Männer fühlen sich einer neuen Untersuchung zufolge vermehrt gestresst, wenn das Gehalt ihrer Frauen über 40 Prozent des Haushaltseinkommens ausmacht. Noch extremer fällt die psychische Belastung allerdings aus, wenn sie allein für den Lebensunterhalt aufkommen.
Die Einkommensverteilung bei Ehepartnern kann signifikante Effekte auf die mentale Gesundheit haben. Dies ist offenkundig bei Männern nicht nur der Fall, wenn sie Alleinverdiener sind, sondern auch, wenn ihre Frauen „zu viel“ zum Haushaltseinkommen beitragen. Einer neuen Forschungsarbeit an der University of Bath zufolge steigt das Stressniveau hier bei Männern ab der 40-Prozent-Marke.
Erfolg der Frau lässt den Stresspegel steigen
Daten des Pew Research Centre zufolge verfügten im Jahr 1980 lediglich 13 Prozent der US-amerikanischen Ehefrauen über ein höheres Einkommen als ihre Männer – im Jahr 2017 war es hingegen schon fast ein Drittel. Diese Entwicklung wird vermutlich weiterhin anhalten – doch wie wirkt sich das auf das Wohlbefinden von Männern und das Verständnis von Männlichkeit generell aus?
Die neue Forschungsarbeit beruht auf Daten von mehr als 6.000 heterosexuellen Paaren aus den ÚSA in einem Zeitraum von über 15 Jahren. Dabei stellte sich heraus, dass es für Ehemänner besonders belastend ist, wenn sie allein für den Lebensunterhalt sorgen. Trägt die Frau nicht mehr als 40 Prozent zum Haushaltseinkommen bei, sinkt diese Belastung stetig. Ab der 40-Prozent-Marke steigt das Stressniveau der Männer allerdings wieder an.
Alte Muster führen zu Einkommensverschiebung mit Folgen
Allem Anschein nach fühlen Männer sich zunehmend unwohl, wenn ihre Frau genauso viel oder mehr zum Haushaltseinkommen beisteuern. Den höchsten Stresspegel zeigten Männer, wenn sie ökonomisch vollkommen von den Frauen abhängig waren. Die Studienergebnisse wurden im Fachblatt „Personality and Social Psychology Bulletin“ veröffentlicht.
Der Wandel, der stattfindet, wenn die traditionellen Geschlechterrollen in der Ehe vertauscht werden, haben Konsequenzen für die körperliche und geistige Gesundheit der Männer. Daneben beeinflusst diese Umkehr jedoch auch die allgemeine Zufriedenheit, eheliche Treue, Verhandlungsmacht zwischen den Partnern und die Scheidungsraten. Durch die traditionellen Geschlechterrollen neigen Männer vermutlich zu psychischen Problemen, wenn sie „nur“ ein Nebenverdiener im Haushalt sind und finanziell von ihren Frauen abhängig. Die Untersuchungsergebnisse weisen darauf hin, dass soziale Normen die männliche Gesundheit bedrohen können und dass sich alte „geschlechtsspezifische Identitätsnormen“ hartnäckig halten.
Im Rahmen der Studie zeigte sich eine Imbalance zwischen der eigenen Bewertung und der Bewertung des Ehepartners bezüglich der psychischen Belastung. Meist stuften die Männer ihren Zustand besser ein, als ihre Frauen dies taten. Dies könnte ebenfalls auf Geschlechternormen gründen.
Erwartungshaltung ist entscheidend
Den Einschätzungen der Frauen zufolge ist die Belastung für die Männer am niedrigsten, wenn die Frauen die Hälfte des Haushaltseinkommens beitragen. Tatsächlich verfügten die Männer allerdings über die geringste psychische Belastung, wenn die Frauen 40 Prozent des Lebensunterhalts beisteuerten. Möglicherweise zeigen die Männer es nicht, dass es sie immens belastet, wenn sie von ihren Frauen abhängig sind. Auf diese Weise entsteht die falsche Wahrnehmung der Frauen.
Die Untersuchung hat allerdings auch dargelegt, dass Ehemänner nicht psychisch belastet sind, wenn ihre Frauen schon vor der Hochzeit mehr verdienten als sie und sie somit auf die Einkommenslücke vorbereitet waren. Somit spielt die Erwartungshaltung der Männer mit gutverdienenden Frauen für die psychische Verfassung offenbar eine große Rolle. In Zukunft führt ein Wandel der gesellschaftlichen Konventionen hoffentlich schon bald zur Überwindung solcher Muster.
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