Vitamin D übernimmt verschiedene bedeutungsvolle Funktionen im Organismus. Dass der Vitamin-D-Spiegel auch über den Verlauf einer möglichen Corona-Infektion entscheiden könnte, wird in einer kürzlich veröffentlichten Pressemitteilung der Uni Hohenheim deutlich. Dafür hat der Ernährungsmediziner Prof. Dr. Hans-Konrad Biesalski 30 Studien ausgewertet und festgestellt, dass ein Vitamin-D-Defizit als möglicher Indikator für den Verlauf, den Schweregrad und die Mortalität bei einer Covid-19-Erkrankung gelten könnte. Die vollständige Studie wurde erstmals im NFS Journal veröffentlicht. Einige Grunderkrankungen sowie andere Risikofaktoren für einen schweren Infektionsverlauf sind darüber hinaus oft mit einem niedrigen Vitamin-D-Spiegel verbunden, so Biesalski. Dazu gehören Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Bluthochdruck und Übergewicht. Auch ältere Menschen, die zu der Risikogruppe gezählt werden, weisen häufig einen Vitamin-D-Mangel auf.
Was bedeutet ein Vitamin-D-Mangel im Zusammenhang mit Covid-19?
Vitamin D ist eines der 13 lebenswichtigen Vitamine, mit denen wir eine ausreichende Versorgung sicherstellen sollten. Eigentlich ist es kein Vitamin, sondern eine Hormon-Vorstufe, die der Körper mithilfe von Sonnenlicht (UV-B-Strahlung) selber bilden kann. Es spielt eine wichtige Rolle für die Knochengesundheit und ist an Stoffwechselvorgängen beteiligt. Weitere Informationen zu Vitamin D sind auf der Seite des Robert Koch-Instituts RKI zu finden. Darüber hinaus hat Vitamin D einen direkten Einfluss auf unser Immunsystem und das sogennante Renin-Angiotensin-System (RAS), das vor allem für die Blutdruck Regulierung wichtig ist. Kommt es zu einer Coronavirus-Infektion, können pro-entzündliche und anti-entzündliche Prozesse nicht mehr die Waage halten, da das Coronavirus eine wichtige Schaltstelle dieser Regelkreise befällt , so Biesalski. „Das System gerät durcheinander. Und zwar besonders dann wenn gleichzeitig ein Vitamin-D-Mangel besteht.“, erläutert Biesalski weiter. Die pro-entzündlichen Prozesse können dann überwiegen und „die Folge sind gravierende Veränderungen in den Lungenbläschen, die zu einer schweren Komplikation der Covid-19-Erkrankung führen, dem sogenannten Akuten Atemnotsyndrom (ARDS).“
Vitamin-D-Spiegel überprüfen lassen
Biesalski betont, dass der Vitamin-D-Spiegel vor allem im Hinblick auf Verlauf und Entwicklung einer Covid-19-Erkrankung mehr Aufmerksamkeit bekommen sollte. Im Falle einer Erkrankung empfiehlt er den Vitamin-D-Status überprüfen zu lassen und ein mögliches Defizit mit ärztlicher Rücksprache zu beheben. Ein nicht ausreichender Vitamin-D-Spiegel erhöhe das Risiko für einen schweren Verlauf. Acht weitere Studien laufen bereits, um die Auswirkungen von Vitamin-D-Supplementierungen in verschiedenen Dosierungen zu untersuchen. Dabei soll auch geprüft werden, ob die verschiedenen Dosierungen (bis zu 200.000 IE) einen Einfluss auf den Verlauf der Krankheit haben könnten oder ob sie sogar beispielsweise ein ARDS verhindern könnten. Biesalski betont jedoch: „Vitamin D ist kein Medikament, mit dem man Covid-19-Erkrankungen heilen kann. Doch man kann damit positiv auf den Krankheitsverlauf einwirken, indem es dem Organismus ermöglicht, die Balance zwischen den pro- und anti-entzündlichen Prozessen wieder herzustellen.“
Wodurch kann ein Vitamin-D-Mangel entstehen?
Es gibt verschiedene Faktoren, die dazu führen können, dass wir nicht ausreichend mit Vitamin D versorgt sind. Dazu gehören vor allem eine ungenügende Sonnenexposition (z.B. durch einen falschen Einfallswinkel der Sonnenstrahlen) und das Alter und die damit abnehmende Fähigkeit Vitamin D zu bilden. Dazu kommt, dass auch die Ernährung nur wenig zur Vitamin-D-Versorgung beitragen kann. In einem publizierten Text von Prof. Dr. Armin Zittermann zeigt sich, dass in Deutschland 40-45% der Allgemeinbevölkerung unzureichend versorgt sind, von einem Mangel betroffen sind 15-30%. Wie bedeutsam Vitamin D für unsere Gesundheit sein kann, sieht man auch in dem Text: Würde man den Vitamin-D-Status in Deutschland verbessern, würde eine geschätzte Kosteneinsparung im Gesundheitswesen von 37,5 Milliarden Euro jährlich anfallen.
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