Halsschmerzen sind unangenehm, gelten als gängiges Erkältungssymptom und treten auch im Rahmen von SARS-CoV-2 als für das Virus charakteristisches Krankheitszeichen auf. Halten die Schmerzen im Hals- und Kieferbereich nach überstandenem Infekt allerdings an, könnte es sich um eine Entzündung der Schilddrüse handeln. Subakute Thyreoiditis de Quervain (SAT) wird die Schilddrüsenerkrankung genannt, die typischerweise im Anschluss an virale Atemwegsinfektionen auftritt. Wie eine Studie, die in der Fachzeitschrift „The Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism“ publiziert wurde, nun belegt, kann SAT jedoch auch im Anschluss an das Coronavirus auftreten.
SAT – Definition und Symptome
Das Frühjahr ist gekennzeichnet durch das vermehrte Auftreten von Erkältungsviren, wobei sich die Menschheit seit nunmehr zwei Jahren neben Adeno- und Rhino- auch vor SARS-CoV-2-Viren in Acht nehmen muss. Die in der eingangs erwähnten Studie gemachten Beobachtungen kurz nach Beginn der Corona-Epidemie erbringen den Nachweis, dass nun auch COVID-19 als Auslöser für die seltene, jedoch oftmals extrem schmerzhaft verlaufende subakute Thyreoiditis de Quervain, kurz SAT, gelten kann. „Wie Beobachtungen seit Beginn der Corona-Epidemie zeigen, kann das SARS-CoV-2-Virus die Entstehung einer SAT begünstigen“, informiert auch der Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner (BDN) in einer aktuellen Stellungnahme der Fachgesellschaft.
SAT kann als selbstlimitierende granulomatöse Entzündung der Schilddrüse mit systemischer Beteiligung bei unterschiedlich stark ausgeprägtem Krankheitsgefühl mit grippeartigen Beschwerden kategorisiert werden, sprich: SAT geht einher mit Fieber, Müdigkeit sowie Muskel- und Gliederschmerzen. Hinsichtlich der Pathogenese werden autoimmune Reaktionen gemutmaßt, doch sind die konkreten Entstehungsmechanismen nach wie vor unbekannt. Als häufigste Symptome der SAT können Hals- und Nackenschmerzen, die in die Unterkiefer- und Ohrregion ausstrahlen können, genannt werden. Laut Dr. med. Norbert Czech vom BDN sei zudem ein weiteres Krankheitszeichen spezifisch: „Es tut weh, sobald man leicht von außen gegen die Schilddrüse drückt.“ Insbesondere Frauen, die fünfmal häufiger betroffen sind als Männer, sollten für die zu dieser Jahreszeit grassierenden Viren gewappnet sein: „Wenn es einen Zeitraum gibt, in dem die subakute Thyreoiditis de Quervain vermehrt auftauchen könnte, dann ist das jetzt. Die Kombination aus Erkältungsviren, die besonders im Frühling grassieren, und den derzeitigen hohen Corona-Inzidenzen sollte uns für dieses Krankheitsbild sensibel stimmen.“
Was tun bei SAT?
Besteht der Verdacht auf eine SAT, sollten Betroffene eine Ärztin bzw. einen Arzt für Nuklearmedizin aufsuchen, rät Czech. Anhand der Entzündungs- und Schilddrüsenwerte im Blut sowie einer Untersuchung der Schilddrüse per Ultraschall oder Szintigrafie könne die Erkrankung in der Regel erkannt werden. Ist die Schilddrüsenentzündung leicht ausgeprägt, helfen entzündungshemmende Schmerzmittel, die bis zu einem halben Jahr eingenommen werden können. Handelt es sich um einen schwereren Verlauf, können die zuständigen MedizinerInnen zusätzlich Cortison verordnen. Obgleich die Beschwerden in den meisten Fällen innerhalb weniger Wochen wieder verschwinden würden, warnt Czech davor, die Medikamente frühzeitig wieder abzusetzen, da die Rückfallquote sehr hoch sei. Eine schrittweise Reduzierung der Arzneimittel sowie die Kontrolle der Schilddrüsenwerte in regelmäßigen Abständen seien sinnvoller.
Zu einer ärztlichen Begleitung wird nicht nur geraten, um die Symptome zu lindern, sondern auch, um eine mögliche dauerhafte Schilddrüsenunterfunktion rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln. Eine SAT verläuft nämlich üblicherweise in Phasen: Auf eine Schilddrüsenüberfunktion folgt eine kurz andauernde normale Schilddrüsenfunktion, bis sich eine Schilddrüsenunterfunktion einstellt. „Meist normalisiert sich auch diese Unterfunktion wieder“, so Czech. Sei dies nicht der Fall, wird die lebenslange Einnahme von Schilddrüsenhormonen erforderlich. Obgleich das frühlingshafte Wetter oftmals alle Bedenken hinsichtlich Viren und COVID-19 in den Wind schlägt, wird mithilfe von SAT aufs Neue verdeutlicht, dass ein gewisses Maß an Vorsicht sowie eine kleine Portion an ExpertInnenwissen auch in den Sommermonaten von größter Relevanz sind.
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