Eine Studie aus Großbritannien rückt einen neuen Risikofaktor für Covid-19 in den Mittelpunkt, der bis dato unterschätzt wurde: Zahnfleischbluten. Der Untersuchung zufolge sollen Personen mit Zahnfleischentzündungen zu schwereren oder sogar mitunter tödlichen Verläufen bei einer Erkrankung mit dem Coronavirus neigen. Da der Erreger Sars-CoV-2 vorwiegend an Rezeptoren im Mund und Rachenbereich andockt, ist die Gesundheit der Mundschleimhaut in der aktuellen Krise besonders wichtig. Durch schlechte Hygiene erhöht sich das allgemeine Risiko an bakteriellen Infektionen zu erkranken. Im Falle einer Lungenentzündung oder Sepsis kann dies im schlimmsten Fall zum Tod führen.
Orale Prävention von großer Bedeutung
Die Universität Marburg geht sogar noch einen Schritt weiter: Über einen Zeitraum von 12 Jahren wurden 100.000 Personen auf einen Zusammenhang zwischen Mundhygiene und dem Auftreten von Lungenentzündungen untersucht. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass je nach Behandlung von Zahnfleisch- und Mundschleimhauterkrankungen das Risiko einer Ausbreitung auf die Lunge um 31 bis 66 Prozent gesenkt werden konnte. Dies liegt unter anderem an der gestärkten Immunkompetenz in Verbindung mit einem gesunden Mund-Rachen-Raum. Auch eine amerikanische Studie aus Kalifornien vermittelt das gleiche Bild. Laut der Forschungsarbeit entwickeln betroffene Patienten schneller schädliche Level eines speziellen Proteins (IL-6), welches sich schlussendlich in den Lungen ausbreiten kann.
Mit Mundwasser die Viren „wegspülen“
Bereits vor einer Woche meldete sich Gesundheitsminister Jens Spahn mit einem ähnlichen Ratschlag zu Wort, den Forscher schon Monate zuvor entdeckten: Mundwasser soll gegen die Verbreitung des Coronavirus helfen – wenn auch nur bedingt. Das liegt vor allem daran, dass der Virus damit nur lokal bekämpft werden kann und eine Ausbreitung, wie über die Atemwege, weiterhin möglich ist. Trotzdem hilft es die Virenlast kurzzeitig um bis zu 90 Prozent zu verringern. Voraussetzung dafür ist lediglich, dass das Mundwasser 0,07 Prozent Cetylpyridiniumchlorid-Chlorid enthält. Andere Produkte wirken gegen das Coronavirus nur eingeschränkt. Generell ersetzt diese Form der Prävention jedoch keine Impfung.
Gute Mundhygiene für ein gesundes Immunsystem
Damit Viren und Bakterien schon im Mundbereich nur wenige Eintrittspforten finden, ist bei der Zahnhygiene somit oberste Sorgfalt geboten. Doch dabei gibt es einige Regeln zu beachten, da es andernfalls trotz der häufigen Benutzung von Mundwasser zu Problemen kommen kann. Dazu gehört sowohl die richtige Putztechnik als auch die Verwendung von Zahnseide, um Bakterien in den Zahnzwischenräumen den Kampf anzusagen. In diesem Rahmen sollte mindestens die 2×2 Regel eingehalten werden: Zweimal täglich für zwei Minuten putzen.
So halten Sie Ihre Zähne gesund
Wer gerade unterwegs ist und nach der Mahlzeit keine Möglichkeit hat eine Zahnbürste zu verwenden, kann den Mund auch einfach gründlich mit Wasser ausspülen. Auf diese Weise wird zumindest der Bildung von Bakterien vorgebeugt. Zahnschonende Kaugummis bieten dieselbe Wirkung, auch aufgrund des angeregten Speichelflusses. Dieser enthält von Natur aus Mineralstoffe, die die Remineralisierung der Zähne fördern. Einer dieser Bestandteile ist Fluorid, das mitunter einen schlechten Ruf genießt, da der Namensvetter Fluor als giftig gilt. Anders als dieser fördert er aber die Widerstandsfähigkeit des Zahnschmelzes und macht ihn so widerstandsfähiger gegen erneute Säureangriffe. Vorsicht geboten ist jedoch bei zu langem und zu aggressivem Zähneputzen, denn dies kann den Zahnschmelz weiter schädigen. Fast genauso wichtig ist der Zustand der Zahnbürste, die sofort ausgewechselt werden sollte, sobald die ersten Borsten ihre Form verlieren und abstehen. Keinen Unterschied macht es nach vorliegenden Erkenntnissen allerdings ob elektrisch oder per Hand gebürstet wird, auch wenn sich Fachexperten darüber noch immer nicht ganz einig sind.
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