Die Zuckerkrankheit ist auf dem Vormarsch: Schätzungen zufolge werden im Jahr 2040 zwölf Millionen Menschen in Deutschland an dieser Krankheit leiden. Diese problematische Entwicklung trifft auf einen bereits jetzt vorherrschenden Mangel an Diabetologen – die Deutsche Diabetes Gesellschaft schlägt Alarm.
Wie entsteht Diabetes?
Bei der Entstehung von Diabetes spielt das Hormon Insulin eine zentrale Rolle, welches in den Betazellen der Bauchspeicheldrüse produziert wird. Viele Körperzellen brauchen das Proteohormon, um Glucose aus dem Blutkreislauf zu absorbieren. In der Zelle erfolgt anschließend die Umwandlung des Monosaccharids zu Energie. Falls der Zucker von den Zellen jedoch nicht aufgenommen wird, steigt dessen Anteil im Blut. Sobald eine bestimmte Konzentration überschritten ist, gelangt Glucose in den Harn und wird über diesen ausgeschieden. Über einen längeren Zeitraum akkumulieren sich aber überschüssige Zuckermoleküle in Gefäßen, Organen und Zellstrukturen und hemmen deren Funktion. Diese Ansammlungen können in weiterer Folge zu Beeinträchtigungen der Augen, Nerven und Nieren führen.
Steigendes Durchschnittsalter erhöht Erkrankungsrisiko
Die deutsche Population wird durchschnittlich immer älter – Männer erreichen im Schnitt ein Alter von 78,9 Jahren, Frauen sogar 83,6. Bis zum Jahr 2030 werden circa 33 Prozent der Bürger das 65. Lebensjahr überschritten haben. Mit der steigenden Lebenserwartung erhöht sich auch die Menge an betreuungsbedürftigen Diabetespatienten. Dies liegt daran, dass körperliche Betätigung mit voranschreitendem Alter tendenziell abnimmt. Außerdem besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass Körperzellen eine Insulinresistenz entwickeln.
Schwerwiegende Verläufe durch umfangreiche Therapie vermeidbar
Eine Diabeteserkrankung kann bei fehlender Behandlung gravierende Begleiterscheinungen hervorrufen wie Nierenversagen, Herzinfarkt, Erblindung oder dem sogenannten diabetischen Fuß, weswegen in Deutschland jährlich etwa 50.000 Amputationen durchgeführt werden müssen. Um dies zu verhindern, sei laut der Fachgesellschaft eine möglichst frühe Diagnose sowie umfangreiche Betreuung durch kompetentes Personal essenziell. Des Weiteren sei es notwendig, dass sich Patienten aktiv mit ihrer Krankheit auseinandersetzen und selbst angemessene Maßnahmen in ihren Alltag integrieren, die schwerwiegenden Folgen vorbeugen. Dies funktioniere am besten durch einen regelmäßigen, vertrauensbasierten Austausch zwischen Diabetologen und Diabeteserkrankten auf Augenhöhe.
Immer weniger Diabetologen
Diese intensive Pflege kann allerdings bei einem Voranschreiten der aktuellen Entwicklungen nicht mehr gewährleistet werden. Ein Drittel der Diabetologen im Dienst ist bereits über 50 Jahre alt. Somit erreichen zahlreiche erfahrene Fachkräfte bald die Altersgrenze. Aufgrund mangelnder Weiterbildungsmöglichkeiten wird zusätzlich die Ausbildung neuer Fachärzte erschwert. Laut Baptist Gallwitz, Mediensprecher der DDG, sei die Diabetologie auch auf universitärer Ebene viel zu wenig präsent. Der Mediziner kritisiert den Mangel diabetologischer Lehrstühle aufs Schärfste: „Es ist richtig, dass die angewandte Diabetologie sich weitgehend in den ambulanten Bereich verlagert hat. Aber ohne Experten, die an den Universitätskliniken Diabetologie lehren, wird es auch immer weniger junge Ärzte geben, die sich für eine Karriere in der Diabetologie entscheiden.“ Um junge Menschen für diesen Fachbereich zu begeistern, setzt er sich für mehr Blockpraktika und Famulaturen in frühen Ausbildungsstadien ein.
Digitalisierung als Chance
Der DDG zufolge sei es jetzt besonders wichtig, alle Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen. Der vermehrte Einsatz von Technologien würde es erlauben, zahlreiche Prozesse wie die Datenverwaltung und die Patientenkommunikation effizienter abzuwickeln. Dadurch müssten sich Fachkräfte weniger um Bürokratie kümmern und könnten die gewonnene Zeit in die Behandlung der Patienten investieren. Praxen, welche digitale Versorgungsmodelle bereits etabliert haben, berichten von positiven Erfahrungen bezüglich des Therapiemanagements und einer Beschleunigung der Kommunikationsvorgänge.
Diabetes rechtzeitig vorbeugen
Gesunde Ernährung, Sport und ausreichend Schlaf – schon durch diese drei Faktoren kann das Diabetesrisiko nachhaltig verringert werden. Vor allem pflanzenbasierte Gerichte sollten auf dem Ernährungsplan stehen: Diese sorgen nicht nur für einen ausgeglichenen Fett- und Zuckerstoffwechsel, sondern verstärken auch die Wirkungskraft des Insulins. Softdrinks und fetthaltige Lebensmittel haben eher kontraproduktive Auswirkungen: Sie steigern sowohl das Adipositas-Risiko als auch Insulinresistenz. Stattdessen empfiehlt es sich, ausreichend Wasser zu sich zu nehmen, im Optimalfall 1,5 Liter. Durch moderaten Kaffeekonsum – vorzugsweise in ungesüßter Form – wird ebenfalls häufig ein protektiver Effekt erzielt. Wer sein Koffeingetränk am liebsten mit Zigaretten genießt, sollte dies allerdings besser unterlassen, denn Nikotin hemmt die Insulinproduktion und erhöht den Blutzuckerspiegel.
Selbst wenn keine Symptome vorliegen, ist es ratsam, regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen durchführen zu lassen, um das Erkrankungsrisiko richtig einzuschätzen. Im Fall einer Diagnose besteht außerdem die Möglichkeit, zeitgerecht Maßnahmen zu ergreifen, um schwere Verläufe zu verhindern.
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