Nach Corona versetzte im vergangenen Jahr ein neuer Krankheitserreger die Menschheit in Angst und Schrecken: das Affenpockenvirus. Etwa jeder zehnte Patient mit Affenpocken muss ins Krankenhaus eingeliefert werden; drei Prozent aller Betroffenen sterben an der Infektion. Doch gibt es eigentlich auch Medikamente, die dem aktuellen internationalen Ausbruch entgegenwirken können? Forscher der Goethe-Universität in Frankfurt am Main und der University of Kent in Großbritannien gingen dieser Frage nach.
Affenpocken: eine weltweite Bedrohung
Bis vor einiger Zeit waren Affenpocken nur in Afrika verbreitet. Dort kam es zu Übertragungen des Virus von bestimmten Wildtieren auf den Menschen. Im Mai 2022 breitete sich der Erreger dann jedoch weltweit aus, indem er von Mensch zu Mensch weitergegeben wurde. Die WHO stufte diesen Ausbruch als „Gesundheitliche Notlage mit internationaler Tragweite“ ein.
Besonders beunruhigend ist, dass die derzeit an Affenpocken erkrankten Patienten andere Symptome zeigen als Betroffene bei vorherigen Ausbrüchen. Daher hatten Experten eine große Befürchtung: Womöglich hat sich das Virus durch Mutationen schon so weit verändert, dass die derzeit verfügbaren Medikamente keine Wirkung mehr zeigen. Die Forscher aus Deutschland und Großbritannien versuchten nun herauszufinden, ob das tatsächlich der Fall ist.
Mutiertes Virus resistent gegen Medikamente?
Von zwölf Patienten, die während des aktuellen Ausbruchs erkrankt waren, isolierten die Wissenschaftler dafür Affenpockenviren, welche sie anschließend in Zellkulturen vermehren ließen. Typischerweise nisten sich die Erreger in Hautzellen ein. Daher analysierten die Forscher im nächsten Schritt, wie sich drei aktuell verfügbare Medikamente auf die isolierten Affenpockenviren in Kulturen von Hautzellen auswirken. Die untersuchten Arzneimittel heißen Tecovirimat, Cidofovir und Brincidofovir. Dabei stellten die Forscher fest: Alle drei Medikamente zeigten eine Wirkung gegen die Affenpocken der zwölf Patienten.
Prof. Martin Michaelis, einer der beteiligten Forscher, drückte seine Erleichterung über die Befunde aus: „Diese Ergebnisse sind sehr beruhigend und geben berechtigten Grund zu der Annahme, dass die verfügbaren antiviralen Therapien auch im derzeitigen Ausbruch weiter gegen die Affenpocken wirksam sein werden.”
So gefährlich sind Affenpocken wirklich
Im Rahmen des internationalen Ausbruchs im Mai 2022 erkrankten auch in Deutschland erstmals Menschen an den Affenpocken. Obwohl das Robert-Koch-Institut seit Oktober 2022 nur noch wenige Fälle vermeldet, befürchten viele Menschen sich ebenfalls mit dem Virus zu infizieren. Doch wie gefährlich sind Affenpocken eigentlich?
Bedrohlich ist die Krankheit vor allem für Menschen mit schwacher Immunabwehr, wie etwa ältere Leute, schwangere Frauen sowie Säuglinge und Kleinkinder. Die Ansteckung erfolgt vor allem über den Geschlechtsverkehr, wobei ein erhöhtes Risiko beim Sex zwischen Männern besteht. Daher haben sich hierzulande bisher hauptsächlich Männer infiziert, während Frauen und Kinder nur sehr selten betroffen sind.
Die Affenpocken äußern sich in Beschwerden wie Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Gelenkschmerzen sowie allgemeiner Erschöpfung. Typisch ist außerdem ein Hautausschlag, der häufig an den Genitalien, an Händen und Füßen oder im Gesicht auftritt. Bei den meisten Patienten verläuft die Erkrankung mild bis mittelschwer. Allerdings kann sie auch schwerwiegendere Konsequenzen nach sich ziehen und der Hautausschlag hinterlässt womöglich bleibende Narben. Gestorben ist in Deutschland bisher aber niemand an den Affenpocken. Um sich vor der Krankheit zu schützen, steht übrigens ein Impfstoff zur Verfügung. Die STIKO empfiehlt diesen aber nur Personen, die häufig Sex mit wechselnden männlichen Partnern haben oder dem Virus vermehrt ausgesetzt sind, etwa im Rahmen von Labortätigkeiten.
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