Dass Diabetiker zur Risikogruppe in Bezug auf Covid-19 gehören, war bereits zu Beginn der Pandemie bekannt. Eine Gruppe von Diabetologen hat nun in einem Brief an das „New England Journal of Medicine“ darauf aufmerksam gemacht, dass eine Infektion mit dem Coronavirus umgekehrt auch zum Auslöser von Diabetes werden kann. Wenn Infizierte bereits an Diabetes erkrankt waren, könne dies zudem zu schweren metabolischen Komplikationen wie Ketoazidose und Hyperosmolarität führen.
Mehrere Studien in Asien angeführt
Zur Untermauerung ihrer Erkenntnisse beziehen sich die Diabetologen auf mehrere Studien, darunter eine Untersuchung aus Wuhan: Hierbei wurde bei 6,4 Prozent der 658 Covid-19-Patienten bereits zu Beginn des Krankenhausaufenthaltes eine Ketoazidose festgestellt, obwohl nur jeder Dritte von ihnen eine Diabetes-Vorerkrankung hatte. Eine solche metabolische Komplikation hatte eine verlängerte Aufenthaltsdauer im Krankenhaus zur Folge und erhöhte die Mortalität. Ein weiterer Fall von SARS-CoV-2 als Diabetes-Auslöser wurde von Forschern aus Singapur im Fachblatt „Diabetes Research and Clinical Practice“ veröffentlicht. Es handelt sich dabei um einen 37-jährigen Mann, der trotz Normalgewicht und ohne Vorerkrankungen während einer Covid-19-Erkrankung einen Diabetes mit Ketoazidose entwickelte. Letztere führt dazu, dass der Patient auf sehr hohe Insulindosen angewiesen ist.
SARS-CoV-2 schädigt insulinproduzierende Zellen
Zurückgeführt wird diese Entwicklung darauf, dass sich das Coronavirus seinen Weg über den ACE2-Rezeptor in die menschliche Zelle bahnt. Diese Rezeptoren befinden sich unter anderem auch auf den Betazellen der Bauchspeicheldrüse, den insulinproduzierenden Zellen, die durch Eindringen des Virus Schaden erleiden. Auf diese Weise kann SARS-CoV-2 den Zuckerstoffwechsel beeinflussen, die Pathophysiologie eines vorliegenden Diabetes also verkomplizieren oder ein Neuauftreten der Krankheit bewirken.
Viele Fragen offen
Dennoch sind weitere Untersuchungen erforderlich, um diesen bidirektionalen Zusammenhang von Covid-19 und einer Diabetes-Erkrankung besser verstehen und anschließend auch behandeln zu können. Es ist zum jetzigen Zeitpunkt noch offen, in wie vielen Fällen das Virus wirklich die Stoffwechselerkrankung auslöst, um welchen Typ der Krankheit es sich dann handelt und inwiefern sich Covid-19 auf vorbestehenden Diabetes auswirkt. Um die Antworten auf all diese offenen Fragen zu finden, wurde das Patienten-Register CoviDIAB Registry zur Dokumentierung entsprechender Fälle eingerichtet.
Über weitere mögliche Folgen einer Corona-Infektion klärt Dr. Weigl auf:
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