Sie stimuliert unsere Verdauung, beseitigt Krankheitserreger und unterstützt die Regulierung des Immunsystems – unsere Darmflora trägt in vielerlei Hinsicht zur körperlichen Gesundheit bei. Laut aktuellen Forschungen reichen die positiven Auswirkungen des Mikroorganismus aber sogar noch weiter: Ein koreanisches Forschungsteam belegte nun einen klaren Zusammenhang zwischen einer diversen Darmflora und gesteigerter Muskelkraft.
Zentraler Forschungsgegenstand
Da die Darmflora den menschlichen Organismus auf unterschiedliche Art und Weise beeinflusst, gilt das Darm-Mikrobiom als zentraler Gegenstand zahlreicher Forschungen. So konnten Mediziner belegen, dass sich die Mikroorganismen auf bedeutende Prozesse im Körper wie Entzündungen, die Verdauung oder den Stoffwechsel auswirken. Studien zufolge erweist sich das Darm-Mikrobiom darüber hinaus bei Krebstherapien als relevant: Durch die bewusste Stimulierung der Darmflora ist es möglich Nebenwirkungen traditioneller Behandlungsformen erheblich entgegenzuwirken. Zudem stellte sich heraus, dass Darm-Mikroorganismen über den Erfolg von Diäten entscheiden können – wer genetisch bedingt erhöhte Bakterien-Wachstumsraten im Darm aufweist, verliert schneller Kilos.
Mehr Muskelkraft dank Darm-Mikrobiom?
Im Rahmen eines aktuellen Forschungsprojektes des Korea Basic Science Institute erforschten Mediziner nun inwieweit die Struktur der Darmflora die Muskelkraft beeinflusst. Da frühere Studien bereits belegten, dass das Mikrobiom auf den Alterungsprozess und die menschliche Physiologie Einfluss nimmt, vermuteten die Experten, dass auch ein Zusammenhang zwischen dem Darm-Mikrobiom und Muskelkraft bestehen könnte. Im Rahmen tiefergehender Experimente stellte sich heraus, dass sich die Mikroorganismen sowohl positiv als auch negativ auf die Muskelleistung auswirkten. Daraus zogen die Fachleute den Schluss, dass mindestens zwei unterschiedliche Strukturen des Mikrobioms die Muskelkraft verändern können.
Darmflora von Mäusen modifiziert
Um diesem Phänomen näher auf den Grund zu gehen, maßen die Mediziner zunächst die Muskelkraft von Mäusen. Drei Monate später nahmen die Fachleute an den Versuchstieren eine sogenannte fäkale Mikrobiomtransplantation vor. Bei diesem Vorgang kamen menschliche Fäkalien zum Einsatz, die das Darm-Mikrobiom der Mäuse modifizierten. Nach drei Monaten wurde die Muskelleistung der Versuchstiere erneut erfasst.
Transplantation fördert Darm-Diversität
Die Evaluierung der Daten bestätigte zuvor durchgeführte Studien – durch die fäkale Mikrobiomtransplantation wurde die Muskelkraft einiger Mäuse tatsächlich verändert. Die Fachleute stellten fest, dass sich die Muskelleistung entweder verbesserte, stagnierte oder abnahm. Je nach Entwicklung teilten die Forscher die Versuchstiere in drei verschiedene Gruppen ein. Die Analyse der Darmflora ergab, dass sämtliche Mäuse nach dem Eingriff ein diverseres Darm-Mikrobiom aufwiesen. Basierend auf dieser Erkenntnis vermuten die Mediziner, dass Menschen tendenziell über eine vielfältigere Darmflora verfügen als Mäuse.
Muskelkraft von Mikrobenart bestimmt
Im Anschluss untersuchten die Experten, welche konkreten Faktoren sich auf die Muskelleistung der Versuchstiere auswirken. Hierbei gelangten die Forscher zu der Erkenntnis, dass gewisse Darmbakterien und Mikroben wie Phocaeicola barnesiae, Eisenbergiella massiliensis und Anaeroplasma abactoclasticum mit einer gesteigerten Muskelkraft korrelieren. Andere Mikroorganismen wie Ileibacterium valens und Ethanoligenens harbinense werden hingegen mit einer geringeren Muskelleistung assoziiert.
Im Rahmen weiterer Studien möchte das Forschungsteam nun ergründen, ob der Konsum bestimmter Lebensmittel die Darmflora mit speziellen Mikroben bereichern könnte, welche die Muskelkraft steigern.
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