Jeder kennt das Gefühl der vollständigen Erschöpfung: wenn man keine Kraft mehr hat in die Gänge zu kommen und man am liebsten den gesamten Tag schlafen möchte. Normalerweise ist dieses Empfinden auf Schlafmangel zurückzuführen und deswegen auch durch das Nachholen von Schlaf wieder auszugleichen. Bei manchen Menschen bringt aber selbst viel Schlaf nichts und sie fühlen sich dauerhaft antriebslos und müde. Diese Menschen leiden vermutlich unter dem sogenannten Fatigue-Syndrom.
Fatigue erkennen
Es passiert schnell, dass man den Körper überreizt und sich zu wenig um die eigene Gesundheit kümmert: man arbeitet viel, isst ungesund und schläft generell zu wenig. Der Körper reagiert daraufhin mit Müdigkeit und einer starken Erschöpfung. Eine Unterscheidung zwischen dieser Art von Erschöpfung und dem Fatigue-Syndrom gestaltet sich allerdings als schwierig. Vorab sei gesagt, dass das Fatigue-Syndrom meistens bei Menschen eintritt, die bereits eine Vorerkrankung haben, wie z.B. Krebs, Multiple Sklerose, Parkinson usw. Dennoch kann dieses auch diagnostiziert werden, wenn andere Umstände gegeben sind. Das Fatigue-Syndrom macht sich folgendermaßen bemerkbar:
- unüberwindbares Gefühl der körperlichen und/oder geistigen Erschöpfung
- keine Linderung trotz Schlaf
- enorme Leistungsminderung
- alltägliche Aktivitäten wie Kochen, Zähne putzen, Duschen, etc. stellen große Herausforderungen dar
- Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen
- Kopf- und Muskelschmerzen
Viele Betroffene können aufgrund der Symptome ihren Alltag nicht mehr richtig ausüben, weswegen viele ihren Job oder generell ihren sozialen Anschluss verlieren. Diese Unfähigkeit das alltägliche Leben zu meistern, führt bei einigen zu schweren Depressionen und Vereinsamung. Wenn sich eine betroffene Person allerdings immer wieder überanstrengt, kann es zu einem sogenannten „Crash“ kommen, der dazu führt, dass sich die Erkrankten stunden- oder tagelang nicht mehr bewegen können und vollständig ausgeknockt sind.
Corona und die chronische Erschöpfung
Neue Studien zeigen nun, dass das Fatigue-Syndrom auch durch eine Covid-19-Erkrankung ausgelöst werden kann. Knapp die Hälfte der Personen, die unter Long-Covid leiden, zeigen eindeutige Symptome des chronischen Erschöpfungssyndroms.
Für die Forschung wurden 42 Personen zwischen 22 und 62 Jahren untersucht, die eine milde Covid-19-Erkrankung hatten, aber nach der akuten Infektion von starken Erschöpfungssymptomen, die mehr als sechs Monate anhielten, berichteten. Das Ergebnis zeigt, dass bei knapp 50 Prozent der Untersuchten das Fatigue-Syndrom diagnostiziert wurde. Nach weiteren Beobachtungen der Erkrankten wurde außerdem festgestellt, dass eine Besserung der Symptome bei Personen mit einem diagnostizierten Erschöpfungssyndrom kaum eintrat und somit die anderen 50 Prozent ohne Diagnose bessere Heilungschancen haben.
Mit dem Syndrom leben
Grundsätzlich ist das Fatigue-Syndrom nicht heilbar, da es vorrangig eine Folge einer anderen chronischen Erkrankung ist. Chronisch bedeutet, dass die Betroffenen an der jeweiligen Krankheit dauerhaft leiden und einen Weg finden müssen, diese in ihren Alltag zu integrieren. Gegen das Erschöpfungssyndrom gibt es lediglich Medikamente, die für eine gewisse Zeit lang aufputschend wirken und dabei helfen manche Tätigkeiten zumindest für eine gewisse Zeit ausüben zu können. Außerdem gibt es bewegungstherapeutische Maßnahmen, um den Körper wieder etwas besser zu aktivieren und zu motivieren. Des Weiteren können Psychotherapeuten dabei helfen mit der Krankheit zu leben und diese bestmöglich zu akzeptieren.
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