Forscher sind sich mittlerweile einig: Die perfekte Ernährung, die für alle gleich gesund ist, existiert nicht. Doch kann eine personalisierte Ernährung für Menschen mit Gewichtsproblemen in Zukunft die Lösung sein? Die Auswertung von Genen, dem Mikrobiom und verschiedenen Biomarkern soll dabei helfen, einen individuellen Speiseplan zu erstellen. Viele Unternehmen bieten solche Analysen bereits an – doch wie sinnvoll sind diese tatsächlich?
Maßgeschneiderter Speiseplan
Seit einigen Jahren besteht die Möglichkeit anhand einer DNA-Analyse den individuellen Stoffwechseltyp zu bestimmen. Unternehmen versprechen nach der Auswertung des Tests einen Ernährungsplan zu liefern, der perfekt auf die persönlichen Bedürfnisse abgestimmt ist. Bei Einhaltung der Anweisungen soll sich der Alltag gesünder und leichter gestalten lassen. Der Prozess ist einfach: Man schickt eine Blut- oder Speichelprobe ein und schon wenige Wochen später erhält man eine umfangreiche Auswahl an Rezepten und Empfehlungen für Nahrungsergänzungsmittel – perfekt an die eigene DNA angepasst. Die Analyse beruht auf der Annahme, dass das Gewicht bis zu 80 Prozent von unseren Genen abhängt. Welche das aber genau sind – darüber herrscht noch große Unklarheit.
Blutbild liefert wertvolle Informationen
Es ist in der Forschung also bereits bekannt, dass unser Gewicht auch durch unsere DNA bestimmt wird. Das Wissen darüber, welche Genvarianten einen Einfluss haben, ist allerdings noch sehr begrenzt: Laut der Ernährungswissenschaftlerin Christina Holzapfel bestimmen die Genvarianten, die in den diversen Analysen identifiziert werden, nur drei Prozent der vermuteten genetischen Komponenten. Eine Ernährungsempfehlung, die auf einer solch schmalen Wissensbasis beruht, sei daher nicht zu empfehlen.
Abseits der Genanalyse könne man auch ein traditionelles Blutbild erstellen lassen, das dabei hilft den individuellen Nährstoffbedarf zu decken. Eine Untersuchung des Blutes und die Bestimmung des Langzeit-Blutzuckers geben Aufschluss über die Entstehung von Krankheiten. Beispielsweise liefert die Messung Hinweise auf den Zusammenhang des Verzehrs von bestimmten Lebensmitteln und dem Auftreten eines Migräne-Anfalls.
Heilung durch personalisierte Ernährung?
Obwohl Experten gesunden Personen von der strikten Einhaltung des DNA-Speiseplans abraten, kann er für bestimmte Patienten dennoch hilfreich sein. Bei der Vorbeugung von Krankheiten wie Adipositas und den daraus resultierenden Folgen wie Diabetes Typ-2, Fettstoffwechselstörungen und Bluthochdruck wird die Analyse durchaus empfohlen. Auch andere Störungsbilder, wie Demenz und Krebs, können durch ungesunde Ernährungsformen entstehen. Für Personen mit einem erhöhten Risiko für bestimmte Stoffwechselerkrankungen kann ein Bluttest und eine angepasste Ernährungsform ebenfalls sinnvoll sein.
Allgemeine Ernährungsempfehlungen bald überflüssig?
Aber bedeutet individuelle Ernährung nun, dass allgemeingültige Konzepte für gesunde Lebensmittel automatisch überholt sind? Tatsächlich kommt es hier unter Experten zu einem Umdenken. Obwohl eine pflanzenbasierte Ernährung mit einem geringen Anteil an tierischen Produkten zwar weiterhin wichtig ist, muss auch die individuelle Verträglichkeit von Lebensmitteln immer beachtet werden. Beispielsweise vertragen manche Menschen Bohnen schlechter als andere. Um ihren täglichen Bedarf an Proteinen zu decken, sollten diese Personen stattdessen mehr tierische Eiweiße zu sich nehmen, obwohl generell eine fleischarme Kost empfohlen wird.
Es gilt somit: Kein Lebensmittel und kein Ernährungsplan ist für alle Menschen gleich gut geeignet. Mithilfe von seriösen Konzepten der individuellen Ernährung lässt sich auf Wunsch ein gesünderer Alltag gestalten. Oberstes Ziel der angepassten Nahrung soll jedoch nicht eine Einschränkung im Genuss sein. Vielmehr will man Menschen dadurch mehr gesunde Lebensjahre verschaffen und gleichzeitig gängige Volkskrankheiten verhindern.
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