Lange war die Devise beim Deo-Kauf: Hauptsache ohne Aluminium! Die Aluminiumsalze in den Antitranspirantien wurden mit Brustkrebs, Nierenschäden und sogar Alzheimer in Verbindung gebracht. In einer neuen Stellungnahme des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) heißt es jetzt, dass Aluminium in Deodorants doch unschädlicher sei als gedacht.
Untersuchung zeigt: Antitranspirantien sind nicht gesundheitsschädlich
Grundlage der neuen Risikobewertung war eine Mitteilung des Wissenschaftlichen Ausschusses für Verbrauchersicherheit (SCCS) der EU-Kommission. Dabei wurde untersucht, wie gesundheitsschädlich Aluminium in kosmetischen Produkten wirklich ist. Das Fazit: Aluminium in Antitranspirantien und auch etwa in Lippenstift oder Zahnpasta ist unbedenklich für den menschlichen Körper.
In unserem alltäglichen Leben nehmen wir Aluminium über verschiedenste Wege zu uns, sei es über Lebensmittel, Trinkwasser oder sogar in geringen Mengen über die Luft. Diese Aluminiumquellen machen dabei einen weit größeren Anteil aus als kosmetische Produkte, wie es in der Mitteilung heißt.
Deo oder Antitranspirant?
Viele „Deos“, wie sie umgangssprachlich genannt werden, sind ohnehin aluminiumfrei. Denn nur Antitranspirantien enthalten Aluminiumsalze, meist Aluminiumchlorohydrat (ACH). Diese sorgen dafür, dass wir nicht schwitzen – in Verbindung mit Proteinen im Schweiß bilden sie Pfropfen, die die Schweißporen verstopfen. Dabei ist Schwitzen eigentlich ein wichtiger Prozess, da es den Körper abkühlt. Bei Deodorants sorgen Parfüms und antibakterielle Stoffe dafür, dass der Schweiß nicht durch das Mitwirken von Bakterien unangenehm zu riechen beginnt – das Schwitzen an sich wird aber nicht gehemmt.
Aluminium bleibt außerhalb des Körpers
Die aktuelle Stellungnahme beseitigt lange Zeit vorhandene Unklarheiten. Die Ergebnisse stützen sich auf drei Studien über Antitranspirantien aus den Jahren 2001, 2016 und 2019. Sie alle hatten das Ziel, die Bioverfügbarkeit von Aluminium zu ermitteln, also wie schnell bzw. in welchem Umfang der Stoff über die Haut in den Körper aufgenommen wird.
Die Studie aus dem Jahr 2019 zeigte die größte Datenverlässlichkeit. Dabei trugen insgesamt zwölf Probandinnen ein Antitranspirant auf, deren Aluminium isotopisch markiert wurde. Zu mehreren Zeitpunkten (Stunden bzw. Tage) nach dem Auftragen wurde die Aluminiumkonzentration im Blut bzw. Urin gemessen. Durch die chemische Markierung konnten die Wissenschaftler das Aluminium des Antitranspiranten von anderen Quellen wie etwa durch Lebensmittel aufgenommenes Aluminium unterscheiden. Außerdem ermittelten sie, wie viel des Leichtmetalls auf der Kleidung, auf der Haut und im Waschwasser zurückblieb.
Die Ergebnisse: Bei dermaler Aufnahme (über die Haut) gelangt Aluminium nur in sehr geringen Mengen in den Körperkreislauf. Aluminium bildet mit den Schweißproteinen recht große Molekülkomplexe, was die Aufnahme zusätzlich erschwert. „Die große Mehrheit der angewandten Dosis bleibt außerhalb des Körpers“, so der Ausschuss. Zumindest die bei der Studie verwendeten Alu-Konzentrationen von bis zu 10,6 Prozent in Sprüh-Antitranspirantien und bis zu 6,25 Prozent in anderen Antitranspirantien sind also gefahrlos.
Kein gesicherter Zusammenhang mit Krebs
Noch Ende 2019 gab das BfR eine Stellungnahme heraus, die dazu riet, „Aluminiumquellen zu vermeiden, um mögliche Gesundheitsrisiken zu minimieren“. Jedoch waren zu diesem Zeitpunkt die aktuell vorliegenden Studienergebnisse noch nicht veröffentlicht, was zu Unsicherheit bei vielen Verbrauchern beigetragen hat. Obwohl nur wenig verlässliche Daten vorlagen, wurde vor aluminiumhaltigen Antitranspirantien lange gewarnt. Krankheiten wie Krebs, Nierenschäden und Alzheimer wurden damit verbunden. Tatsächlich gesichert ist, dass sich bei überhoher Aluminiumdosis Nierensteine oder eine Wassersackniere bilden können, auch für Knochen und Nervensystem wirkt das Metall toxisch. Für den Zusammenhang mit Krebs oder Alzheimer hingegen liegen keine gesicherten Daten vor.
Die Dosis macht das Gift
Wie bei den meisten Stoffen kann man auch hier sagen, dass die Dosis das Gift macht. Bis zu 1 mg Aluminium pro Kilo Körpergewicht und pro Woche ist unbedenklich. Eine große Menge an Aluminium nehmen wir durch Lebensmittel auf, etwa mit pflanzlicher Nahrung. Oft werden aber auch aluminiumhaltige Zusatzstoffe beigefügt. Auch Kochgeschirr, Küchengeräte oder Verpackungen bestehen häufig aus Aluminium. Experten raten daher: Unbeschichtete Alufolie, Trinkflaschen oder Kochgeschirr vermeiden, da das Metall besonders in Kontakt mit Salz oder Säure leicht löslich ist.
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