Sogenannte HP-Viren (kurz HPV) verursachen nicht nur unschöne Warzen im Genitalbereich, sondern können auch Krebs auslösen. Eine neue Studie im renommierten Journal „The Lancet“ ergab nun: Fast jeder dritte Mann trägt eine Form des Virus in sich – jeder fünfte sogar potentiell krebserregende Varianten. Auch für Frauen kann HPV gefährlich werden, wenn sie sich beim Sex damit anstecken. Was bedeuten die Erkenntnisse für das individuelle Krebsrisiko?
HPV – ein weitverbreitetes Übel
In der Metaanalyse von Forschern der WHO und des Catalan Institute of Oncology in Barcelona wurden Informationen aus 65 Studien über HPV zusammengefasst, die zwischen 1995 und 2022 veröffentlicht wurden. Somit konnten die Wissenschaftler Daten von fast 45.000 Männern ab 15 Jahren aus 35 verschiedenen Ländern analysieren.
Das Ergebnis: Die Prävalenz von genitalen HP-Viren betrug bei den untersuchten Männern insgesamt 31 Prozent. Etwas mehr als ein Fünftel der Probanden war mit mindestens einer Variante infiziert, die das Risiko für Krebs erhöht. Am häufigsten waren Männer zwischen 25 und 29 Jahren von HPV betroffen. Ähnliche Prävalenzraten wurden auf allen Kontinenten gefunden – mit Ausnahme von Ost- und Südostasien, wo nur etwa halb so viele Männer das Virus in sich trugen.
Tumore am Penis, After und im Mund
Es gibt mehr als 200 verschiedene Varianten des HP-Virus. Meistens verläuft eine Infektion harmlos und löst keine Symptome aus – in einigen Fällen kommt es jedoch zu Genitalwarzen, auch Feigwarzen genannt. Diese breiten sich im Intim- und Analbereich aus und führen zu Schmerzen beim Sex. Noch viel gefährlicher als die Feigwarzen sind jedoch die bösartigen Tumore, die durch HPV entstehen können – vor allem Gebärmutterhalskrebs ist eine häufige Folge der Infektion. An dieser Krebsart sterben jedes Jahr weltweit 340.000 Frauen. Auch bei Männern können nach einer Ansteckung mit den Erregern später Krebsgeschwüre am Penis, After oder im Mund auftreten. Laut der International Agency for Research on Cancer litten im Jahr 2018 fast 70.000 Männer an Krebs, der durch HPV verursacht wurde. Außerdem ist eine Infektion bei Männern auch deswegen eine potentielle Gefahr, weil die Viren an Sexpartnerinnen weitergegeben werden können und somit das Risiko für Gebärmutterhalskrebs bei den Frauen steigt.
Wie schützt man sich vor HPV?
Fast jeder Mensch, der Geschlechtsverkehr hat, steckt sich irgendwann in seinem Leben mit HPV an. Wer eine Infektion überstanden hat, kann sich das Virus außerdem nochmals einfangen. Die Krankheitserreger gelangen über kleine Risse in der Haut in den Körper – das passiert meist durch engen Körperkontakt beim Sex. Über den Oralverkehr können sich die Viren auch im Mund ausbreiten und dort Tumore wachsen lassen. Anders als bei den meisten sexuell übertragbaren Krankheiten kann ein Kondom nicht zuverlässig vor HPV schützen, da die Viren auch über die Berührung anderer Hautstellen übertragen werden. Allerdings stehen in Deutschland Impfstoffe zur Verfügung, die eine Ansteckung mit den verbreitetsten krebserregenden HPV-Varianten zu fast 100 Prozent verhindern. Die Ständige Impfkommission empfiehlt daher, dass Mädchen und Jungen zwischen 9 und 14 Jahren gegen HPV geimpft werden.
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