gallensteine entstehen können. Die Granulozyten schaffen es jedoch nicht diese zu beseitigen und sterben beim Versuch ab. Im Verlauf davon verteilen sie ihr genetisches Material netzartig über die Kristalle, sodass die genetischen Überreste mit den Kristallen Verklumpungen bilden, die Experten als neutrophile extrazelluläre Fallen (NET) bezeichnen. Diese können immer weiterwachsen und extreme Ausmaße annehmen.
Gegen Gallensteine vorgehen
Die Entstehung von Gallensteinen kann eingedämmt oder sogar vollkommen aufgehalten werden, wenn diese Netzbildung durch Medikamente verhindert wird. Damit ergeben sich völlig neue Möglichkeiten für die Behandlung von Gallensteinen. Der Untersuchung zufolge bietet sich vor allem der Betablocker Metoprolol an. Dieser wird bereits seit vielen Jahren für die Behandlung von Bluthochdruck verwendet. Metoprolol vermeidet, dass neutrophile Granulozyten aus der Blutbahn in das Gewebe vordringen. Auf diese Weise werden die Kapazitäten für die Bildung neutrophiler extrazellulärer Fallen reduziert. Eine weitere Möglichkeit sind sogenannte PAD-Inhibitoren. Diese wirken gezielt der NET-Entstehung entgegen.
Die Wissenschaftler unterstreichen, dass die neuen Erkenntnisse nicht nur bei Gallensteinen relevant sind, sondern bei jeglichen Steinen, die sich im Körper entwickeln können. Darunter fallen zum Beispiel auch Harn- oder Nierensteine.
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