Eine Infektion mit Humanen Papillomviren (HPV) kann für Betroffene unangenehme Folgen bis schwerwiegende Erkrankungen nach sich ziehen. Gerade für Mädchen wird daher die HPV-Impfung empfohlen, um vor Gebärmutterhalskrebs zu schützen. Schwedische Forschende entdeckten in einer großangelegten Studie nun, dass eine Infektion mit den Erregern auch einen Risikofaktor für Frühgeburten darstellen könnte.
Eine Million Geburten analysiert
Eine Geburt gilt als Frühgeburt, wenn das Kind vor der 37. Schwangerschaftswoche auf die Welt kommt. Oft geht das mit Komplikationen für das Neugeborene einher: So können etwa Nierenunterfunktion, Atemnotsyndrom oder ein unreifes Immunsystem Folgen einer verfrühten Geburt sein. Wissenschaftler der Universität Göteborg zeigten nun, dass unter anderem eine HPV-Infektion das Risiko hierfür erhöhen könnte. Dafür analysierten sie insgesamt 1.044.023 Geburten zwischen den Jahren 1999 und 2016. Die Ergebnisse veröffentlichten sie im Fachjournal „PLOS Medicine„.
Experten raten zur Impfung
Johanna Wiik, Doktorandin und Gynäkologin am Sahlgrenska Universitätsklinikum in Göteborg, bemerkt: „Ich möchte darauf hinweisen, dass der Anstieg des Risikos für eine Frühgeburt für die einzelne Frau, die HPV trägt, gering ist. Aber unsere Ergebnisse unterstützen, dass junge Menschen sich gegen HPV impfen lassen sollten.“ Somit könnte die Impfung gegen die Viren nicht nur HPV-bedingten Krebs verhindern, sondern auch für den Ausgang der Schwangerschaft von Vorteil sein. Vorherige Studien hatten bereits gezeigt, dass die Behandlung von HPV-bedingten Zellveränderungen am Gebärmutterhals das Risiko einer verfrühten Geburt steigen lässt. Die aktuelle Studie belegt nun, dass HPV an sich ein Risikofaktor ist, sowohl für eine Frühgeburt als auch für die Gesundheit des Kindes.
Signifikant höheres Risiko mit HPV
Die Analyse basiert auf Informationen des schwedischen Geburtenregisters, dem Register für Gebärmutterhalskrebsprävention, sowie dem schwedischen Krebsregister. Dank dieser Daten konnten die Forschenden zeigen, dass Frühgeburten bei 9,1 Prozent der Frauen vorkamen, die eine Behandlung gegen Vorstufen von Zervixkarzinomen hinter sich hatten. Die Frauen, bei denen eine HPV-Infektion nachgewiesen wurde, hatten in 5,9 Prozent der Fälle Frühgeburten. Bei gesunden Schwangeren kam es nur in 4,6 Prozent der Fälle zu verfrühten Geburten. Damit ist bei Frauen mit HPV-Infektion oder Vorstufen von Zervixkarzinomen das Risiko signifikant erhöht.
Bisher nur Korrelation nachgewiesen
„Unsere Studie ist registerbasiert, und obwohl wir in den Analysen für verschiedene Faktoren korrigiert haben, können wir die Frage, ob es das Virus selbst ist, das die Komplikationen bei Schwangerschaft und Geburt verursacht, nicht zuverlässig beantworten. Wir können nur einen statistischen Zusammenhang zeigen“, betont Prof. Verena Sengpiel, Autorin der Studie. „Bald werden wir sehen können, wie sich die Inzidenz von Frühgeburten nach Einführung des Impfprogramms gegen HPV verändert. Das wird uns mehr Informationen darüber geben, ob es einen kausalen Zusammenhang zwischen der HPV-Infektion selbst und dem Geburtsverlauf gibt.“
Vorsorgeuntersuchung nicht verpassen
Die Forschenden betonen außerdem, wie wichtig die gynäkologischen Vorsorgeuntersuchungen sind, um eventuelle Zellveränderungen am Gebärmutterhals rechtzeitig zu erkennen. „Je früher diese abnormen Zellveränderungen erkannt werden, desto besser können wir sie beobachten und behandeln. Und wenn Sie in die Entbindungsstation kommen, ist es eine gute Idee, Ihrer Hebamme mitzuteilen, ob Sie schon einmal Zellveränderungen am Gebärmutterhals hatten und ob Sie dagegen behandelt wurden. Dann kann das Gesundheitspersonal der Entbindungsstation diese Informationen bei der Planung der Überwachung Ihrer Schwangerschaft berücksichtigen“, empfiehlt Johanna Wiik.
Was meinen Sie?