Mehr als die Hälfte der Frauen und etwa zwei Drittel der Männer in Deutschland sind übergewichtig. Das kommt häufig von zu wenig Bewegung und zu reichhaltigem Essen. Es gibt viele ineffektive „Wunderpillen“ zur Fettverbrennung auf dem Markt, eine vielversprechende Therapie könnte aber mit Kälte zusammenhängen.
Ein potentielles Heilmittel gegen Übergewicht
Wer kennt es nicht: Es beginnt oft mit Zähneklappern und entwickelt sich dann in einen Ganzkörper-Schüttelfrost: Wenn uns kalt wird, zieht und streckt sich unsere Muskulatur automatisch, um Wärme zu schaffen.
Eine andere Form der Hitzegewinnung ist die Verbrennung von Fett. Braunem Fett im Speziellen. Dieses generiert nämlich Hitze durch Verbrennung, im Gegensatz zum allseits bekannten weißen Fett – unserem Depotfett v.a. an Bauch, Bein und Po.
Es tritt automatisch in Aktion, sobald es kalt wird.
Forscher haben herausgefunden, dass bereits zwei Stunden bei 19° Celsius ausreichen, um es zu aktivieren, und in weiterer Folge einen Gewichtsverlust zu bedingen. Es wäre also möglich, mehr Kalorien jeden Tag zu verbrennen, nur indem man sich eine Weile in kühleren Räumlichkeiten aufhält.
Das Problem ist, dass Erwachsene nur mehr geringe Mengen braunes Fett besitzen und somit wahrscheinlich keinen signifikant höheren Energieverbrauch haben werden. Hier könnte beiges Fett Abhilfe schaffen.
Verschiedene Arten von Fett
Es gibt bisher drei bekannte Arten von Körperfett: Weiß, Braun und Beige.
Weißes Fett macht den größten Anteil unseres Körperfettes aus und kann sich so gut wie überall anlagern. Man findet es aber besonders in unseren „Problemzonen“, also um die Hüften, im Gesäß und den Oberschenkeln. Weißes Fett hat zwei Hauptaufgaben: Einerseits speichert es überschüssige Energie aus dem Essen in Form von Triglyceriden. Andererseits insoliert es unsere inneren Organe gegen Kälte.
Braunes Fett hingegen tritt weitaus spärlicher auf. So spärlich sogar, dass wir bis vor elf Jahren gar nicht wussten, dass erwachsene Menschen überhaupt noch Depots davon besitzen. Im Gegensatz zum weißen Fett produziert es direkt Wärme, indem es Lipide oxidiert – ein Prozess, den man Thermogenese nennt. Wie eine Ölheizung verbrennt es also Fett und erzeugt dadurch Hitze. Es sitzt vor allem im tiefen Nacken- und Halsbereich, sowie im Brustkorb.
Beiges Fett wiederum entsteht durch die „Bräunung“ von weißem Fett, wenn wir Kälte für eine gewisse Zeit ausgesetzt sind. Es kann sich somit in allen weißen Fettdepots ansiedeln. Durch die „Bräunung“ erhält es auch die Eigenschaften von braunem Fett, wodurch es ebenfalls Wärme generieren kann.
Warum haben wir überhaupt Fett?
Wenn wir morgens auf die Waage steigen oder in den Spiegel schauen, stellen sich viele von uns die Frage: „Warum brauchen wir eigentlich Fett?“. Obwohl uns zu viel Körperfett anfälliger für kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes, etc. macht, ist ein Minimum davon lebenswichtig. Zum Beispiel ist Körperfett unabdingbar für unseren Hormonhaushalt. Frauen können bei zu niedrigen Werten ihre Periode verlieren, bei Männern kann es u.a. zu verringerter Libido führen.
Außerdem brauchen wir Fett wie bereits angesprochen zur Aufrechterhaltung unserer Körpertemperatur. Wenn diese nur um wenige Grad abnimmt, kann dies schon tödlich sein.
Braunes Fett problematisch als Therapie gegen Übergewicht
Obwohl Studien gezeigt haben, dass durch braunes Fett in kühlerem Klima zusätzliche Kalorien verbrannt werden, ist das kein alleiniges Heilmittel für Übergewicht und Fettleibigkeit. Das liegt einerseits daran, dass Berechnungen zufolge etwa 25 bis 400 kcal pro Tag durch braunes Fett zusätzlich verbrannt werden könnten. Am unteren Ende ist das also kaum ein Tropfen auf dem heißen Stein. Ein normal großer Apfel hat z.B. bereits 50 kcal.
Andererseits können die verbrannten Kalorien auch schnell wieder über die Ernährung zugeführt werden. Für einen nachhaltigen Gewichtsverlust spielt also auch immer eine gesunde Ernährung und ein Mindestmaß an Bewegung eine wichtige Rolle.
Noch dazu könnte es sich als schwierig herausstellen, Menschen dazu zu bewegen, sich täglich mehrere Stunden in einem kühlen Raum aufzuhalten.
Interessant hingegen ist, ob es effizientere Methoden geben könnte, um weißes in beiges Fett umzuwandeln. Das könnte uns helfen, im Handumdrehen mehr Kalorien zu verbrennen und unseren Stoffwechsel anzukurbeln.
In diesem Video erklärt Dr. Weigl, wie man die Fettverbrennung steigern kann:
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