Migräne zählt zu den verbreitetsten neurologischen Krankheitsbildern. Während der letzten Jahre wurden immer mehr Therapiemethoden eingeführt. Manche der existenten Arzneimittel dürfen allerdings wegen ihrer gefäßverengenden Wirkung von vielen Betroffenen nicht konsumiert werden. Nun gibt es jedoch neue Substanzen, die auch für diese Patienten geeignet sind.
Den Kopfschmerz effektiv bekämpfen
Der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) zufolge wurde das Therapiespektrum für Migränepatienten während der letzten Jahre signifikant vergrößert. Neue Antikörper helfen dabei, Migräneanfälle wirksam zu umgehen oder deren Häufigkeit zumindest zu verringern. Kommt es trotzdem zu einer schweren Kopfschmerzattacke, waren bisher nur Triptane eine Option, um die Dauer und Intensität der Migräne einzudämmen. Zahlreiche Betroffene können diese Arzneimittel allerdings auf Grund ihrer gefäßverengenden Wirkung nicht verwenden. Nun gibt es neue Substanzen, die auch für diese Personengruppe eine geeignete Therapiemethode darstellt.
Migräne gehört zu den häufigsten Arten von Kopfschmerzen. Zwischen 12 und 14 Prozent aller Frauen, sowie 6 und 8 Prozent aller Männer in Deutschland sind davon betroffen. Der plötzlich eintretende Schmerz kommt in unregelmäßigen Zeitabständen wieder. Manche Personen bekommen nur ein- bis zweimal jährlich eine Migräneattacke, andere leiden mehrmals im Monat oder sogar täglich darunter. Die Anfälle können ein paar Stunden bis zu drei Tage lang anhalten. In wenigen Fällen können Hausmittel Linderung verschaffen, doch die meisten Migränepatienten sind auf Arzneimittel angewiesen. Laut der DGN wird für die Therapie von leichten bis mittelschweren Migräneanfällen auf Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure und Paracetamol, sowie nichtsteroidale Antirheumatika zurückgegriffen. Bei schweren Migräneattacken wirken diese Medikamente jedoch oft nicht – dann kommen Triptane zum Einsatz.
Triptane sind nicht für jeden geeignet
Laut der DGN sind Triptane hochwirksam und können die Stärke und Dauer des Kopfschmerzes signifikant mindern, wenn sie rechtzeitig eingenommen werden. Die Medikamente sind für viele Migränepatienten das einzige Hilfsmittel und haben ihre Daseinsberechtigung bereits über viele Jahre im klinischen Alltag verdient.
Auch wenn es nur wenige Nebenwirkungen gibt, so sind Triptane trotzdem nicht für alle Patienten geeignet, denn sie binden an den sogenannten 5-HT1-Rezeptoren. Dadurch verhindern sie die Weiterleitung von Schmerzreizen, sowie die Freisetzung von entzündungsfördernden Neuropeptiden. Zwar wird so der Schmerz gehemmt, aber es kommt zu einer vasokonstriktiven, also gefäßverengenden, Wirkung.
Auf Grund dessen sind Triptane bei einigen Personengruppen kontraindiziert, zum Beispiel wenn schwerwiegende vaskuläre Erkrankungen wie Angina pectoris oder diverse vaskuläre Risikofaktoren auftreten. Des Weiteren gehören Patienten dazu, die schon einmal einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder „Mini-Schlaganfall“ (TIA) hatten. Bei ihnen kann die Verwendung von Triptanen lebensbedrohliche Folgen haben.
Die neuen Alternativen
Bislang hatten Migränepatienten, die zu der oben genannten Gruppe zählen, keine effektiven Behandlungsmöglichkeiten. Deshalb war es dringend notwendig, neue Arzneimittel für die Akuttherapie von Migräneanfällen zu entwickeln, die nicht gefäßverengend wirken. Nun befinden sich bereits zwei neue Substanzklassen in der klinischen Prüfung. Sie sind unter der Bezeichnung „Ditane“ und „Gepante“ bekannt.
Der DGN zufolge gehört zu den Ditanen Lasmiditan. Wie Triptan ist diese Substanz ein Agonist am Serotonin 5 HT1F-Rezeptor, allerdings ohne die vasokonstriktiven Eigenschaften. Im Rahmen zweier großer Phase-3-Studien war Lasmiditan in der Akuttherapie einer Migräneattacke hilfreicher als Placebos. Jedoch hat die neue Substanz ungünstige zentrale Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Schwindel. Daher ist der Einsatz in der Praxis limitiert. Wahrscheinlich wird Lasmiditan deshalb nur für Personen zugänglich, die für die Einnahme von Triptanen ungeeignet sind.
Die zweite neue Alternative zur Bekämpfung von Migräneanfällen sind „Gepante“. Dabei handelt es sich um winzige Moleküle, die als Antagonisten am CGRP-Rezeptor wirken. Im Rahmen größerer randomisierter, Placebo-kontrollierter Studien zur Therapie akuter Migräneanfälle wurden Ubrogepant und Rimegepant bewertet. Den Ergebnissen zufolge wirken beide effektiver als Placebo und rufen verglichen mit Lasmiditan nur geringe Begleiterscheinungen hervor.
Es wurden bislang zwar keine direkten Vergleichsuntersuchungen mit Triptanen durchgeführt, doch der DGN zufolge sind offenbar sowohl Ditane als auch Gepante weniger wirksam als Triptane. Trotzdem sind sie für Betroffene mit schwerwiegender Migräne, bei denen eine Therapie mit Triptanen nicht infrage kommt, eine bedeutsame neue Option. Schließlich existierte für diese Personengruppe bisher gar keine Alternative der Akuttherapie bei Migräne. Eine etwas verringerte Wirksamkeit ist besser als gar keine, die Lebensqualität von Betroffenen kann mit den neuen Optionen nun signifikant gesteigert werden.
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