Ostern steht vor der Tür und das bedeutet vor allem eines: Ostereier in allen erdenklichen Frühlingsfarben. In Form von Rührei, Omelette oder als hartgekochtes Frühstücksei werden Eier von vielen als traditionelles Nahrungsmittel eingestuft und dank ihrer Nährstoffdichte, insbesondere wegen ihres Proteingehalts, als gesundheitsfördernd angepriesen. Andere wiederum verteufeln das Ei aufgrund seines hohen Anteils an Cholesterin und empfehlen mitunter sogar, es gänzlich vom Speiseplan zu streichen. Wie es tatsächlich um die gesundheitlichen Vor- und Nachteile des beliebtesten Eiweißlieferanten bestellt ist und ab wann der Konsum von Eiern als kritisch betrachtet werden kann, erfahren Sie im nachfolgenden Artikel.
Das Ei als Nährstoff-Allrounder
Primär gelten Eier als kohlenhydratarme Proteinlieferanten. Ein mittelgroßes Ei enthält etwa 5,5 Gramm Protein und 4,2 Gramm Fett, wovon 1,4 Gramm gesättigte Fettsäuren ausmachen. Zudem sind Eier reich an essentiellen Mineralstoffen wie Eisen, Kalzium, Selen und Zink. Der Eidotter kann dabei als wahres Kraftpaket kategorisiert werden und enthält „das Gelbe vom Ei“ im wahrsten Sinne des Wortes: Er gilt als Depot für lebensnotwendige Vitamine wie die Folsäure, Vitamin A, D, E und K sowie einige B-Vitamine, darunter auch das Vitamin B12. Somit stellen Eier insbesondere für VegetarierInnen eine potentielle B12-Quelle dar. „Das gekochte Ei ist noch voll von diesen Inhaltsstoffen, da beim Kochvorgang wenig verloren geht“, erläutert die Ernährungswissenschaftlerin Sandra Holasek. Zusätzlich würden im Ei enthaltene Phospholipide positive Auswirkungen auf die Funktionalität des „guten“ HDL-Cholesterins haben, was wiederum in einem besseren Abtransport von Cholesterin aus der Blutbahn resultiere.
Ungesund durch Cholesterin?
Der vergleichsweise hohe Cholesteringehalt von Eiern trägt die Verantwortung für ihren Ruf als gesundheitliche Bedrohung. Cholesterin gehört zur Gruppe der Fette und ist somit ein integraler Bestandteil des menschlichen Körpers. So ist es Teil von Zellwänden und an der Hormonproduktion sowie der Bildung von Vitamin D und Kortison beteiligt. Der menschliche Organismus ist in der Lage Cholesterin eigenhändig herzustellen, es bedarf grundsätzlich also keiner zusätzlichen Zufuhr von außen. Bei gesunden Menschen reguliert sich der Cholesterinspiegel im Blut jedoch selbst und bleibt stabil, selbst wenn weiteres Cholesterin – im Fall des Menschen handelt es sich hierbei um etwa ein Drittel des Gesamtcholesterinbedarfs – über die Nahrung aufgenommen wird. Der Körper produziert dann selbst einfach weniger Cholesterin. Wie anhand dieser Ausführung klar wird, ist Cholesterin also nicht per se schlecht. Relevant ist das nötige Gleichgewicht zwischen den beiden Cholesterin-Arten, dem eingangs erwähnten „guten“ HDL-Cholesterin sowie dem „schlechten“ LDL-Cholesterin. Erst wenn diese Balance kippt, besteht Handlungsbedarf.
Dass Eier gesundheitliche Risiken aufgrund ihres hohen Cholesteringehalts bergen, Arteriosklerose und in weiterer Folge Herz-Kreislauf-Erkrankungen fördern, gilt mittlerweile auch in der Forschung als obsolet. Eine spanische Studie, im Rahmen derer 14.000 gesunde UniversitätsabsolventInnen über sechs Jahre lang beobachtet wurden, belegte, dass sich bei einem Verzehr von mehr als vier Eiern pro Woche kein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen feststellen ließ. In einer schwedischen Studie, an der 70.000 ProbandInnen über einen Zeitraum von 13 Jahren untersucht wurden, konnte ebenfalls nachgewiesen werden, dass kein direkter Zusammenhang zwischen sechs konsumierten Eiern pro Woche und einem erhöhten Risiko für Schlaganfälle sowie Herzinfarkte bestand.
