Der Kampf gegen genetisch bedingte Erkrankungen dauert nach wie vor an und stellt viele Mediziner und Forscher vor eine Herausforderung. Insbesondere bei zerstörerischen Krankheiten wird der Befund häufig erst in vorangeschrittenem Stadium oder gar zu spät festgestellt – dies erschwert eine Behandlung und der Patient leidet darunter. Natürlich gibt es bei dem Verdacht auf eine genetische Erkrankung die Möglichkeit, einen Gentest durchzuführen, um so die genaue Erkrankung zu entdecken. Dies bietet allerdings nur bedingt Hilfe, denn viele Therapien lassen sich nur bei wenigen Gendefekten einsetzen. Es gibt jedoch noch einen weiteren Weg, krankmachende Gene zu unterbinden: Die sogenannte Antisense-Therapie kann in Zukunft möglicherweise bei genetischen Erkrankungen eingesetzt werden.
Was ist die Antisense-Therapie?
Die Antisense-Therapie hat zum Ziel anhand von sogenannten Antisense-Oligonukleotiden die Bildung von bestimmten Proteinen zu blockieren, anstatt wie bei vielen Arzneimitteln lediglich die Funktion von Proteinen zu hemmen. Bei Antisense- Oligonukleotiden handelt es sich um kurze, synthetische Nukleotidketten mit einer variablen Basenabfolge. Diese heften sich an komplementäre Boten-RNAs und beeinflussen die zelluläre Proteinproduktion. Sie verhindern somit die Bildung des Zielproteins.
An dieser Thematik wird bereits seit langer Zeit geforscht, jedoch ist das Ziel immer noch nicht erreicht. Es gibt weitere Verbesserungen, die vor einem Einsatz dieser Methode noch vorgenommen werden müssen. Denn bei der Testung der Antisense-Oligonukleotide im Labor sowie bei Tiermodellen wurden neben der Hemmung der Zielproteine auch weitere Wirkungen wie deren Bindung an einzelne andere Proteine festgestellt. Infolgedessen wurde ein antiviraler Effekt, eine immunanregende Wirkung sowie die Hemmung der Gefäßneubildung beobachtet.
Gesamtwirkung eines Oligonukleotids
Wichtig zu wissen sei hierbei, dass sich die Gesamtwirkung aus zwei Effekten zusammensetzt: Die antisense- und nicht-antisense-vermittelte Wirkung. Letztere bringt Vor- und Nachteile mit sich. Als Vorteil gilt bei manchen Durchführungen die Ergänzung einer positiven Wirkung von Oligonukleotiden. So kann beispielsweise bei einem Tumor die Bildung von Tumorproteinen unterbunden und somit das Wachstum unterdrückt werden. Zu den negativen Wirkungen zählen die Verhinderung von Basenabfolgen sowie Abänderungen, was unerwünschte Effekte zur Folge haben kann.
Antisense-Therapie gegen Krebs?
Zwar ist bei Tumorerkrankungen die Hemmung einzelner Proteine wenig erfolgsversprechend, dennoch haben sogenannte Proteinkinasen durchaus einen Einfluss auf die Vervielfältigung und Differenzierung von Zellen. Jene Proteinkinasen führen zur Steigerung der Wirksamkeit von Enzymen und haben einen starken Einfluss auf den Zellstoffwechsel. So führt beispielsweise bei Leukämie-Zellen die Hemmung der Proteinkinase mittels Antisense-Oligonukleotid zu einer Gleichgewichtsverschiebung. Dies ist mit einer Suppression der Tumorzellen verbunden. Zudem sollen Antisense-Oligonukleotide den programmierten Zelltod von Tumorzellen vereinfachen. Insbesondere in Kombination mit einer Chemotherapie soll diese Methode vielversprechend sein.
Außerdem ist die Wirksamkeit des Antisense-Oligonukleotids bei Entzündungen der Netzhaut von AIDS-Patienten bereits belegt. Weitere Untersuchungen bei Erkrankungen wie Morbus Crohn wurden bei kleineren Patientengruppen durchgeführt, erfordern jedoch noch größere Studien. Diese werden im Folgenden zeigen, ob bereits etablierte Therapiemethoden damit in den Schatten gestellt werden können.
Was meinen Sie?