Weltweit sind rund 30.000 Krankheiten bekannt. Manche von ihnen sind sehr selten, andere bekommt jeder mindestens einmal im Leben, wie eine Erkältung. Niemand möchte krank sein oder werden, aber es gibt Personen, die panische Angst vor Krankheiten haben. Diese Menschen leiden unter Hypochondrie und gehen davon aus, dass jedes Symptom ihres Körpers die Ursache einer schlimmen Diagnose ist.
Angst vor Krankheit
Wenn Magenschmerzen zum Vorboten eines Darmkarzinoms werden, Kopfschmerzen auf ein Aneurysma hindeuten könnten oder bei einem Ausschlag auf der Haut gleich an die Affenpocken gedacht wird, weiß man ungefähr, welche Ängste sich bei einem Hypochonder im Kopf abspielen. Sogenannte Hypochonder haben massive Angst vor möglichen Krankheiten und gehen davon aus, dass jegliche Symptome schlimme Erkrankungen bedeuten. Weltweit leiden circa zwei bis sieben Prozent der Menschen unter Hypochondrie, allerdings ist die Dunkelziffer sehr hoch. Häufig wird Hypochondrie nämlich nicht diagnostiziert, da Betroffene Alternativmedizin nutzen und generell nicht oder nur wenig über ihre Ängste sprechen.
Teilweise wird bei einer Hypochondrie auch von einer „Gesundheitsangst“ gesprochen oder sie wird mit dem negativ besetzten Wort „Hysterie“ in Verbindung gebracht. Die Angst ernsthaft zu erkranken hat allerdings nichts mit einer Hysterie zu tun, sondern ist eine ernstzunehmende Wahrnehmungs- und Angststörung im Körper und den psychischen Störungen zuzuordnen. Diese entwickelt sich häufig erst mit der Zeit und ist meistens nicht angeboren, weswegen davon ausgegangen wird, dass die genetische Veranlagung nur eine untergeordnete Rolle spielt. Die Ursache für hypochondrische Anfälle können negative Erfahrungen sein – einerseits z.B. aufgrund von selbst erlebter schwerer Krankheiten, andererseits, weil man eventuell mit einer schwer erkrankten Person konfrontiert wurde. Außerdem können viel Informationen zu Krankheiten dazu führen, dass unterbewusste Ängste entwickelt werden. Diese Informationen können sogar Falschaussagen sein, wenn eine gefährdete Person diese allerdings immer wieder liest, wird das zu einer Verunsicherung führen, die wiederum eine Angst auslösen kann. Man muss zwischen übertriebenen Ängsten und tatsächlich bestehenden Gesundheitsrisiken also unbedingt unterscheiden. Diese Einschätzung erfolgt im Idealfall durch ausgebildetes Personal.
Arten einer Hypochondrie
Wie bei fast jeder psychischen Erkrankung gibt es verschieden starke Ausprägungen. Generell sollte man darauf achten, ob Personen
- häufig Ärzte aufsuchen,
- viel Wissen zu verschiedensten Krankheiten haben,
- das Thema „Krankheit“ häufig ansprechen,
- nervös werden, wenn sie mit Erkrankten zu tun haben oder Informationen zu neuen Krankheiten bekommen und/oder
- sehr gezielt und übersteigert auf Signale des Körpers reagieren.
Menschen, die unter einer starken Angst leiden, haben häufig auch Probleme mit sozialen Interaktionen, da sie davon ausgehen, dass sie sich durch Andere mit jeglichen Krankheiten anstecken können. Dies ist mit sehr viel innerem Stress und einer starken Unruhe verbunden, die auch zu Schlaflosigkeit führen kann. Außerdem entwickeln Betroffene häufig ein Magengeschwür. Dabei handelt es sich um eine Wunde in der Magenschleimhaut, die durch einen Überschuss an Magensäure entsteht. Diese Überproduktion steht bekanntlich in direktem Zusammenhang mit übermäßigem Stress.
Generell unterscheidet man in der Medizin zwischen zwei Subtypen der Hypochondrie:
- Aktive Hypochondrie: Bei dieser Form der Angststörung suchen Betroffene häufig einen Arzt auf. Sobald eine kleine Unregelmäßigkeit im oder am Körper erkennbar ist, nehmen sie diese verstärkt wahr und suchen umgehend Fachpersonal auf. Sie gehen immer von der schlimmsten Diagnose aus und stellen für das Gesundheitssystem ein großes Problem dar, da die meisten Untersuchungen mit hohen Kosten verbunden sind. Hier besteht die Gefahr, dass die Symptome der Patienten am Ende nicht mehr ernst genommen werden und dadurch wirklich eine Krankheit übersehen werden könnte.
- Passive Hypochondrie: Hier suchen Betroffene meist keine Ärzte auf, selbst wenn Symptome vorhanden sind. Die Angst einer schweren Krankheitsdiagnose führt zu Verdrängung. Auch hier wird von der schlimmsten Diagnose ausgegangen, allerdings will man diese nicht durch einen Arzt bestätigt haben und meidet deswegen jegliche Untersuchung.
Wie man die Angst erkennt
Oftmals bemerken Betroffene selbst, dass ihre Angst vor Krankheiten ausgeprägter ist als bei anderen Personen. Außerdem kann die Beantwortung folgender Fragen dabei helfen eine Hypochondrie zu erkennen:
- Gehen Sie oft zum Arzt?
- Machen Sie sich viele Sorgen um Ihre körperliche Gesundheit?
- Führt der Gedanke an Krankheiten zu starken Angstgefühlen?
- Haben Sie häufig körperliche Beschwerden?
Wenn man die Mehrheit der Fragen mit einem „Ja“ beantwortet, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man unter Hypochondrie leidet. Eine Diagnose ist elementar für eine gute Behandlung der Angst- und Wahrnehmungsstörung. Im ersten Schritt kann eine Therapie dabei helfen, Symptome und Schmerzen wieder so wahrzunehmen, wie sie auch wirklich sind, da diese bei Gesundheitsängsten meist verstärkt wahrgenommen werden. Dies geschieht häufig mit Hilfe verhaltenstherapeutischer Maßnahmen. Außerdem gibt es eine als wirksam erwiesene medikamentöse Behandlung mit sogenannten selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern. Diese gehören zur Familie der Antidepressiva. Man kann lernen gut mit einer hypochondrischen Angststörung zu leben. Das Wichtigste ist hierbei die Ängste mit jemandem zu teilen und sich seinem Arzt anzuvertrauen.
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