Bei höherem Konsum nahm das Risiko jedoch signifikant zu, wodurch eine unbeschränkte Cholesterinzufuhr mit der Nahrung doch nicht als vollkommen unbedenklich eingestuft werden kann. Dies bestätigte eine groß angelegte Meta-Studie aus den USA: Eine erhöhte Zuführung von Cholesterin war bei erwachsenen US-AmerikanerInnen deutlich mit einem höheren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden. Je mehr cholesterinhaltige Lebensmittel verzehrt wurden, umso höher war auch das kardiovaskuläre Risiko. An dieser Stelle muss jedoch angemerkt werden, dass es dabei keine Rolle spielte, ob das Cholesterin vorwiegend über den Verzehr von Eiern oder über andere Nahrungsmittel aufgenommen wurde. „Vermutlich spielt die gängige und beliebte Zubereitung der Eier in den USA, beispielsweise mit Speck, eine größere Rolle als das Ei selbst“, gibt der Herzspezialist Prof. Dr. med. Helmut Gohlke vom Vorstand der Deutschen Herzstiftung mit Blick auf die Forschungsergebnisse zu bedenken. „Der Blick beim Essen sollte daher nicht nur auf die einzelne Nahrungskomponente Ei fallen. Vielmehr kommt es auf das Gesamternährungskonzept an.“ Insbesondere Fleischprodukte machen einen großen Anteil an Cholesterinquellen aus. Weiters seien auch Transfette, die in Produkten wie Margarine oder frittierten bzw. gebackenen Fertigwaren auffindbar sind, für einen erhöhten LDL-Cholesterinwert und damit für ein Ungleichgewicht verantwortlich.
Wie viele Eier sind (noch) gesund?
Was kann anhand der diversen Studien sowie der ernährungswissenschaftlichen Erkenntnisse nun konkret für die Ernährung geschlussfolgert werden? Wie so oft gilt: Die Dosis macht das Gift. Eier können als Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung hin und wieder konsumiert werden. Somit existiert auch keine einheitliche Empfehlung dafür, wie viele Eier pro Tag bzw. pro Woche dem Körper nun zugeführt werden dürfen. Das gesamte Ernährungskonzept ist in Hinblick auf Prävention bzw. Schutz vor Arteriosklerose und anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen entscheidend, wobei der Fokus jedoch entschieden auf eine pflanzenreiche Kost mit frischen und vollwertigen Zutaten gelegt werden sollte. Vermieden werden sollten zudem verarbeitete Lebensmittel. Wer bereits unter gesundheitlichen Beschwerden, wie beispielsweise Bluthochdruck, leidet bzw. erhöhte Cholesterinwerte vorzuweisen hat, sollte seinen Eier-Konsum im Blick behalten und für eventuelle Ernährungsumstellungen eine Ärztin bzw. einen Arzt zu Rate ziehen.
Obgleich der Ostereiersuche mit anschließendem Festessen nun nichts mehr im Wege steht, soll zu guter Letzt noch darauf aufmerksam gemacht werden, dass gefärbte (Oster-)Eier aus dem Supermarkt grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen sind. Meist stammen diese aus Käfig- oder Bodenhaltung, wo Legehennen auf kleinstem Raum in riesigen Mastanlagen zusammengepfercht und unter elendigen Bedingungen gehalten werden. Krankheiten durch Bakterien, Pilze und Viren übertragen sich so besonders leicht. Mit Blick auf das Tierwohl sollten solche Produkte womöglich nicht aus gesundheitlichen, sondern vielmehr aus ethischen Gründen gemieden werden.
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